Eine Krone für Alexander (German Edition)
freudigen
Ereignisses ein Fest, und Alexander erhielt die Erlaubnis, für einige Tage nach
Pella zu reiten und seine Glückwünsche zu überbringen. Amyntas dankte ihm
höflich; seine Miene war dabei so undurchdringlich wie immer.
Inzwischen belagerten die Frauen Kynnana in ihrem
Wöchnerinnenzimmer. Audata, oder Eurydika, wie sie sich jetzt nannte, thronte
neben dem Bett ihrer Tochter auf einem Sessel und ging ganz in ihrer neuen
Rolle als stolze Großmutter auf. Kynnana hielt vom Bett aus Hof, umgeben von
ihren fröhlich schnatternden Freundinnen. Obwohl sie blass und übernächtigt
aussah und dunkle Ringe unter den Augen hatte, schien sich ihre Stimmung wieder
gebessert zu haben.
Die Kinderfrau hielt Alexander die kleine Hadeia unter die
Nase, und er wunderte sich, wie rot und schrumpelig sie war. Er fragte sich, ob
alle neugeborenen Babys so aussahen. Zu seiner Erleichterung ignorierte Hadeia
ihn vollständig, wie sie sich überhaupt durch den Trubel um sie herum nicht bei
ihrem Mittagsschlaf stören ließ. Nachdem er die Kleine gebührend bewunderte
hatte, schickte Kynnana alle Anwesenden hinaus, nur ihre Mutter blieb zurück.
„Ich schätze, das Schlimmste habe ich hinter mir“, seufzte
Kynnana. „Aber mein Bauch ist immer noch ziemlich dick, obwohl inzwischen gar
nichts mehr drin ist.“
Nun, wo es ruhiger geworden war, lehnte sie sich entspannt
im Bett zurück, und sofort sprang Audata auf, um die Kissen in ihrem Rücken zurechtzurücken
und die Decken glatt zu ziehen. „Das ist normal. Es wird sich bald geben.“
„Ich kann es gar nicht erwarten, dass ich mein Training
wieder aufnehmen kann. Die Herumsitzerei ist furchtbar, und erst recht das
Liegen. Durch das ewige Nichtstun verwandelt man sich unaufhaltsam in einen dicken,
unförmigen Kloß, sogar ohne Schwangerschaft.“
So redete sie noch eine Zeit lang dahin und beklagte sich
über die Geburt, den Rummel und über Audatas Fürsorglichkeit, die sie
übertrieben fand. „Du bist sicher erleichtert“, sagte sie unvermittelt. Im
Dahinplätschern ihres Lamentos hätte er es fast überhört.
„Was meinst du?“
„Tu nicht so ahnungslos! Deine Mutter hat vor Freude fast
einen Purzelbaum gemacht. Es heißt, sie hat an allen erreichbaren Altären
Dankesopfer dargebracht, so wie damals, als Nikesipolis gestorben ist.“
Er zuckte zusammen.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht in Verlegenheit
bringen. Das sind noch die Nachwirkungen der Geburt und der Schwangerschaft.“
Er fasste sich schnell wieder. „Ist schon gut.“ Natürlich,
seine Mutter war erleichtert, dass es ein Mädchen geworden war.
Kynnana fuhr fort: „Olympias hasst mich, sie hasst meine
Mutter, und sie hasst Amyntas! Je dicker mein Bauch wurde, umso vernichtender
wurden ihre Blicke. Sie sieht in Amyntas einen Konkurrenten für dich und denkt,
wenn er einen Sohn hätte, würde das seine Position stärken. Das ist typisch für
sie, für sie dreht sich immer alles um die Thronfolge. Aber was ist mit dir?“
Kynnana sah ihn forschend an. „Hältst du Amyntas auch für einen Rivalen?“
„Sollte ich das?“, fragte er zurück.
„Nein“, erwiderte sie mit Bestimmtheit. „Dazu besteht kein
Grund.“
„Wieso bist du da so sicher?“
„Amyntas hat sich über die Geburt seiner Tochter wie
verrückt gefreut. Er weiß, dass er jetzt Verantwortung für seine Familie trägt
und es sich nicht leisten kann, sein Leben aufs Spiel zu setzen, um
irgendwelchen Träumen nachzujagen. Glaub mir, nichts liegt ihm ferner, als dir
Konkurrenz zu machen.“
„Als Kind hat er das aber anders gesehen.“
Kynnana wedelte ungeduldig mit der Hand. „Was erwartest du?
Er war der rechtmäßige Erbe seines Vaters, und die Heeresversammlung hat ihn
als König anerkannt. Dann ist unser Vater gekommen, hat ihn vom Thron geschubst
und sich selbst daraufgesetzt. Natürlich war Amyntas verbittert, sobald er alt
genug war, um es zu begreifen. Wer wäre das in seiner Lage nicht gewesen? Aber
jetzt ist er ein erwachsener Mann und sieht die Dinge, wie sie sind. Er hat
sich damit abgefunden, dass er niemals wieder König sein wird.“
„Nur, weil jemand erwachsen ist, ist er noch lange nicht
frei von Ehrgeiz – eher im Gegenteil, sollte man annehmen.“
Kynanne und ihre Mutter tauschen einen rätselhaften Blick.
„Sag es ihm“, meinte Audata schließlich.
Kynnana sah Alexander in die Augen. „Nicht lange nach
unserer Hochzeit hat Amyntas mir erzählt, dass er eine Warnung erhalten hat.
Von unserer
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