Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
Vom Netzwerk:
den
Spitzel so gebauchpinselt hast.“
    „Dann will ich hoffen, dass du daraus lernst. Sei
respektvoll gegenüber jedem, der dir nützen kann, unabhängig von seiner
Herkunft. Das ist der Grund, warum ich viele Griechen unter meine Hetairen aufgenommen
habe, zum Beispiel die Väter von einigen deiner Freunde. Die Alteingesessenen
grummeln natürlich, und es wird vielleicht eine oder zwei Generationen dauern,
aber dann hat man vergessen, woher die Vorfahren der Neubürger gekommen sind.
In meiner Armee werden sogar Barbaren anständig behandelt. Ich meine richtige
Barbaren, wie die Paionen und Thraker.“
    Am nächsten Tag brachte Philipp seinerseits eine
Gesandtschaft nach Theben auf den Weg, prominent besetzt mit seinem Neffen
Amyntas und einem ausgefuchsten alten Diplomaten namens Kleandros. Die
Gesandten beider Seiten trugen der thebanischen Volksversammlung abwechselnd
ihre Standpunkte vor, doch die Verhandlungen waren zäh und zogen sich hin. Und
die promakedonische Partei in Theben verlor seit Jahren an Boden. Schließlich
kehrten die Gesandten nach Elateia zurück. Kleandros schüttelte den Kopf, als
er vom Pferd stieg, und Amyntas machte ein Gesicht, als habe man ihn gezwungen,
eine Handvoll Regenwürmer zu essen.
    „Dieser Demosthenes ist geradezu unheimlich“, beklagte er
sich. „Wenn man ihn so ansieht, denkt man, was für ein langweiliger, farbloser
Kerl. Aber wenn er die Rednertribüne betritt, ist er plötzlich wie
ausgewechselt. Er könnte einen glatt überreden, die eigene Großmutter als
Haremsdame an den Hof des Großkönigs zu verkaufen.“
    „Schon gut“, sagte Philipp düster. „Niemand hat Wundertaten
von euch erwartet.“
    Kleandros setzte den Bericht fort. „Demosthenes hat die
Thebaner nach Strich und Faden eingewickelt. Timolaos hat sich mit aller Kraft
für unsere Sache eingesetzt, aber Demosthenes beschimpfte ihn als Verräter,
nicht nur an Theben, sondern an ganz Griechenland. Jedes Mal, wenn er redete,
wurde die Stimmung feindseliger. Zum Schluss hätte ich fast erwartet, dass man
uns mit Eiern und faulen Feigen bewirft.“ Er machte ein so deprimiertes
Gesicht, als sei ihm diese entwürdigende Behandlung tatsächlich widerfahren.
    „Welche Bedingungen hat Demosthenes den Thebanern zugestanden?“
    „Das, was du erwartet hast: geteilter Oberbefehl zur See und
alleiniger zu Lande.“
    Das athenische Bürgeraufgebot überschritt die Grenze nach Boiotien
und vereinigte sich mit den thebanischen Truppen. Gleichzeitig besetzten zehntausend
Söldner unter dem Kommando des Atheners Chares und des Thebaners Proxenos die
Pässe auf dem Parnassos, dem Gebirgszug, der sich zwischen Elateia und Amphissa
erstreckte. Philipp saß mit seiner Armee fest, er konnte weder nach Amphissa
noch weiter nach Boiotien vorrücken. Den ganzen Winter über schwärmten
Gesandtschaften aus Athen aus und trommelten überall im Land für Unterstützung.
Alle warteten darauf, dass die Entscheidung im Frühjahr fallen würde, und immer
klarer wurde, dass es die Entscheidung über die Zukunft Griechenlands sein
würde.
    Eines Tages gingen im Lager Gerüchte um, wonach der Aufbruch
unmittelbar bevorstehe. Alexander, der wieder einmal von nichts wusste, wartete,
dass Philipp so etwas wie einen Kriegsrat einberief, doch nichts geschah.
Schließlich beschloss er, der Sache auf den Grund zu gehen. Im Eingang zum Zelt
des Königs kam ihm ein Mann mit einer Kuriertasche entgegen, der ihm bekannt
vorkam. Alexander ließ ihn vorbei, dann ging er hinein und erfuhr, dass der
Marsch auf die Pässe nach Amphissa bevorstand. Er fragte seinen Vater nach der
Taktik, die er einzusetzen gedachte.
    „Taktik? Brauchen wir nicht“, antwortete Philipp kurz angebunden.
    „Aber auf den Pässen stehen zehntausend Schwerbewaffnete!
Die werden uns kaum ohne Weiteres durchlassen.“
    „Wenn alles planmäßig läuft, steht dort überhaupt niemand.“
    Alexander starrte Philipp an, und Philipp starrte zurück,
bis er es nicht mehr aushielt und zu lachen begann. „Du solltest dein Gesicht
sehen! Aber wenn du es unbedingt wissen musst: Gerade eben habe ich einen Brief
zu Antipatros nach Pella geschickt, mit der Nachricht, dass wir sofort abziehen.
Aufstand in Thrakien.“
    Der Mann mit der Kuriertasche. Schlagartig fiel Alexander
ein, wieso er ihm bekannt vorgekommen war: Es war der gleiche Mann, der
Demetrios und Amyntor durch die feindlichen Linien gelotst hatte. Unwillkürlich
begann Alexander zu grinsen. „Ich nehme an, es gibt

Weitere Kostenlose Bücher