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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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und setzte sich neben ihn auf die
Kline. Er sagte nichts mehr und sah ihn auch nicht an, saß nur da und wartete.
So saßen sie schweigend nebeneinander, bis es klopfte und Harpalos mit
Thessalos zurückkam.
    „Ich habe gehört, du hast einen Auftrag für mich?“, fragte
der Schauspieler mit einem Lächeln.

6
    „In Dodona hast du doch unseren Onkel gesehen“, sagte
Kleopatra. Sie spazierten nebeneinander durch den Palastgarten. Inzwischen war
der Sommer gekommen, und sie genossen die Sonne, die warm und golden auf sie
herabstrahlte. „Was für ein Mensch ist er?“
    „Warum fragst du? Du kennst ihn doch selbst von früher.“
    Kleopatra schlug mit ihrem Fächer nach einer Wespe, die
aufdringlich um sie herumbrummte. „Ich bitte dich, es ist über sechs Jahre her,
dass ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Außerdem hat er mich nie groß
beachtet. Ich war nur die kleine Cousine und für ihn ebenso wenig interessant
wie für alle anderen. Also, wie ist er?“
    „Ich glaube, ganz in Ordnung. Er genießt großen Respekt bei
den epeirotischen Stämmen, sie haben ihn zu ihrem Hegemon gewählt. Vielleicht
hat er vor, demnächst nach Italien zu gehen.“
    „Ich meinte eigentlich mehr, wie er als Mensch ist.“
    „Als Mensch?“ Er verstand nicht, worauf sie hinauswollte.
    „Ich soll ihn heiraten.“
    Alexander, der in Gedanken bei den Kriegsvorbereitungen
gewesen war, blieb stehen und starrte sie entgeistert an. Kleopatra wedelte
wieder mit ihrem Fächer, obwohl die Wespe nicht zurückgekommen war. „Alexander,
du bist so leicht zu durchschauen.“ Ihre Stimme klang genervt. „Ich kann deine
Gedanken fast hören. Du überlegst, ob das gut oder schlecht für dich ist.
Kannst du nicht mal an etwas anderes denken als an die Thronfolge?“
    „Entschuldige, das ist rücksichtslos von mir.“ Er runzelte
die Stirn und versuchte, sich auf ihre Frage zu konzentrieren. „Alexander ist
viel jünger als unsere Mutter“, fiel ihm schließlich ein, „und er sieht gut
aus.“
    „Ja, ich weiß. Und sonst?“
    „Was sonst?“
    „Ist er ein anständiger Mensch?“
    „Ja, ich glaube. Jedenfalls war er mir gegenüber
hilfsbereit, und bei seinen Leuten ist er beliebt.“
    Sie seufzte resigniert. „Na schön. Erkläre es mir.“
    Kleopatra schien kein politisches Naturtalent zu sein. Alexander
nahm ihren Arm und ging mit ihr weiter den Weg entlang. „Wenn Philipp nach
Asien aufbricht, müssen die Grenzen in Europa gesichert sein. Deshalb ist er an
guten Beziehungen zu seinen Nachbarn in Epeiros interessiert, aber der Streit
mit unserer Mutter hat das Verhältnis natürlich belastet.“
    „Du hast doch gesagt, Alexander hat nicht vor, etwas zu unternehmen.“
    „Natürlich nicht, aber er kann die Sache auch nicht einfach
auf sich beruhen lassen, ohne sein Gesicht zu verlieren. Ich nehme an, er hat
Philipp geschrieben und sich beschwert. Eure Heirat könnte die Beziehungen wieder
verbessern. Politisch gesehen, könnte sie die Ehe unserer Eltern ersetzen.
Mutter wäre dann notfalls verzichtbar. Andererseits könnte man darin aber auch
eine Art Genugtuung für sie sehen, es würde ihre Stellung am Hof stärken, falls
sie zurückkehren möchte.“
    Verwirrt fragte Kleopatra: „Und welche von den beiden Möglichkeiten
ist nun die richtige?“
    Alexander zuckte die Achseln. „Schwer zu sagen. Es ist
typisch für Philipp, eine Situation zu schaffen, in der er nur gewinnen kann.“
    „Was bedeutet das für dich?“
    „Ich glaube, es wäre ganz gut. Alexander ist auf jeden Fall
ein wertvoller Verbündeter.“ Er griff nach Kleopatras Hand und drückte sie.
„Dir wird es in Dodona sicher gefallen. Die Landschaft ist schön und das Klima
angenehm. Du kämest aus Pella heraus, weg von all den Intrigen und
Gemeinheiten. Und du würdest eine Königin sein. Wäre das nicht schön?“
    Mit bitterem Lächeln sagte sie: „König oder Königin sein,
das ist alles, was dich und Mutter interessiert.“
    Sein Lächeln wurde ebenso bitter wie ihres. „Ich habe keine
große Wahl, oder? Entweder ich werde König, oder ich bin tot. Wann soll denn
die Hochzeit sein?“
    „Im Herbst, wenn das neue Jahr beginnt. In Aigai.“

7
    Immer wenn Alexander Pausanias in der Nähe des Königs sah,
stieg ein ungutes Gefühl in ihm hoch. Der junge Mann hatte sich sehr verändert.
Sein Gesicht wirkte versteinert, die Augen ohne Leben, die Haltung wie
erstarrt. Er sprach mit niemandem und sah niemals jemanden an. Alexander hatte
den Eindruck, als ob er

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