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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Junge
warst, und jetzt bist du schon ein Mann. Oder fast.“ Sie strich ihm lächelnd
über das Haar und zerstrubbelte es.
    Er lächelte zurück. Während des Feldzugs war er siebzehn
Jahre alt geworden. „Jedenfalls Mann genug für den Krieg. Als Achilleus in den
Trojanischen Krieg zog, war er auch nicht älter als ich.“
    „Natürlich. Erzähl mir von deinen Heldentaten!“
    Aus dem Süden waren während ihrer Abwesenheit interessante
Nachrichten eingetroffen. Isokrates hatte eine weitere Schrift veröffentlicht,
die wie alle seine Werke in der gesamten griechischen Welt Beachtung fand.
Einmal mehr kam der Schriftsteller auf sein Lieblingsthema zu sprechen, den
panhellenischen Feldzug gegen den persischen Erbfeind. Isokrates erinnerte an
Agamemnon, König von Mykene, der die Truppen aller griechischen Staaten
vereinigt und gegen Troja geführt habe. Allen war klar, dass Isokrates Philipp
die Rolle eines neuen Agamemnon zugedacht hatte.
    Weniger schön war die Sache mit den Thebanern. Sie hatten
die Festung Nikaia an den Thermopylen in einer Nacht-und-Nebel-Aktion
überfallen und die makedonische Garnison vertrieben, die dort seit dem Ende des
Krieges gegen die Phoker stationiert gewesen war. So hatte Philipp seinen
Vorposten am Tor nach Süden verloren.
    „Und das, obwohl wir offiziell immer noch mit den Thebanern
verbündet sind“, fügte Antipatros betrübt hinzu, als er Bericht erstattete.
    Philipp nahm den Verlust achselzuckend zur Kenntnis. „Ich
brauche die Thermopylen nicht. Wenn ich nach Süden will, dann komme ich, und niemand
wird mich aufhalten.“
    Alexander sprang sofort auf das Thema an. „Wie meinst du
das: Wenn du nach Süden willst?“, fragte er, atemlos wie ein hechelnder Hund,
dem jemand einen Knochen hinhält. „Heißt das, es geht bald los?“
    Philipp, das Bein hochgelegt, lehnte sich in seinem Sessel
zurück, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und starrte grinsend an die
Decke. „Sei nicht immer so neugierig!“
    Alexander ließ seine Blicke zwischen ihm und Antipatros hin
und her wandern. Der musterte jedoch nur interessiert seine Nägel. Auch
Parmenion, der sich scheinbar ganz seinem Weinbecher widmete, schien Bescheid
zu wissen, jedenfalls verzog er keine Miene. Mürrisch sagte Alexander: „Warum
sagt mir nie jemand etwas?“
    Philipps Grinsen wurde noch breiter. „Warte doch einfach mal
ab! Aber vorher erzähl Antipatros, wie wir mit den Skythen fertig geworden
sind.“
    Alexander ließ sich nicht lange bitten und erläuterte ausführlich
die skythische Kampftaktik. „Unser Problem war also“, schloss er seinen
Vortrag, „dass unser Reiter allein den Skythen zahlenmäßig nicht gewachsen
waren, unsere Fußtruppen aber nicht schnell genug, um sie einholen zu können.
    „Und wie habt ihr das Problem gelöst?“, wollte Antipatros
wissen.
    „Indem wir aus der Phalanx die leistungsfähigsten Soldaten
ausgewählt und mit den Pezhetairen zu einer Einsatztruppe zusammengefasst
haben“, erklärte Alexander und berichtete in allen Einzelheiten von dem
Manöver, mit dem sie die Skythen ausgetrickst hatten.
    „Tja“, resümierte Parmenion, als Alexander fertig war, „unsere
Phalanx ist in der Feldschlacht allen anderen Fußtruppen überlegen, aber sie
ist in der Tat ein wenig schwerfällig. Das gilt im Grunde für alle
Hopliten-Formationen. Leichtbewaffnete sind schneller und beweglicher, verfügen
andererseits aber auch über weniger Durchschlagskraft.“
    „Genau“, stimmte Alexander ihm zu. „Deshalb wäre es gut,
wenn wir eine Einheit hätten, die die Vorzüge beider Truppenteile miteinander
vereint. Die ebenso schlagkräftig ist wie die Phalanx, aber schneller und flexibler.
Dazu müsste sie natürlich statt mit der Sarissa mit kürzeren, handlicheren
Lanzen und einem größeren Schild ausgerüstet sein.“
    „Also eher wie herkömmliche Hopliten?“, fragte Philipp interessiert.
    „Oder wie die Pezhetairen. Die könnten wir zu einer
richtigen Feldtruppe ausbauen, einer Eliteeinheit, in die die besten Soldaten
aus der Phalanx befördert werden.“
    „Keine schlechte Idee“, meinte Philipp. „Wir bräuchten natürlich
einen Namen für die neue Einheit. Wie ich dich kenne, hast du dir bereits einen
ausgedacht, oder?“
    „Ich finde, wir sollten den Namen Pezhetairen beibehalten.
Das wäre ein gewaltiger Anreiz, denn die königlichen Gardetruppen stehen bisher
nur den Söhnen des Adels offen, zu Fuß bei den Pezhetairen oder zu Pferd bei
der Hetairen-Reiterei.

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