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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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und sogar aus fernen Ländern kämen
die Menschen, um es zu befragen.“
    Alexander überlegte. „Das berühmteste Orakel in Griechenland
ist das von Delphi. Dort weissagt allerdings kein Drache, sondern der Gott Apollon
persönlich.“
    „Früher gab es in Delphi tatsächlich einen Drachen oder eine
große Schlange“, mischte sich der Seher Aristandros ein. „Der Drache hieß Python
und hauste auf dem Grund einer Erdspalte. Apollon tötete ihn und gründete über
der Spalte sein Heiligtum. Noch heute wird die Seherin nach dem Untier Pythia
genannt.“
    Eine Gesandter, dessen Name sich wie Daodumnos anhörte,
erklärte in schlechtem Griechisch: „Leute sagen, in Heiligtum viele große
Statuen von Menschen und Pferde und andere Tiere. Alles aus Gold und
Edelsteine.“ Daodumnos war mit Abstand der größte und wuchtigste der Kelten.
Sein Oberkörper war unbekleidet und dafür über und über mit blauen Tätowierungen
geschmückt.
    Aristandros machte eine abschätzige Handbewegung. „Die
Menschen neigen zu Übertreibungen. Zwar finden sich in dem Heiligtum
tatsächlich zahlreiche Weihgeschenke, doch bestehen sie aus Stein oder Bronze.“
Das stimmte natürlich nicht ganz, denn in Delphi gab es durchaus noch einige
goldene Weihgeschenke, auch wenn die Phoker die meisten vor Jahren eingeschmolzen
hatten.
    Alexander, der sich erinnerte, wie interessiert Gaizatorix
den silbernen Becher gemustert hatte, fügte hinzu: „Die meisten Weihgaben
wurden zur Erinnerung an große Siege gestiftet. Unsere Vorfahren waren, genau
wie wir selbst, ein äußerst kriegerisches Volk. Alle Eindringlinge, die ihr
Land plündern wollten, wurden von ihnen besiegt und verjagt.“
    Die Kelten erwiesen sich als interessante Gäste, gesellig,
humorvoll und trinkfest, allerdings auch lautstark und sangesfreudig. Mit
anderen Worten, sie verstanden sich hervorragend mit den Makedonen und wollten
alles über deren Kämpfe gegen die Thraker, Triballer und Geten wissen. Alexanders
Offiziere ließen sich nicht lange bitten und berichteten bereitwillig von ihren
Heldentaten.
    Plötzlich wandte sich der Gesandte namens Brigerios an Alexander:
„Was hast du vor, wenn du alle Stämme am Istros besiegt hast? Wirst du dann in
den Süden zurückkehren?“
    Der Kelte hatte ganz beiläufig gesprochen, und doch konnte
Alexander mit einem Mal eine gewisse Spannung im Zelt spüren. Gaizatorix’ babyblaue
Augen hatten einen wachsamen Ausdruck angenommen.
    „Mein Weg führt mich stets dorthin, wo die tapfersten Feinde
auf mich warten und der größte Ruhm zu erringen ist“, erwiderte Alexander
ebenso unbestimmt, wie die Kelten sich gern auszudrücken beliebten (und auch
ebenso großspurig).
    „Wir haben gehört, dass du deine Armee nach Osten führen
willst. Nach Asien.“
    „Jawohl“, brüllte Philotas. „Sobald wir hier fertig sind!
Und dann machen wir mit den Zipfelmützen das Gleiche, was wir mit den Geten und
den anderen Barbaren gemacht haben!“
    Auf Brigerios’ Gesicht zeichnete sich ein zufriedenes
Lächeln ab, während die anderen Gesandten einander vielsagende Blicke zuwarfen,
teils erleichtert, teils herablassend. Nur Gaizatorix’ Gesicht blieb unbewegt.
    „Meine Offiziere sprechen die Wahrheit“, sagte Alexander an
den keltischen Anführer gewandt. „Demnächst brechen wir nach Osten auf. Ohne
Zweifel werden wir mit unseren Feinden dort ebenso schnell fertig werden wie
mit denen hier im Norden.“
    Gaizatorix’ frühere Leutseligkeit war wie weggewischt. „Es
heißt, in Asien gebietet ein König, dessen Reich viele Male größer ist als deines.
Die Zahl seiner Krieger ist unermesslich wie die der Blätter an den Bäumen und
der Sandkörner am Meeresstrand. Ihre Reiter pflegen ihre Feinde mit einem Hagel
aus Pfeilen zu überschütten, die den Himmel verdunkeln, und die Räder ihrer
Streitwagen sind mit scharfen Klingen versehen.“
    Schlagartig wurde Alexander klar, dass die Kelten keineswegs
so unbedarft und hinterwäldlerisch waren, wie es zunächst den Anschein gehabt
hatte. Sie wussten erstaunlich gut über die Kriegstaktiken der Perser Bescheid,
offensichtlich hatten sie sogar Bekanntschaft mit persischer Rhetorik gemacht.
    „Das Reich des Großkönigs ist groß“, erwiderte Alexander
kühl, „ebenso wie die Zahl seiner Krieger. Dennoch fürchte ich ihn nicht. Denn
auch ich gebiete über unzählige Krieger, und sie sind zudem die stärksten und
tapfersten der Welt. Mit ihnen werde ich jeden König besiegen, egal wie groß
sein

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