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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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sein müssen.“
    „Menoikeus? Wer war das?“, fragte Pleurias, dessen Vertrautheit
mit griechischen Mythen Grenzen hatte.
    „Kennst du die Geschichte von Kadmos, dem Gründer von
Theben?“, fragte Marsyas. Pleurias schüttelte den Kopf. „Er tötete den Drachen,
der dort in einer Schlucht hauste. Auf Athenes Rat säte er die Zähne des
Ungeheuers in die Erde. Aus ihnen wuchsen Männer, die die ersten Bewohner der
neuen Stadt wurden. Als Theben viele Generationen später von Feinden bedrängt
wurde, erging eine Weissagung, die Stadt könne nur gerettet werden, wenn ein
Nachkomme der aus den Drachenzähnen Entsprossenen sein Leben opfere. Menoikeus
war einer davon. Er stürzte sich in die Drachenschlucht.“
    „Menoikeus opferte sein Leben aus freien Stücken“, beharrte
Ptolemaios, „und außerdem geschah das alles in grauer Vorzeit. Seit
Menschengedenken gibt es in Griechenland keine Menschenopfer mehr.“
    Marsyas erwiderte: „Das stimmt nicht ganz. Noch in den
Perserkriegen gab es da einen Vorfall, vor der Seeschlacht von Salamis. Die
Griechen opferten dem Dionysos drei Kriegsgefangene. Sie waren Neffen des Großkönigs.“
    „Das geschah in der Stunde der höchsten Not.“
    Scharf erwiderte Attalos: „Soll das etwa eine Entschuldigung
sein? Es zeigt doch nur, dass die Menschen vor keiner Unmenschlichkeit
zurückschrecken, wenn es nur ihrem Vorteil dient.“ Er wandte sich an Alexander,
der bis dahin ungewohnt still dabeigesessen hatte. „Was ist mir dir? Du kannst
es doch auch nicht erwarten, endlich nach Asien aufzubrechen. Was hättest du an
Agamemnons Stelle getan? Wenn du wüsstest, dein Feldzug kann nur stattfinden,
wenn du ein Menschenleben opferst, würdest du es tun? Würdest du so weit gehen,
unschuldige Kinder zu töten?“
    „Warum fragst du mich das überhaupt? Natürlich nicht!“
    Am nächsten Tag meldeten die Kundschafter überraschend die
Ankunft von Glaukias und seinen Taulantiern. Sie schnitten Philotas den Rückweg
ab, der kurz zuvor mit seinen Reitern und den Trosskarren aufgebrochen war, um
Proviant zu besorgen, und nicht ahnte, in welcher Gefahr er schwebte. Alexander
machte sich mit den Leichtbewaffneten, den Bogenschützen und vierhundert
Reitern auf, um Parmenions Sohn und seine Leute „herauszuhauen“, wie Koinos
sich ausdrückte. So konnte er zunächst das Schlimmste verhindern. Doch die
Illyrer waren nun weit in der Überzahl, und im Lauf des Tages besetzten die
Neuankömmlinge nach und nach wieder alle Anhöhen, die man eben erst von ihren
Bundesgenossen gesäubert hatte.
    „Wir sitzen in der Falle“, erklärte Koinos die Lage allen,
die sie womöglich noch nicht selbst erfasst hatten. „Wir sind von allen Seiten
umzingelt, und die verdammten Taulantier auf diesen Hügeln ringsum warten nur darauf,
sich auf uns zu stürzen.“
    Kleitos fügte hinzu: „Sobald wir uns gegen sie wenden, kommen
die ebenso verdammten Dardaner aus der Festung und fallen uns in den Rücken.
Zusammen sind sie uns zahlenmäßig weit überlegen. Auch wenn unsere Leute
natürlich viel bessere Kämpfer sind als diese Barbarenhorden, sieht es nicht
gut für uns aus.“
    „Sogar der Rückzug ist uns versperrt. Denn der einzige Weg
führt durch diesen Engpass“, erläuterte Philotas. „Nur dort können wir über den
Fluss. Mir war in dieser verdammten Schlucht schon mulmig, als wir gekommen
sind, und dabei saßen damals noch keine mordgierigen Barbaren auf den Hängen.“
    „Ihr habt alle recht“, schnitt Alexander ihnen das Wort ab.
„Möchte jemand noch etwas hinzufügen?“ Er starrte in die Runde, jedem war klar,
dass er keine weiteren Ausführungen zu dem Thema zu hören wünschte. Tatsächlich
antwortete niemand, doch alle machten weiterhin besorgte Gesichter.
    „Da wir unsere Stellung auf Dauer nicht halten können, werden
wir uns vorübergehend zurückziehen. Morgen bei Sonnenaufgang brechen wir zum
Engpass auf. Pezhetairen und Hypaspisten formieren sich zu einer Kolonne von
hundertzwanzig Mann Tiefe, die Reiter halten sich auf den Flügeln. Der Abmarsch
erfolgt in völliger Stille. Jedes unnötige Geräusch ist zu vermeiden, damit die
Soldaten sofort auf meine Kommandos reagieren können.“
    „Das klingt, als ob du einen Plan hast“, sagte Koinos. „Du
hast nicht zufällig vor, ihn uns wissen zu lassen?“
    „Lass dich überraschen“, erwiderte Alexander. Als Koinos
weiterhin ein skeptisches Gesicht machte, fügte er hinzu: „Wie war das mit dem
Pass auf dem Haimos, als die

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