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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Und dann folgte die
nächste Überraschung: Philipp hatte sich nicht etwa nach Südwesten gewandt,
nach Amphissa, seinem vorgeblichen Ziel, sondern nach Osten. Er hatte Elateia
besetzt und stand nun nicht weit von der boiotischen Grenze.
    „Sie sind da“, meldete einer der Königsjungen.
    Philipp stellte sein Abendessen zurück auf den Tisch.
„Sollen reinkommen.“
    Schweigend sah Alexander zu, wie der Junge drei Männer hereinführte.
Der eine war Amyntor, Hephaistions Vater, die beiden anderen kannte er nicht.
Alle drei wirkten müde und abgekämpft, ihre Kleidung war staubbedeckt, als ob
sie einen weiten Weg hinter sich hatten. Die Königsjungen stellten ein paar
Stühle dazu und gossen Wein ein. Dann schickte Philipp sie mit Ausnahme
Alexanders hinaus.
    Die Neuankömmlinge nahmen ihre breitkrempigen Reisehüte ab.
Der eine der beiden Unbekannten war groß und schlank und hatte einen kurz
geschnittenen schwarzen Bart, der andere war ein korpulenter Mann in mittleren
Jahren mit einem schütteren Haarkranz von undefinierbarer Farbe und einer
ebenso beschaffenen Bartfräse. Er trug Reisekleidung, doch an den dicken
Fingern blitzten kostspielig aussehende Ringe. Alexander hätte ihn ohne
Weiteres für einen reichen Kaufmann auf der Durchreise gehalten, und er lag
richtig damit, denn Amyntor stellte ihn als seinen Geschäftsfreund Demetrios
aus Athen vor.
    Der König reichte Demetrios persönlich einen Becher mit
Wein. „Trinkt erst einmal etwas. Möchtet ihr auch etwas essen?“
    „Nein danke, lieber später.“ Demetrios nahm einen langen
Schluck.
    „Soll ich mich zurückziehen?“, fragte der Dunkelbärtige.
    „Nein. Wie war die Reise? Seid ihr unbehelligt durchgekommen?“
    „Keine Probleme“, erwiderte Amyntor. „Wir haben uns immer
auf Schleichwegen gehalten. Xenokrates war übrigens nicht begeistert, dass wir
die Akademie als Treffpunkt gewählt haben, aber schließlich hat er doch
mitgespielt.“
    Langsam begann Alexander zu verstehen. Amyntor hatte sich
mit seinem Geschäftsfreund heimlich in der Akademie getroffen und ihn von dort
aus durch Attika und Boiotien geschmuggelt. Speusippos, Platons Neffe und nach
dessen Tod Leiter der Akademie, war im Sommer gestorben, und der angesehene
Philosoph Xenokrates war, wie Aristoteles vorausgesagt hatte, sein Nachfolger geworden.
    Demetrios hatte seinen Becher inzwischen leer getrunken und
stellte ihn ab, zum Zeichen, dass er bereit war zu reden. Philipp lächelte ihm
ermunternd zu.
    „Vor drei Tagen“, begann der Kaufmann seinen Bericht,
„trafen die ersten Gerüchte in Athen ein. Es hieß, die makedonische Armee stehe
an den Thermopylen, und es sei nur eine Frage der Zeit, bis sie durch Boiotien
nach Attika einmarschieren werde. Andere dagegen meinten, ihr würdet es niemals
durch die Thermopylen schaffen. Die ganze Stadt war voll Unruhe und Lärm. Am
nächsten Morgen wurde die Volksversammlung einberufen. Was in ihr vor sich
ging, weiß ich natürlich nur aus zweiter Hand, von meinen Nachbarn und
Geschäftsfreunden.“
    „Natürlich“, sagte Philipp.
    „Der Ratsausschuss gab bekannt, dass die makedonische Armee
die Thermopylen umgangen und Elateia besetzt habe. Ein Aufschrei ging durch die
Menge, danach trat fassungslose Stille ein. Dann begannen Demosthenes’
Claqueure, seinen Namen zu rufen, sie flehten ihn förmlich an, das Wort zu
ergreifen. Das war natürlich einstudiert, denn in Wirklichkeit brannte
Demosthenes darauf zu reden, und wie sich herausstellte, hatte er auch schon
eine Rede parat. Meine Informanten sagen, man konnte ihr anmerken, dass er die
ganze Nacht über daran gearbeitet hatte.“
    „Klar“, bemerkte Philipp bissig, „ohne ausgiebige Vorbereitung
bringt er kein sinnvolles Wort über die Lippen.“
    „Demosthenes stellte den Antrag, sofort das athenische Bürgerheer
zu den Waffen zu rufen und bis zur boiotischen Grenze vorrücken zu lassen, aber
auf keinen Fall weiter, um keine Grenzverletzung zu begehen, die die Thebaner
missverstehen könnten. Außerdem sollte sofort eine zehnköpfige Gesandtschaft
nach Theben geschickt werden und dort ein Bündnis vorschlagen. Inzwischen
dürfte sie auf dem Weg sein. Demosthenes führt sie an.“
    „Wer ist noch dabei?“
    Demetrios nannte ein paar Namen, darunter Hypereides,
Demades und Lykurgos, alle als Wasserträger von Demosthenes bekannt. „Ich habe
einen Informanten in Demosthenes’ engstem Kreis, daher weiß ich, wie weit er
bei den Verhandlungen mit den Thebanern zu gehen

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