Eine Krone für Alexander (German Edition)
Truppen saßen gerade beim Essen, als Memnon
ihr Lager angriff.
„Die Unsrigen springen auf und verteidigen sich, so gut sie
können, doch die meisten schaffen es nicht einmal, ihre Waffen anzulegen. Es
war ein großes Durcheinander, viele wurden getötet. Keine Chance, eine Phalanx
zu formieren.“
„Eine Schande!“, meinte Alexander. „Warum muss ein so begabter
Mann wie Memnon auf Seiten der Perser stehen? Er ist doch selbst Grieche, aus
Rhodos, soviel ich weiß. Aber er und sein Bruder Mentor, möge sein Schatten im
Hades verdämmern, sind mit Artabazos verschwägert, und ich erinnere mich, dass
er schon immer merkwürdige Ansichten vertreten hat. Er hielt die Herrschaft der
Perser über die Griechen im Unteren Asien für eine Art Segen! Wie sieht die
Lage jetzt aus?“
„Nach der Schlappe bei Magnesia mussten sich unsere Truppen
in den Norden zurückziehen“, setzte Antipatros den Bericht fort. „Ein
persischer Befehlshaber namens Autophradates marschierte mit seinen Truppen auf
Ephesos, und die Oligarchen, die zuvor mit unserer Hilfe entmachtet worden
waren, öffneten ihm die Tore. Daraufhin brach in der Stadt ein Bürgerkrieg aus.
Die Oligarchen jagten die Demokraten durch die Straßen und brachten viele von
ihnen um. Dann zogen sie zum Heiligtum der Artemis, wo sie Philipps Statue aus
dem Tempel zerrten und die Stufen hinabstürzten.“
„Lysippos’ Meisterwerk?“
„Der Ärmste ist untröstlich. Politische Fanatiker verfügen
über beklagenswert wenig Kunstsinn, sagte er.“
Alexander musste über die gestelzte Ausdrucksweise des
Künstlers lächeln. „Wenn wir nach Ephesos zurückkehren, werden wir dafür
sorgen, dass seinem Kunstwerk wieder der gebührende Respekt erwiesen wird.“
Dann wurde er wieder ernst und runzelte die Stirn. „Es wird höchste Zeit, dass
unsere Hauptstreitmacht nach Asien übersetzt. Der Verlust von Magnesia und vor
allem von Ephesos ist ein herber Rückschlag. Die Nachricht wird sich wie ein
Lauffeuer in Griechenland verbreiten.“
„Aber ein Gutes hat das Debakel“, meinte Antipatros. „Es hat
Attalos’ Position geschwächt. Hekataios hat mir eine Nachricht geschickt.
Attalos hatte an dem bewussten Tag den Oberbefehl, und seine Beliebtheit bei
den Truppen hat danach schlagartig nachgelassen.“
„Und Parmenion?“
„Ist stinkwütend. Wenn er etwas hasst, dann ist das Inkompetenz
im Feld. Hekataios meint, er sei jetzt bereit, seinen Schwiegersohn fallenzulassen.
Allerdings würde es die Sache erleichtern, wenn du Parmenion ein wenig
entgegenkommen würdest.“
Alexander lehnte sich in seinem Sessel zurück. Jetzt wurde
es spannend. „Und zwar wie?“
„Parmenion hofft, dass seine Söhne bei dem Feldzug in Asien
Gelegenheit bekommen, sich in herausragender Position zu bewähren.“
Alexander seufzte. „Na schön, schick Hekataios eine Nachricht.
Er soll Parmenion in meinem Namen entsprechende Zusagen machen.“
Ohne ein Wort zu sagen, legte Antipatros eine Schreibtafel
vor Alexander hin.
„Was ist das?“
„Die Liste mit den Namen der Königlichen Leibwächter. Du
bist so schnell aus Pella verschwunden, dass wir die Sache nicht
weiterverfolgen können. Doch jetzt steht der Einführung dieses neuen Amtes
nichts mehr im Weg.“
Alexander verzog das Gesicht.
In letzter Zeit schien Pankaste auf den königlichen
Symposien in Pella allgegenwärtig zu sein. Sie spielte auf ihrer Kithara und
sang dazu, rezitierte Gedichte und führte kultivierte Unterhaltungen mit den Gästen.
Wenn der Abend fortgeschritten war, teilte sie sogar Alexanders Kline, sodass
allen klar werden musste, dass sie nun auf inoffizielle Weise seine offizielle
Geliebte war. Er genoss ihre Gesellschaft, und er genoss das aufregende Gefühl,
von den meisten Gästen beneidet zu werden, und das nicht etwa, weil er der
König war.
Die ersten Gäste hatten sich schon zurückgezogen, nicht alle
noch in vorzeigbarem Zustand. Auch Antipatros war vor einiger Zeit verschwunden,
und Alexander begann sich schon zu fragen, wo er abgeblieben war, als einer der
Königsjungen ihm eine Nachricht zuflüsterte. Alexander stand auf,
verabschiedete sich von den Gästen und folgte dem Jungen zu den Diensträumen
der Palastwache. Vor einer verriegelten Tür wartete Antipatros zusammen mit
Admetos.
„Die Wachen haben ihn am Palasttor festgenommen“, erklärte
Admetos. „Er behauptet, er habe eine Botschaft, die er nur dir persönlich übergeben
könne. Ich habe ihn provisorisch in unsere
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