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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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ihr die euch unterstellten Offiziere instruieren.“
    Parmenion trat zurück, und der König selbst ergriff das
Wort. „Sicher habt ihr euch über die, sagen wir, unkonventionelle Aufstellung gewundert.
Sie ist Grundlage der Strategie, die ich im Laufe des Tages zusammen mit
Parmenion entwickelt habe. Und die sieht folgendermaßen aus: Auf ein Signal hin
werden alle Teile der Phalanx in gleichmäßigem Tempo vorrücken. Das bedeutet,
dass der äußerste rechte Flügel zuerst Feindkontakt bekommt. Er wird die
Athener kurz in einen Kampf verwickeln und dann den Rückzug antreten.“
    Mit Ausnahme von Philipp und Parmenion gab es keinen Offizier
im Raum, der nicht ein verblüfftes Gesicht gemacht hätte. Die Spielchen
gehen weiter, dachte Alexander halb missmutig, halb fasziniert. Der König
nannte nun die Namen der Offiziere, deren Einheiten an dem Rückzugsmanöver
teilnehmen sollten, und besprach mit ihnen die Einzelheiten: Der Rückzug sollte
schnell genug erfolgen, um dem Feind eine Flucht vorzutäuschen, zugleich aber
geordnet und kontrolliert vonstattengehen. Die Formationen blieben intakt, die
Fühlung zwischen den einzelnen Einheiten durfte zu keinem Zeitpunkt verloren
gehen.
    „Die Athener werden sich einbilden, wir rennen vor ihnen
davon“, sagte Philipp. „Sie werden hinter uns herstürmen, und da ihre Bewegung
im Gegensatz zu unserer nicht koordiniert ist, werden ihre Einheiten den
Kontakt zu ihren Nachbarn verlieren. Dadurch werden sich in der gegnerischen
Frontlinie früher oder später Lücken auftun. Sobald dies geschieht, geht die
Reiterei auf dem äußersten linken Flügel zum Sturmangriff über, prescht in eine
der Lücken und treibt einen Keil in die gegnerische Schlachtreihe. Zur gleichen
Zeit kommt der Rückzug des rechten Flügels zum Stehen, und die Einheiten dort
gehen nahtlos zum Gegenangriff über.“
    Philipp hob seinen Blick von der Karte und sah Alexander in
die Augen.
    „Wenn du mit den Reitern die Thebaner zerschmettert hast,
wendest du dich nach rechts dem gegnerischen Zentrum zu und rollst es von der
Flanke her auf, während ich es von der anderen Seite her unter Druck setze. Wir
nehmen sie in die Zange. Wenn der Abend kommt, wird von ihrer Streitmacht
nichts mehr übrig sein, was diesen Namen verdient!“
    „Komm mit“, sagte Philipp zu Alexander, als die Besprechung
zu Ende war.
    Sie stiegen auf ihre Pferde und ritten aus dem Lager. So
weit das Auge reichte, war die Ebene vom goldgelben, trockenen Gras des
Hochsommers bedeckt, durchbrochen von niedrigem Gestrüpp und kleinen
Wasserläufen, die von den Bergen des Thurion herab zum Kephisos flossen.
Philipp sprach die ganze Zeit kein einziges Wort, und Alexander fragte sich,
warum sein Vater ihn mitgenommen hatte.
    Weit hinten waren in der einsetzenden Dämmerung die gegnerischen
Lager zu erkennen, streng nach Kontingenten getrennt. Vereinzelt stiegen
Rauchsäulen zum Himmel. Im Lauf des Abends würden es immer mehr werden, bis die
ganze Talbreite von Lagerfeuern erhellt sein würde. Von fern waren einzelne Rufe
zu hören, doch die Entfernung war zu groß, um etwas verstehen zu können. Die
Soldaten bereiteten sich auf die Nacht vor, die für einige von ihnen die letzte
ihres Lebens sein würde. Morgen, dachte Alexander, während er neben
seinem Vater herritt, wird diese Ebene mit Toten übersät sein, und das
Wasser dieses kleinen Baches hier wird rot sein von Blut.
    „Du weißt, dass ich in meiner Jugend eine Zeit lang als
Geisel in Theben war“, sagte Philipp plötzlich und riss Alexander aus seinen
Gedanken. Inzwischen hatten sie den Abschnitt erreicht, dem gegenüber am
nächsten Morgen die Thebaner Stellung beziehen würden. „Ich war fünfzehn, als
ich nach Theben kam, und siebzehn, als ich es wieder verließ. Heimlich, bei
Nacht und Nebel, nachdem Perdikkas mir eine Botschaft geschickt hatte, dass er
Ptolemaios umgebracht und die Macht übernommen hatte.“
    Alexander erwiderte nichts. Er kannte die Geschichte.
    Philipp sprach weiter. „Ich lebte im Haus eines Heerführers
namens Pammenes. Epameinondas ging bei ihm ein und aus, der große Feldherr, der
ein paar Jahre zuvor die Spartaner bei Leuktra besiegt hatte. Die Spartaner!
Seit Menschengedanken galten sie als die größten Krieger Griechenlands. Und
dann kam Epameinondas und schlug sie. Fegte sie einfach so hinweg.“ Er
schnippte mit den Fingern. „Danach war Theben die mächtigste Stadt in
Griechenland, zumindest für ein paar Jahre, bis Epameinondas bei

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