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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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panhellenischen Rachezug. Er wird sie sicherlich
interessant finden.“
    Platons Akademie lag idyllisch inmitten einer weitläufigen
Gartenlandschaft. Es gab einen rechteckigen Hof, der von Säulenhallen umgeben
war, mit einem Brunnenbecken in der Mitte und einem lang gestreckten Podest für
die Statuen der neun Musen, denen die Schule geweiht war. Alexander war
überrascht, wie sehr ihn die Anlage und ihre Umgebung an Mieza erinnerten.
Xenokrates, der Leiter der Einrichtung, war wiederum überrascht, als er
Alexander mit seiner Begleitung im Peristyl vorfand.
    „Selbstverständlich kannst du dem Heros Akademos opfern,
ebenso den Musen, wenn du möchtest. Wie du vielleicht weißt, ist die Akademie
eine Kultgemeinschaft, die den Musen gewidmet ist.“
    „Ja, das weiß ich. Die Schule erinnert mich an Mieza, wo Aristoteles
mich und meine Altersgenossen unterrichtet hat. Dort gibt es ein Heiligtum der
Nymphen, und die Landschaft sieht ein bisschen so aus wie hier.“
    Auf das Stichwort hin erkundigte sich Xenokrates höflich
nach Aristoteles und seinem Wohlergehen, ebenso nach dem von Theophrastos und
Kallisthenes, die er von früher kannte. „Als Platon starb und Speusippos sein
Nachfolger wurde, gingen wir alle zusammen nach Assos zu unserem Freund und
Mitschüler Hermeias“, erklärte er. „Furchtbar, was die Perser ihm angetan
haben!“
    Alexander, der sich an Hermeias’ Schicksal noch gut
erinnerte, stimmte ihm zu. „Aristoteles hat berichtet, dass er furchtlos in den
Tod gegangen ist.“
    „Ja, Hermeias war ein wahrer Philosoph, mehr als wir alle.
Als er verhaftet wurde, hielt ich mich noch in Assos auf, Aristoteles dagegen
war schon nach Makedonien gegangen. Wie ich sehe, ist seine Aufgabe dort
beendet. Hat er vor, wieder an die Akademie zurückzukehren?“
    „Ich glaube, er wird noch einige Zeit in Makedonien bleiben.
Vielleicht will er eine eigene Schule gründen.“
    Nachdem Alexander die vorgesehen Opfer am Grab des Heros
Akademos und am Altar der Musen vorgenommen hatte, führte Xenokrates ihn und
seine Begleitung auf dem Schulgelände herum. In den Säulenhallen, die den Hof
umgaben, befanden sich die Lese- und Arbeitsplätze der Akademiemitglieder, der
Trakt auf der Stirnseite enthielt Vortragsräume und eine Bibliothek.
    Xenokrates ließ sich mit seinen Gästen in der schattigen
Vorhalle nieder und war bald in ein angeregtes Gespräch mit Antipatros und
Hephaistion verwickelt, die beide eine geheime Leidenschaft für Philosophie
nährten. Alexander, der sich mehr für Kunst als für Philosophie interessierte,
setzte sich ab, um die Statuen der Musen zu bewundern. Danach ließ er sich auf
dem Rand des Brunnenbeckens nieder. Gedankenverloren saß er in der Sonne und
ließ die Hand ins Wasser hängen, als sich einer der Philosophen neben ihn
setzte.
    „Eine empfindliches Volk, diese Platonsjünger“, begann der
Mann im Plauderton. „Als Speusippos nach Platons Tod die Leitung übernahm, haben
viele Mitglieder die Akademie verlassen, angeblich aus Protest, weil man
Speusippos einen lockeren Lebenswandel nachsagte und er als zu politisch galt. In Wirklichkeit waren sie nur beleidigt,
dass Platon nicht einen von ihnen zum Nachfolger bestimmt hat. Als Xenokrates
später Leiter der Schule wurde, hat ihm Aristoteles das sehr verübelt. Ich
glaube nicht, dass er sich hier so bald wieder blicken lassen wird.“
    „Meinst du?“, fragte Alexander skeptisch. „Ich glaube eher,
dass er sich inhaltlich von der Akademie entfernt hat. Er ist mehr an der
empirisch erfahrbaren Welt interessiert als an der abstrakten Ideenwelt
Platons. Und was ist mir dir? Welche Richtung bevorzugst du?“
    „Ich?“ Der Mann lachte. „Ich bin kein Mitglied der Akademie,
sondern nur auf der Durchreise.“
    „Aha“, sagte Alexander abwesend. Antipatros hatte sich
mittlerweile zurückgezogen, und Xenokrates unterhielt sich angeregt mit
Hephaistion. „Zu welcher philosophischen Schule tendierst du?“
    „Am ehesten noch zum Kynismus – in Athen war ich eine Zeit
lang ein Schüler des berühmten Diogenes. Aber eigentlich zieht es mich weniger
zur Philosophie als zur Redekunst und zur Geschichtsschreibung. Vor Kurzem habe
ich ein Rhetoriklehrbuch fertig gestellt, und jetzt arbeite ich an einem
längeren Werk über die Taten deines Vaters.“
    „So wie Theopompos?“
    „Wie Theopompos, nur kürzer. Am wievielten Buch sitzt er
denn jetzt?“
    „Wie …? Als ich das letzte Mal mit ihm gesprochen habe, war
er am

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