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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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…“
    „Ich weiß, ich weiß“, schnitt Alexander ihm das Wort ab. Er
kannte die alten Geschichten nicht weniger gut als Koinos, der zwar ein ganzes
Stück älter war als er, aber längst nicht alt genug, um den legendären
Illyrersturm miterlebt zu haben. „Zwei Jahre später schlug mein Vater Bardylis
am Lychnitis-See. Das ist zwanzig Jahre her. Dieser Kleitos ist ein Sohn von Bardylis.
Ich werde mit ihm dasselbe machen wie mein Vater mit seinem und in Illyrien ein
für alle Mal für Ordnung sorgen.“
    „Und die Autariaten?“, fragte Philotas. „Wir müssen so
schnell wie möglich zu den großen Seen vorstoßen. Uns bleibt keine Zeit, uns
auch noch mit denen herumzuschlagen.“
    Alexander wandte sich an Langaros. „Das Stammesgebiet der
Autariaten grenzt an das der Agrianen. Über wie viele Bewaffnete verfügen sie?
Genug, um uns aufzuhalten?“
    Langaros verzog geringschätzig das Gesicht. „Die Autariaten
sind Schlappschwänze! Mach dir wegen denen keine Gedanken. Ich nehme meine
Agrianen und schaffe sie dir vom Hals.“
    „Brich sofort auf. Wenn du die Angelegenheit bereinigt hast,
kommst du so schnell wie möglich nach.“

4
    Die Schlucht war eng. So eng, dass an manchen Stellen nur drei
Bewaffnete mit ihren Schilden nebeneinander Platz fanden. Schweigend
marschierte die Kolonne voran, und das Tosen des Flusses überlagerte alle
anderen Geräusche. Auf der linken Seite türmte sich über den Köpfen der
Marschierenden bedrohlich eine Felswand aus schwarzem Schiefer, rechts strömte
der Eordaikos dahin, ein reißender Gebirgsfluss, der sogar jetzt im Sommer noch
viel Wasser führte. Ein wenig stromaufwärts hatten sie ihn überschritten, an
der einzigen Stelle weit und breit, wo das Flussbett sich verbreiterte und die
eisigen Fluten nur knietief über den mit Steinen und Kies bedeckten Grund
rauschten.
    Als sie die Engstelle hinter sich gebracht hatten und
offenes Terrain erreichten, formierte sich die Marschkolonne wieder breiter.
Soldaten und Offiziere atmeten auf, froh, der feuchten Klamm entronnen zu sein.
Vor ihnen lag eine lang gestreckte, mit Gras bewachsene Ebene, die von bewaldeten
Anhöhen umgeben war. Die Festung Pelion thronte auf einer Felsnase ungefähr in
der Mitte. Im Licht der untergehenden Sonne waren ihre Mauern von den schroffen
Abhängen des Felsens kaum zu unterscheiden.
    Pleurias hatte mit seinen Stammeskriegern schon an der
Übergangsstelle gewartet. Nun ritt er zusammen mit Alexander das Gelände ab.
„Als wir vor zwei Tagen eintrafen, war Kleitos bereits da und hatte Pelion im
Handstreich genommen. Jetzt verschanzt er sich hinter den Mauern, außerdem hält
er die Anhöhen ringsum besetzt.“
    „Was ist aus der Besatzung geworden?“
    Pleurias schüttelte den Kopf. „Bis jetzt haben sich keine
Überlebenden bei uns gemeldet. Liegt vielleicht daran, dass wir ebenfalls
Illyrer sind. Sie können ja nicht wissen, dass wir nicht zu den anderen
gehören.“ Er gestattete sich ein schiefes Grinsen. Seit Alexander ihn das
letzte Mal gesehen hatte, hatte er sich eine Narbe quer übers Gesicht zugelegt,
die es in ungleiche Hälften teilte.
    Alexander gab sich keinen Illusionen hin, was das Schicksal
der Besatzung betraf. Fast hatte er erwartet, ihre Leichen außen an den Mauern
hängen zu sehen. Das hätte zum Stil der Illyrer gepasst, doch im fahlen Licht
der Dämmerung war nichts dergleichen zu bemerken. „Wie viele Bewaffnete hat
Kleitos zur Verfügung?“
    „Unsere Kundschafter haben etwa tausend Reiter gezählt,
außerdem ungefähr zweitausend Speerwerfer und Schleuderer. Der Rest sind
Schwerbewaffnete, alles in allem an die zehntausend Mann.“
    Das war mehr, als Alexander befürchtet hatte. Kleitos musste
halb Illyrien auf die Beine gebracht haben, und die andere Hälfte war
vermutlich mit Glaukias unterwegs. „Was ist mit den Taulantiern?“
    „Unsere Kundschafter haben bisher nichts von ihnen zu
Gesicht bekommen. Sie müssen noch einige Tagesmärsche entfernt sein.“
    „Dann beeilen wir uns. Wir müssen Pelion unbedingt einnehmen,
bevor Glaukias hier auftaucht.“
    Alexander ritt weiter und sah hinüber zu den dicht
bewaldeten Hügelkuppen. In der hereinbrechenden Dämmerung flammten Lagerfeuer
auf, anfangs nur vereinzelt, mit fortschreitender Dunkelheit immer mehr, bis
schließlich der ganze Höhenzug mit winzigen Lichtpunkten übersät schien.
    Im Morgengrauen öffneten sich die Tore der Festung und
spuckten Scharen kampflustiger Stammeskrieger aus, die schreiend

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