Eine Krone für Alexander (German Edition)
seiner Kline geräkelt hatte,
stellte seinen Becher ab und beugte sich vor. „Aha! Jetzt nähern wir uns also
dem eigentlichen Thema. Da kann ich dich beruhigen: Wie ich schon sagte, die
Hochzeit ist eine rein private Angelegenheit ohne jede politische Bedeutung.
Dein Status als Thronfolger bleibt davon unberührt. Kein Grund, dich aufzuregen.“
Auch Alexander beugte sich vor. „So einfach ist das nicht,
und du weißt es. Attalos stammt aus einem einflussreichen makedonischen
Adelshaus. Er hat Scharen von machtgierigen Verwandten. Wenn seine Nichte einen
Sohn bekommen sollte, werden sie alles in Bewegung setzen, um ihm die
Thronfolge zuzuschanzen.“
„In dieser Frage habe ich ein Wörtchen mitzureden. Und kann
ich es eines Tages nicht mehr, hast du es in der Hand, die Heeresversammlung davon
zu überzeugen, dass du der bessere Kandidat bist.“
Alexander stand auf und begann, auf und ab zu gehen. „Manche
Makedonen würden möglicherweise einem Kandidaten den Vorzug geben, dessen
Mutter aus dem einheimischen Adel stammt. Mein ganzes Leben lang hat man mir
vorgehalten, ich sei der Sohn einer Fremden aus Epeiros.“
„Ich sage es noch einmal: Es liegt an dir, zu beweisen, dass
du der Richtige bist. Ich habe alles in meiner Macht Stehende getan, dir dabei
zu helfen. Ich habe dir eine erstklassige Erziehung verschafft, dich zum
Regenten gemacht, dir wichtige Kommandos anvertraut. Alles, damit du beweisen
kannst, was für ein würdiger Erbe du bist.“
„Und ich habe diese Gelegenheiten genutzt!“
„Ja, das hast du. Du verfügst trotz deiner Jugend über
militärische Erfahrung, bist beliebt bei den einfachen Soldaten und hast
Anhänger unter den hohen Offizieren. Wozu also die Aufregung?“ Mit ironischem
Unterton fügte Philipp hinzu: „Schließlich bist du der Löwe von Chaironeia!“
„Diese Hochzeit stellt alles wieder infrage. Du setzt mir
einen gefährlichen Rivalen vor die Nase und riskierst, dass nach deinem Tod
Thronwirren ausbrechen, wie schon so oft in der makedonischen Geschichte, und
dass alles, was du geschaffen hast, wieder zusammenbricht.“
„Noch bin ich ja nicht tot. Aber da du dir so selbstlose
Sorgen um den Fortbestand meines Werkes machst, versichere ich dir: Ich lasse
nicht zu, dass es mit mir endet, so wie es bei Archelaos der Fall war, nach
dessen Tod Makedonien wieder im Chaos versank. Oder bei Epameinondas oder
Dionysios. Ich habe aus der Vergangenheit gelernt.“
„Dann verstehe ich nicht, warum du alles wegen einer Frau
aufs Spiel setzt. Musst du diese Kleopatra denn unbedingt heiraten? Warum
nimmst du sie nicht einfach als Mätresse und Schluss? Oder wenn du unbedingt
eine neue Ehefrau brauchst: Muss es dann eine aus altem makedonischem Adel
sein? Eine mit machtgierigen Verwandten, die nur darauf lauern, den Thron an
sich zu reißen? Attalos wird alles tun, um mich auszuschalten. Er verbreitet
bösartige Gerüchte.“
„Attalos?“ Philipp lachte spöttisch. „Ich vermute eher, dass
deine Mutter hinter den Gerüchten steckt. Wenn du klug bist, bringst du sie zum
Schweigen.“
„Es wäre nicht das erste Mal, dass ein legitimer Thronerbe
zugunsten eines jüngeren Halbbruders übergangen wird. Ich erinnere mich noch
gut an das, was Eurydika mir erzählt hat. Archelaos war König Perdikkas’ ältester
Sohn und galt jahrelang als designierter Thronerbe, doch als sein Vater noch
einmal heiratete, wurde er abserviert. Lustigerweise hieß die neue Frau damals
auch Kleopatra!“
Philipp setzte sich auf und schwang die Füße auf den Boden.
„Also daher spritzt das Gift! Ich wusste doch, dass die alte Hexe mir sogar aus
dem Grab noch Ärger bereiten würde. Sie hatte es gerade nötig! Hat sie dir auch
erzählt, wie sie ihre Stiefsöhne beiseitegeschoben hat? Lustigerweise hieß der
älteste auch Archelaos!“
„Ja, und du selbst hast davon profitiert. Nicht zuletzt
Eurydikas Machenschaften hast du es zu verdanken, dass du König werden
konntest.“
„Allerdings, und du bist offenbar entschlossen, ebenfalls
davon zu profitieren!“
Vater und Sohn funkelten einander kampflustig an. Dann brach
Philipp in Gelächter aus und lehnte sich wieder zurück. „Du und ich, wir geben
einander nichts! Eine hirnrissige Idee, du könntest nicht mein Sohn sein!“ Dann
wurde er plötzlich ernst und griff nach seinem Becher. „Alexander, lass uns
über die Angelegenheit reden wie vernünftige Leute! Hör auf, hin und her zu
rennen wie deine Mutter, und setz dich hin. Trink etwas
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