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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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Ausnüchterungszelle gesteckt.“
    Er gab einem der Gardisten einen Wink, und der Mann schloss
die Tür auf. Alexander und Antipatros traten ein. Der Raum war kein düsteres Verließ,
sondern eine karg eingerichtete Kammer, ursprünglich vielleicht ein
Abstellraum, den man zu disziplinarischen Zwecken umfunktioniert hatte. An
dreien der vier Wände standen abgewetzte Pritschen. Auf der linken kauerte in
sich zusammengesunken eine Gestalt, mit einer Schüssel voll Brei auf den Knien,
daneben lag ein angebissenes Stück Brot. Auf dem Boden lag eine abgenutzte
Ledertasche. Der Häftling blickte auf, dann stellte er die Schüssel zur Seite
und erhob sich.
    Er war ein junger Mann Anfang zwanzig, mit hellblonden
Haaren, die ihm nass und verfilzt in die Stirn fielen. Er trug eine
durchweichte Chlamys und schlammverkrustete Militärstiefel. Trotz der
ungünstigen Lichtverhältnisse und der Schmutzschicht auf seinem Gesicht
erkannte Alexander ihn sofort. Es war Hippostratos. Sofort nach dem Mord an
seiner Schwester und ihrem Baby war er nach Asien zu seinem Onkel Attalos
geflohen. Nun war er also wieder da, so mitgenommen, wie man nur sein konnte,
wenn man eine längere Reise mitten im Winter hinter sich hatte. Doch in seinem
unsteten Blick zeigte sich außer Erschöpfung und Müdigkeit auch Furcht, als
erwarte er, vom Fleck weg zur Hinrichtung geschleppt zu werden, und unter all
dem lag eine zähe Schicht von Verzweiflung.
    Alexander setzte sich auf die Pritsche ihm gegenüber und
nickte Admetos zu, der daraufhin von außen die Tür zuschlug. Antipatros sah
sich um und ließ sich dann vorsichtig auf der dritten Pritsche nieder, nicht
ohne einen misstrauischen Blick auf den durchgelegenen Strohsack zu werfen.
Wahrscheinlich stellte er sich die darin heimische Tierwelt vor.
    Alexander machte Hippostratos ein Zeichen, und dieser setzte
sich zögernd wieder auf seine Pritsche.
    „Du hast eine Botschaft für mich?“
    „Ich komme im Auftrag meines Onkels, deines treu ergebenen
Feldherrn Attalos.“ Es klang einstudiert, vorgebracht ohne jeden Nachdruck, als
sei es ohnehin gleichgültig, was er zu sagen hatte. „Er übersendet dir durch
mich seine Grüße und beglückwünscht dich zu deinem Erfolg gegen die Aufrührer
im Süden.“
    Hippostratos langte nach der Ledertasche auf dem Boden.
Ruckartig beugte sich Antipatros vor, doch Alexander machte keine Bewegung,
denn er war sicher, dass Admetos seinem Häftling alles abgenommen hatte, was
sich als Waffe verwenden ließ. Tatsächlich brachte Hippostratos nur ein
ledernes Etui zum Vorschein, das er Alexander übergab. „Alles Weitere steht in
diesem Brief.“
    Alexander warf einen flüchtigen Blick in die Papyros-Rolle,
während Hippostratos ein zweites Etui hervorkramte.
    „Als Zeichen seiner Loyalität übersendet dir mein Onkel außerdem
dies hier. Es ist ein Schreiben von Demosthenes, das er vor Kurzem erhalten
hat. Er hat es nur gelesen, um sicher zu sein, was es enthält, und es dann auf
der Stelle an dich weitergeleitet.“
    Alexander öffnete die Hülle und ließ die Schriftrolle in
seine Hand gleiten. Für einen Brief war sie ziemlich dick. Leicht fuhr er mit
dem Daumen über das erbrochene Siegel, das ihm bekannt vorkam.
    „Hat dein Onkel außer diesem noch weitere Briefe von Demosthenes
erhalten?“
    Hippostratos bewegte verneinend den Kopf und ließ die
Schultern sinken, wie jemand, der erledigt hat, was zu erledigen war, und für
den Rest seines Lebens keine großen Erwartungen mehr hegt. Alexander nickte ihm
kurz zu, dann stand er auf und klopfte an die Tür, die sofort geöffnet wurde.
    „Wir wollen ungestört sein“, sagte Alexander, als er an Admetos
vorbei aus der Zelle schritt. Der Kommandeur der Leibgarde ließ sofort die Wachstube
räumen und verschwand dann selbst. Alexander setzte sich auf die gemauerte Bank
an der Längswand und überflog zunächst den Brief von Attalos. Er enthielt wenig
mehr als das, was Hippostratos bereits mitgeteilt hatte. Attalos beteuerte
seine unerschütterliche Loyalität, sprach seine Glückwünsche aus und konnte es
angeblich kaum erwarten, dass Alexander mit der Armee nach Asien übersetzte und
sich von der guten Arbeit überzeugte, die er und Parmenion dort geleistet hätten.
Es folgte ein detaillierter Abriss ihrer bisherigen Erfolge. Die Niederlage von
Magnesia spielte er herunter, auch enthielt sein Schreiben kein Wort über seine
ermordete Nichte, dafür aber tief empfundene Empörung über die Intrigen

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