Eine Krone für Alexander (German Edition)
eine
Kunstpause. „Karanos! Nach dem Begründer des Königshauses!“
In den aufbrausenden Lärm sagte Hephaistion: „Das ergibt
immer noch keinen Sinn. Selbst wenn Kleopatra einen Sohn bekommen sollte,
könnte Philipp dich nicht so einfach abschieben, angenommen, er will das überhaupt.
Du bist im Moment sein einziger möglicher Erbe, und das wird noch viele Jahre
so bleiben. Philipp muss etwas anderes mit dieser Heirat bezwecken.“
Alexander verschränkte die Arme vor der Brust. „Und was?“
Hephaistion antwortete nicht.
„Hast du irgendeine Idee, was der Grund sein könnte?“
„Nein“, gab Hephaistion schließlich zu.
„Na also!“ Alexander wandte sich wieder den anderen zu.
„Aber ich werde ihm einen Strich durch die Rechnung machen! Ich lasse mich
nicht einfach so abservieren. Ich werde einen Unterhändler zu Pixodaros schicken
und ihn aufklären, worauf er sich da einlässt.“
„Und das Bündnis mit Karien?“, fragte Ptolemaios erschrocken.
„Bekommen wir trotzdem. Ich werde Pixodaros selbst um die
Hand seiner Tochter bitten.“
„Das ist die ideale Lösung!“, rief Harpalos begeistert.
„Dann bekommen alle, was sie wollen: Philipp sein Bündnis, Pixodaros einen
brauchbaren Schwiegersohn und du selbst deine Machtbasis in Karien. Weißt du
schon, wer für dich nach Halikarnassos reisen soll? Pixodaros hat einen
Schauspieler geschickt, dann schick du doch auch einen. Thessalos ist in der
Stadt. Ich könnte gehen und ihn holen.“
„Eine gute Idee“, stimmte Alexander zu. „Bring ihn her.“
Harpalos rappelte sich schwerfällig vom Boden auf, doch
Nearchos hielt ihn grinsend am Arm fest. „Vielleicht sollte ich das besser
übernehmen. Bis du auf die Beine kommst, ist Thessalos schon längst wieder auf
Tournee.“
„Sehr witzig“, meinte Harpalos gelangweilt und hinkte
absichtlich unbeholfen zur Tür.
„Vielleicht sollten die anderen jetzt auch gehen“, fauchte Hephaistion.
Er zerrte den überraschten Ptolemaios vom Boden hoch, drückte Erigyios den
Weinkrug in den Arm und bugsierte einen nach dem anderen zur Tür hinaus. Dann
knallte er den Riegel herunter und drehte sich um.
„Solange die anderen da waren, wollte ich nichts sagen, aber
ich finde, du solltest dir die Sache noch einmal überlegen.“
Alexander griff zu seinem Becher. „Da gibt es nichts zu überlegen.
Es ist alles gesagt. Du hast es selbst gehört.“
„Du meinst diese wilden Verschwörungstheorien? Lass dich von
den anderen nicht aufhetzen! Keiner von denen ist eine Leuchte, außer
allenfalls Harpalos, und der ist zu schleimig, um es dir zu sagen, wann du im
Unrecht bist.“ Hephaistion ging quer durch den Raum und lehnte sich Alexander
gegenüber an die Wand, die Arme vor der Brust verschränkt. „Vielleicht gibt
eine ganz einfache Erklärung für alles.“
„Ach, ist dir inzwischen eine eingefallen?“, fragte
Alexander spöttisch.
„Nein, aber das muss nichts heißen. Ich bin schließlich
nicht Aristoteles.“
„Und auch nicht Xenokrates.“
„Was meinst du damit?“
„Nichts.“
„Ich bekomme Briefe von ihm, das ist alles. Es geht darin
nur um Philosophie. Du hast keinen Grund, eifersüchtig zu sein.“
„Ebenso wenig wie du.“
„Was soll das jetzt wieder heißen?“
„Vielleicht bist du nur gegen den Plan, weil du nicht willst,
dass ich heirate.“
Hephaistion starrte ihn verachtungsvoll an. „Das ist so
dumm, dass ich darauf gar nicht antworte.“ Einige Augenblicke lang herrschte
angespanntes Schweigen, bis er mit veränderter Stimme fortfuhr: „Hör zu, ich
verstehe auch nicht, was der König sich dabei denkt, aber es gibt eine ganz
einfache Möglichkeit, es herauszufinden: Geh zu ihm und frag ihn! Erkläre ihm
deine Vorbehalte, so wie Ptolemaios gesagt hat, übrigens das einzig Vernünftige,
was ich heute Abend von deinen Freunden gehört habe. Aber handle auf keinen
Fall hinter Philipps Rücken. Wenn deinetwegen das Bündnis mit den Karern
platzt, könnte man dir das als Verrat auslegen.“
„Wenn du Angst hast, in die Sache verwickelt zu werden, dann
solltest du jetzt gehen, ehe Thessalos kommt und es kein Zurück mehr gibt.“
Alexander wies mit dem Kinn hinüber zur Tür, und Hephaistions
Blick folgte der Bewegung. Dann starrten sie einander an, Alexander wütend und
entschlossen, Hephaistion wütend und verletzt. Hephaistion stieß sich von der
Wand ab, und einen winzigen Augenblick lang dachte Alexander, er werde
tatsächlich gehen. Stattdessen kam er herüber
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