Eine Krone für Alexander (German Edition)
Schmierendarsteller betrifft, wenn ich den in die Finger
bekomme, lasse ich ihn einen Kopf kürzer machen!“
Alexander starrte seinen Vater bestürzt an. „Meine Freunde
hatten nichts damit zu tun!“
„Da habe ich aber etwas anderes gehört.“
Alexander warf einen Blick zu Philotas. Er war an dem bewussten
Abend nicht mit dabei gewesen – also konnte er auch nichts ausgeplaudert haben.
Oder hatte einer der anderen ihn eingeweiht? Philotas sah Alexander beschwörend
an, als könne er seine Gedanken lesen, und bewegte verneinend den Kopf.
Alexander wandte sich wieder seinem Vater zu. „Egal was du
gehört hast: Es war allein meine Entscheidung. Ich übernehme die volle Verantwortung.
Wenn jemand bestraft werden sollte, dann ich.“
„Eine schöne Rede“, erklärte Philipp liebenswürdig, „aber es
bleibt dabei. Ptolemaios, Harpalos und Nearchos sind verbannt, ebenso Erigyios
und Laomedon.“ Er warf Hephaistion einen verächtlichen Blick zu. „Deinen
Bettjungen darfst du meinetwegen behalten.“
Philipp schien jetzt etwas ruhiger zu werden. Er ließ sich
schwer atmend auf die Bettkante fallen. „Was ist nur in dich gefahren? Wie
konntest du mir so in den Rücken fallen?“
„Du hast mich ebenfalls hintergangen. Warum Arrhidaios und
nicht ich?“
„Muss ich dir das wirklich erklären?“
„Ich bitte darum!“
„Glaubst du, ich schicke meinen Thronerben nach Halikarnassos?
Und hattest du wirklich vor, Schwiegersohn eines Barbaren zu werden? Eines
persischen Lakaien?“
„Wenn es unserer Sache nützt, warum nicht?“
„Du meinst, wenn es deiner Sache
nützt“, erwiderte Philipp. „Aber denk doch zur Abwechslung einmal nach: Wenn du
Pixodaros’ Tochter heiraten würdest, würdest du während des Feldzugs in
Halikarnassos festsitzen, immer mit deinen barbarischen Verwandten im Nacken,
die nur darauf lauern, dich beim kleinsten Rückschlag an die Perser zu
verkaufen. Ich dachte, du brennst darauf, unsere Truppen anzuführen und dich
als Wunders wie großartiger Feldherr zu profilieren. Das könntest du dann
vergessen.“
Alexander dachte nach. Von dieser Seite hatte er die Sache
noch gar nicht betrachtet. „Was ist mit Arrhidaios?“, fragte er schließlich.
„Hast du mal daran gedacht, was mit ihm passiert, wenn die Karer merken, dass
du sie hereingelegt hast?“
„Arrhidaios ist längst nicht so beschränkt, wie Philinna
alle glauben machen will.“ Philipp gab ein spöttisches Lachen von sich.
„Glaubst du, ich weiß nichts von eurem kleinen Abkommen? Arrhidaios hat seinen
Verstand genügend beisammen, um in Karien fürs Erste nicht allzu sehr
anzuecken. Mehr sollte er dort auch nicht. Wenn wir in Asien Erfolg haben, wäre
es den Karern egal gewesen, wie verrückt er ist. Und wenn nicht, könnte er ein
Genie wie Aristoteles sein, und sie hätten ihn trotzdem fallen gelassen.“
„Er war also als eine Art Geisel gedacht.“
Philipp zuckte die Achseln. „Zu etwas muss er ja gut sein.“
„Warum hast du mir nichts gesagt? Warum die Geheimnistuerei?“
„Weil ich genau wusste, dass du dich aufregen würdest. Wenn
ich auch nicht erwartet habe, dass du gleich mit deinen verblödeten Kumpanen
eine Verschwörung anzettelst.“ Philipp stand auf und sah mit gerunzelter Stirn
auf Alexander herab. „Ich erwarte, dass du dich von nun an aus meinen
Angelegenheiten heraushältst. Ab sofort will ich keinen Mucks mehr von dir
hören.“
Hatte
Alexander sich seit seiner Rückkehr nach Pella oft isoliert gefühlt, so war er
es nun tatsächlich. Einige seiner engsten Freunde waren verbannt, und er
spürte, wie immer mehr einflussreiche Leute auf Distanz zu ihm gingen. Attalos’
Anhängerschaft wuchs dagegen im selben Tempo wie der Bauch seiner Nichte.
Der Sommer flog vorüber, für Alexander so leer und ereignislos
wie ein traumloser Schlaf. Parmenion und Attalos hatten mit ihren Truppen den
Hellespont überschritten, ohne auf Widerstand zu stoßen, und drangen weiter
nach Süden vor. Zur Untätigkeit verurteilt, versuchte Alexander, seinen Frust
abzureagieren, indem er wie besessen trainierte, sich von seinen wenigen
verbliebenen Freunden zur Jagd einladen ließ oder mit Hephaistion einsame
Ausritte zu den nahe gelegenen Hügeln unternahm.
„Immer wenn ich Pausanias sehe, habe ich ein ungutes Gefühl
in der Magengegend“, sagte Hephaistion. „Es ist nur eine Frage der Zeit, bis
etwas passiert.“
Alexander zuckte die Achseln. „Was soll im Moment schon groß
passieren? Attalos ist
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