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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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nahezu
ununterbrochen übergeben müssen. Inzwischen kann ich glücklicherweise wieder
normal essen, wie du siehst. Möchtest du vielleicht auch etwas?“
    „Nein, danke“, meinte Alexander hastig nach einem Blick auf
den vor Öl triefenden Teller. Normal essen ist gut, dachte er, während
er zusah, wie Kynnana sich wieder etwas in den Mund stopfte.
    „Na schön“, meinte sie schließlich eine Spur freundlicher,
„erzähl mir von deinen Heldentaten!“
    Von seinem Vater bekam Alexander einen langen Brief, in dem
er ihn für seinen Erfolg gegen die Maider belobigte. Außerdem erhielt er Order,
seinen Posten als Regent an Antipatros abzugeben und selbst nach Mieza zurückzukehren.
Dort sollte er seine Ausbildung bei Aristoteles abschließen, zusammen mit
seinen Altersgenossen, die in Kürze aus Thrakien eintreffen würden.
    Alexander fiel aus allen Wolken. „Habe ich nicht bei den Maidern
ganze Arbeit geleistet?“, beklagte er sich bei Antipatros. „Wenn es den
Aufständischen gelungen wäre, die Nachschublinien zu unterbrechen, dann hätte
mein Vater noch mehr Ärger bekommen, als er ohnehin schon hat. Aber ich habe
ihm den Rücken freigehalten, und zum Dank dafür schickt er mich wie einen
kleinen Jungen zurück nach Mieza!“
    Antipatros gab sich große Mühe, ihn zu beruhigen. „Sieh es
einmal sachlich: Niemand konnte wissen, dass der Krieg in Thrakien sich so in
die Länge ziehen würde. Philipp ist davon ausgegangen, dass er spätestens im
Herbst nach Pella zurückkehren würde. Es ist wichtig, dass du deine Ausbildung
abschließt. Du schwärmst doch dauernd davon, wie viel du bei Aristoteles
lernst! Es dauert nur noch bis zum nächsten Frühjahr, denn das letzte Jahr seid
ihr ohnehin ständig im Einsatz beim König. Danach seid ihr offiziell erwachsen.
Du sagst doch immer, du willst keine Extrawurst, weil du der Sohn des Königs
bist. Dann bring deinen Dienst als Königsjunge zu Ende wie alle anderen auch.“
    Alexander war jedoch noch nicht bereit, sich wieder
abzuregen. „Vielleicht ist der König neidisch, weil ich mit den Maidern kurzen
Prozess gemacht habe, während ihm in Thrakien in diesem Jahr noch nicht viel
gelungen ist.“
    „Alexander, ist das etwa wieder eine Idee deiner Mutter? Du
solltest dich nicht von ihr gegen deinen Vater aufhetzen lassen!“
    „Vielleicht ist er ja auch beleidigt, weil ich eine Stadt
gegründet und nach mir benannt habe.“
    „Das ist ein Punkt“, meinte Antipatros trocken, „den du dir
schon früher hättest überlegen können.“
    Sobald Alexander von der Ankunft der Königsjungen erfuhr, lief
er hinunter in den Hof, wo sie gerade von den Pferden gestiegen waren. Sie
begrüßten ihn mit kameradschaftlichem Geschrei und Rückenklopfen.
    „Du bist ja inzwischen zum Feldherrn avanciert“, grinste Proteas.
„Während wir abwechselnd vor Perinthos und Byzantion im Schlamm lagen, hast du
die Maider verdroschen. Aber denk bloß nicht, dass wir deshalb jetzt gleich vor
Ehrfurcht erstarren!“
    Harpalos hatte sein übliches ironisches Grinsen aufgesetzt.
„Hör nicht auf ihn! Er hat nur Angst, dass er in Mieza demnächst alle Latrinen
allein putzen muss. In Wirklichkeit wissen wir natürlich, dass du jetzt ein
hohes Tier bist und dich nur noch aus lauter Gnade zu uns Normalsterblichen
herablässt.“
    Die anderen kicherten albern, und Harpalos’ Worte klangen so
scherzhaft, dass man glatt vergessen konnte, dass sie mehr als das berühmte
Körnchen Wahrheit enthielten. Schlagartig wurde Alexander bewusst, dass die
Zeiten, in denen er einer von ihnen gewesen war, endgültig vorbei waren. Von
jetzt an würde niemand jemals wieder vergessen, wer er war (wenn das überhaupt
jemals der Fall gewesen sein sollte). Doch die Leichtigkeit, mit der Harpalos
seine geheimen Besorgnisse auf die Schippe genommen hatte, nahm ihm zumindest
vorläufig eine Last von den Schultern.
    Während sie weiter ihre Witze rissen, begannen seine Blicke,
suchend umherzuwandern. „Er ist bei Bukephalos“, erbarmte sich Hektor schließlich.
    Grelles Tageslicht fiel in den Stall, als Alexander das
knarrende Tor aufstieß. Hephaistion stand bei Bukephalos und streichelte seinen
Hals, während der Hengst leise schnaubte und die Nase an seiner Schulter rieb.
    „Da bist du ja“, sagte Hephaistion und schenkte Alexander
ein strahlendes Lächeln.
    Am nächsten Tag ritten sie zu zweit durch das Hügelland
nördlich von Pella. Gegen Mittag machten sie halt und setzten sich ins Gras.
Sie redeten

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