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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Leben hat er sich für
den panhellenischen Rachekrieg eingesetzt, und jetzt, wo er endlich in
greifbare Nähe rückt, bringt er sich um. Wirklich schade. Übrigens ist Lysikles
ebenfalls tot.“
    „Lysikles?“ Der nette alte Herr?
    „Dein Freund Lykurgos hat ihn vor Gericht gezerrt, und seine
Mitbürger verurteilten ihn zum Tode.“ Das war also der „kleine Rechtsstreit“ gewesen,
den Lysikles auf dem Symposion erwähnt hatte.
    Philipp nahm eine Schriftrolle zur Hand, wahrscheinlich
einen von Demetrios’ Berichten, und zitierte wörtlich aus der Anklage. „ Du warst der verantwortliche Feldherr, Lysikles, und nun, nachdem
tausend Bürger gefallen und zweitausend in Gefangenschaft geraten sind und ganz
Griechenland unter der Knechtschaft ächzt, nachdem dies alles unter deiner
Verantwortung geschehen ist, da wagst du es noch, zu leben und das Licht der
Sonne zu sehen und dich auf der Agora herumzutreiben? Du, ein wandelndes
Denkmal für die Schande und Schmach unseres Vaterlandes?“ Er warf die
Rolle auf den Tisch. „Lysikles musste den Giftbecher trinken.“
    „Warum gerade er? Warum nicht Stratokles oder Chares? Die
beiden haben sich auch nicht eben mit Ruhm bekleckert.“
    „Die Athener hatten schon immer einen eigenartigen Sinn für
Humor. Weißt du, wen sie die Rede zu Ehren ihrer Gefallenen halten ließen? Demosthenes!“
    Im Vorzelt gab es einen kurzen, aber lautstarken Wortwechsel.
Dann stolperten zwei Königsjungen herein und meldeten, draußen warte ein Mann
und verlange, vorgelassen zu werden. „Angeblich ist er König Agis von Sparta.
Wir waren uns nicht einig, ob wir ihn reinlassen sollen. Er sieht nicht aus wie
ein König, eher wie ein Bettler. Außerdem benimmt er sich unverschämt.“
    „Ich glaube, ich habe ihn draußen herumlungern sehen“, sagte
Alexander. „Wenn er wirklich König Agis ist, wo ist dann seine Eskorte?“
    „Keine Ahnung“, erwiderte Philipp, „aber wenn seine Manieren
so schlecht sind, dass es sogar den Königsjungen auffällt, ist er vielleicht
wirklich Spartaner, und denen ist alles zuzutrauen.“ Er erhob sich. „Wir sehen
uns den Mann einmal an.“
    Sie traten vor das Zelt, um den Besucher höflich in Empfang
zu nehmen, nur für den Fall, dass es sich tatsächlich um Agis handelte. Der Fremde
stand auf, nahm seinen Ranzen und seinen Stock und näherte sich dem Zelt. Ohne
zu zögern marschierte er an Philipp und Alexander vorbei und ging hinein.
    Verblüfft folgten sie ihm. Agis, oder wer immer er war,
hatte sich bereits auf Alexanders Stuhl niedergelassen und seinen Umhang sowie
die anderen Sachen auf dem des Königs deponiert. Angesichts dieser
Unverfrorenheit verschlug es Alexander die Sprache, doch der König gab den
Königsjungen lediglich ein Zeichen, die Sachen beiseitezuräumen und einen
dritten Stuhl zu bringen.
    „König Agis von Sparta?“, fragte er höflich. Der skeptische
Unterton in seiner Stimme war für jemanden, der ihn nicht gut kannte, kaum wahrnehmbar.
    Der Fremde ließ wieder seine Zähne blitzen und antwortete in
breitem dorischem Dialekt: „Korrekt.“ Agis war noch vergleichsweise jung,
irgendwo in den Dreißigern. Eine Mähne wirren schwarzen Haares fiel ihm ins
Gesicht, sein Bart war so ungepflegt wie der Rest seiner Erscheinung.
    Philipp setzte sich und streckte vorsichtig sein lädiertes
Bein aus. „Wie ich sehe, hast du es dir bereits bequem gemacht. Trotzdem möchte
ich dir meine Gastfreundschaft anbieten, ebenso deiner Begleitung. Du bist
sicher nicht allein gekommen?“
    „Doch. Du bist ja auch nur einer“, versetzte Agis ungerührt.
Einer der Königsjungen reichte ihm einen Becher Wein, und der Spartaner stürzte
den Inhalt in einem Zug herunter. „Nicht schlecht“, sagte er und wischte sich
über den Mund; wenigstens rülpste er nicht. Fordernd hielt er dem Königsjungen
den leeren Becher hin. Philipp gab dem Jungen einen Wink.
    „Meinen Glückwunsch zu deinem Sieg bei Chaironeia.“ Agis
nahm wieder einen Schluck und fuhr betont liebenswürdig fort: „Eine
interessante Strategie übrigens: auf dem rechten Flügel einen Rückzug
vorzutäuschen, um in der gegnerischen Schlachtreihe eine Lücke zu provozieren
und dann mit dem linken Flügel hineinzustoßen. Allerdings nicht eben neu.“
    „Damit hast du wohl recht“, erwiderte Philipp mindestens
ebenso liebenswürdig. „Es ist die gleiche Strategie, die schon Epameinondas bei
Leuktra eingesetzt hat. Wie ihr in Sparta ja wisst, mit durchschlagender
Wirkung.“
    Agis

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