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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Pella war und
sich so blamiert hat?“
    „Ich würde sagen, dieser Vorfall hat seine Einstellung nicht
gerade verbessert“, gab Hypereides schließlich zu. „Aber seine Abneigung hat
tiefere Gründe. Willst du eine ehrliche Antwort?“
    „Natürlich.“
    „Dann hör zu. Angefangen hat das alles schon kurz nach
Philipps Regierungsantritt, als er uns Amphipolis weggenommen hat.“
    „Schon wieder die alte Geschichte!“, stöhnte Alexander.
    „Du wolltest eine ehrliche Antwort.“
    „Rede weiter.“
    „Philipp hatte versprochen, die Besatzung, die sein Bruder
Perdikkas in Amphipolis stationiert hatte, abzuziehen.“
    „Ja, als Gegenleistung dafür, dass die Athener den Thronprätendenten
Argaios fallen ließen“, erwiderte Alexander mit einer gewissen Bissigkeit. „Und
mein Vater hat sein Versprechen ja auch gehalten.“
    „Nur vorübergehend. Sobald er die Hände frei hatte, begann
er, Amphipolis zu belagern. Die Bürger der Stadt baten uns um Hilfe …“
    „Ausgerechnet! Ihr wolltet Amphipolis doch nur für euch
selbst!“
    „Dein Vater behauptete, er belagere die Stadt nur, um sie
uns zurückgeben zu können, doch dann behielt er sie für sich selbst. Unsere Gesandten
protestierten abermals …“
    „… und boten ihm im Tausch dafür Pydna an, das mit euch
verbündet war.“ Alexander hatte noch nie gefunden, dass die Athener in dieser
Angelegenheit eine gute Figur abgegeben hatten.
    „… und daraufhin besetzte Philipp auch diese Stadt.“ Hypereides
hatte angefangen, Philipps Untaten an den Fingern seiner ringgeschmückten Hände
abzuzählen. „Im gleichen Jahr zerstörte er unsere Kolonie Poteidaia, im
nächsten eroberte er das mit uns verbündete Methone und noch in paar Jahre
später Olynthos und die anderen chalkidischen Städte. Dann unsere Stützpunkte
an der thrakischen Küste – Apollonia, Galepsos, Oisyme, Abdera, Maroneia, Neapolis
… so ging es immer weiter. Philipp nahm uns eine Stadt nach der anderen ab, die
einen mit brutaler Gewalt, die anderen durch Bestechung und Verrat.“
    Keine Mauer ist hoch genug, dass ein mit
Gold beladener Esel sie nicht überschreiten könnte. Alexander wusste
zufällig genau, dass Hypereides recht hatte. Philipp war nie zimperlich in der
Wahl seiner Mittel gewesen.
    „Demosthenes war der Erste, der begriff, wie gefährlich Philipp
war“, fuhr der Athener fort. „Dass er bei der Verwirklichung seiner Ziele vor nichts
zurückschreckte, während er in einem fort seine Friedensliebe beteuerte. Immer
wieder warnte Demosthenes seine Mitbürger vor ihm, flehte sie an, dem
bedrängten Olynthos Hilfe zu schicken. Doch sie hörten nicht auf ihn, bis es zu
spät war. Trotz allem ist er danach über seinen Schatten gesprungen und hat
sich für den Friedensvertrag ausgesprochen. Doch dann, kaum war der Vertrag
besiegelt, hatte Philipp nichts Eiligeres zu tun, als bei Nacht und Nebel die
Thermopylen zu durchschreiten.“
    Kinder betrügt man mit gefälschten
Würfeln, Männer mit Verträgen.
    „Nun war Demosthenes endgültig klar, dass Philipps ständigen
Friedensbeteuerungen nicht zu trauen war. Er war angewidert von seiner Hinterhältigkeit,
von seiner Skrupellosigkeit und Brutalität. Und das ist der Grund, warum er ihn
so sehr verabscheut.“
    „Und aus Hass auf ihn ist er bereit, über die Leichen seiner
Mitbürger zu gehen?“
    „Ich gebe zu, dass sein Hass eine irrationale Seite hat“,
gab Hypereides zu. „Doch eigentlich geht es darum nicht. Ihr Makedonen seht in
Demosthenes nur einen Fanatiker, blind vor Hass. Aber in Wirklichkeit ist er
ein Patriot, der einzig und allein das Wohl seiner Stadt im Auge hat.“
    Alexander lachte höhnisch. „Ein Patriot? Was ist mit den
tausend Toten, deren Überreste ich eben nach Athen gebracht habe?“
    „Ja, ein Patriot“, beharrte Hypereides. „Du hast die
Akropolis gesehen, ein Monument der Größe und Erhabenheit. Eben noch hast du
Polygnotos’ Bild bewundert, das einen unserer größten Siege feiert, und
gestern, habe ich gehört, warst du in Platons Akademie. Dein eigener Lehrer war
einer seiner Schüler. Unsere Stadt erhellt mit ihrem Geist die Welt wie eine
Fackel die Dunkelheit!“
    Alexander erwiderte: „Ich verstehe durchaus, was du meinst.
Athen hat der Menschheit viel gegeben: Bildung, Kunst, Kultur, eine Idee von
Menschlichkeit, auch von Demokratie meinetwegen.“
    „Dann kannst du vielleicht ein bisschen nachvollziehen, worum
es uns geht. Demosthenes bekämpft euch Makedonen, weil ihr eine

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