Eine Krone für Alexander (German Edition)
wen ich meine.“ Als sie sah, wie er zusammenzuckte,
fügte sie schnell hinzu: „Ich will dich nicht mit den alten Geschichten behelligen
oder Anschuldigungen gegen deine Mutter erheben. Niemand weiß, ob sie wirklich
schuld ist an Arrhidaios’ … Zustand. Das ist Vergangenheit und soll auf sich
beruhen. Aber eines weiß ich: Olympias hasst mich, und sie hasst Arrhidaios.
Sie wartet nur auf den Tag, an dem sie losschlagen kann. Sobald du König wirst,
ist er gekommen.“
Alexander seufzte. „Ich verspreche dir, dass ich Arrhidaios
schützen werde, auch vor meiner Mutter, wenn es erforderlich sein sollte.“
Philinna beugte sich vor, nahm seine Hände und sah ihm in
die Augen. „Von nun an werde ich alles tun, was in meiner Macht steht, um dich
zu unterstützen. Ich schwöre es dir beim Leben meines Sohnes!“
Philinna wollte seine Hände wieder loslassen, doch er hielt
sie fest. „Ich bin bereit, ebenfalls zu schwören. Bei welchen Göttern soll ich
es tun?“
„Wie ich schon sagte: Es gibt keine Sicherheit im Leben.
Alles, was ich wollte, war dein Versprechen, und du hast es mir gegeben. Das
genügt mir.“
Alexander ließ ihre Hände los. Philinna erhob sich und zog
ihren Schleier über den Kopf. Jetzt, wo sie sein Versprechen erhalten hatte,
schien sie es eilig zu haben, als fürchte sie, er könne es sich wieder anders
überlegen.
Alexander stand ebenfalls auf. „Wie bist du überhaupt darauf
gekommen, mir dieses … Geschäft vorzuschlagen?“
Philinna, schon an der Tür, wandte sich um und lächelte,
wodurch sie zehn Jahre jünger wirkte. „Eurydika hat mir dazu geraten, kurz vor
ihrem Tod. Sie sah darin die beste Chance, Arrhidaios’ Überleben zu sichern.“
„Merkwürdig. Ich hatte nie den Eindruck, dass sie sich um ihre
Enkel groß gesorgt hat. Aber auch mir hat sie damals einen guten Rat gegeben.“
Vielleicht war der alte Familiendrachen zum Schluss doch noch weich geworden.
Nachdenklich meinte Philinna: „Eurydika war eine außergewöhnliche
Frau. Sie war nie der fürsorgliche Typ, aber vielleicht haben wir sie alle
falsch eingeschätzt. Auf jeden Fall wusste sie, auf welches Pferd man setzen
muss, und sie hat auf dich gesetzt. Welchen Rat hat sie dir übrigens gegeben?“
Alexander überlegte, wie viel er ihr verraten konnte. „Dass
ich Philipp nicht vertrauen soll.“
„Auf jeden Fall ein guter Rat“,
meinte sie trocken. „Obwohl – so schlecht, wie alle denken, ist er auch wieder
nicht. Andere Männer hätten einen Sohn wie Arrhidaios längst verschwinden
lassen. Weil er für sie nutzlos ist und auch wegen der Schande. Aber Philipp
hat immer gut für ihn gesorgt.“
„Was wollte sie von dir?“
„Du weißt, dass ich mit ihr gesprochen habe?“
„Ich weiß alles, was im Palast vor sich geht.“ Wie sie auf ihrem
Stuhl saß und nervös an den Falten ihres Gewandes zog, hatte sie eine gewisse
Ähnlichkeit mit Philinna, die ihr sicher missfallen hätte, hätte sie davon
gewusst. „Andernfalls wäre ich längst tot, und du auch. Nicht zuletzt der
Tatsache, dass mir nichts im Palast entgeht, hast du es zu verdanken, dass du
noch lebst. Und nun verbündest du dich mit meiner gefährlichsten Rivalin!“
„Philinna ist keine Rivalin für dich, schon lange nicht
mehr. Und ich habe mich auch nicht mir ihr verbündet, ich habe nur mit ihr
gesprochen.“
„Und was hattest du mit ihr zu besprechen, hinter meinem
Rücken?“
„Ich habe nicht hinter deinem Rücken mit ihr gesprochen. Ihre Dienerin hat mich zu ihr gelockt, und da ich schon
einmal da war, habe ich mir angehört, was sie zu sagen hatte.“
„Na schön. Worum ging es?“ Olympias war aufgestanden und
hatte begonnen, hin und her zu wandern wie so oft.
„Sie hat mich gebeten, Arrhidaios’ Leben zu schonen.“
Sie lachte, und ihr Lachen war ebenso freudlos, wie es das
von Philinna gewesen war. „Als ob du es fertigbringen würdest, dem Bastard
etwas anzutun.“ Es klang verachtungsvoll, als sei die Bereitschaft zum
Brudermord eine bewundernswerte Tugend.
„Arrhidaios ist kein Bastard, nicht mehr als ich, und ich
würde ihm tatsächlich nichts zuleide tun – solange er keine Gefahr für mich
darstellt. Und das ist er im Augenblick nicht.“
„In der Tat, im Augenblick.“ Ihre
Stimme troff vor Zynismus.
„Philinna wird dafür sorgen, dass es so bleibt.“ Er
berichtete kurz von seiner Abmachung mit ihr, nur dass sie auch Schutz vor
Olympias verlangt hatte, ließ er weg.
„Und du traust dieser
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