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Eine Krone für Alexander (German Edition)

Eine Krone für Alexander (German Edition)

Titel: Eine Krone für Alexander (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elfriede Fuchs
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danach ging Philiskos mit Alexander hinunter zum
Hafen. Pella galt nicht gerade als Drehscheibe des Welthandels, es lag nicht
einmal richtig am Meer, sondern an einem See, der allerdings einen schiffbaren
Abfluss zum Meer hatte, den Ludias. Trotzdem genügte der Hafen Alexanders
bescheidenen Begriffen von Weltläufigkeit vollauf. Fasziniert blickte er sich
um, während er mit Philiskos auf den Kais und Molen herumspazierte und sich die
Schiffe, die fremden Seeleute und Kaufleute ansah.
    „Leonidas muss nichts davon wissen“, hatte Philiskos gesagt.
Er wollte sich mit seinem Sohn Onesikritos treffen, der Steuermann auf einem Handelsschiff
war. Zu dritt setzten sie sich in eine Taverne. Vater und Sohn bestellten Wein,
und zur Feier des Tages genehmigte Philiskos auch einen Becher für Alexander.
Der Inhalt war allerdings so stark verdünnt, dass er genauso gut hätte Wasser
trinken können. Trotzdem flüsterte Philiskos sicherheitshalber: „Sag Leonidas
nichts!“
    Onesikritos erzählte von seinem abenteuerlichen Leben als
Seemann, und Alexander hörte hingerissen zu. Er war schon immer fasziniert gewesen
von allem, was er über ferne Länder und fremde Völker in Erfahrung bringen
konnte, über exotische Tiere, prächtige Paläste und riesige Städte. Die Mauern
von Babylon, hieß es zum Beispiel, waren zweihundert Ellen hoch und auf der
Krone angeblich fünfzig Ellen breit – genug, damit zwei Viergespanne aneinander
vorbeifahren konnten. In Babylon war Onesikritos allerdings nicht gewesen, sein
Schiff kam aus Zypern und hatte Zinn geladen.
    „Hast du schon einmal den Okeanos gesehen?“, fragte Alexander.
Wie jeder gebildete Mensch wusste er, dass die Erde eine Scheibe war und der
Okeanos die Kontinente wie ein Ring aus Wasser umgab.
    „Nein“, gab Onesikritos zu. „Meistens schippern wir nur in
der Ägäis herum, aber manchmal kommen wir im Osten bis zu den phönikischen
Hafenstädten. Oder wir fahren runter bis Kyrene und weiter nach Sizilien und
Italien.“
    „Eines Tages werde ich den Okeanos sehen“, stellte Alexander
fest.
    „Da hast du dir einiges vorgenommen. Der Okeanos ist das
Ende der Welt.“
    „Deshalb will ich ihn ja sehen.“
    „Sag mir Bescheid, wenn es so weit ist, dann komme ich mit“,
erwiderte Onesikritos gutmütig.
    Philiskos legte seinem Sohn die Hand auf den Arm. „Es heißt,
dass Philipp eine schlagkräftige Seemacht aufbauen will und auf der Suche nach
erfahrenen Seeleuten ist. Warum heuerst du nicht bei seiner Flotte an?“
    „Bei der Kriegsmarine? Nein, danke. Da sitzt man immer nur
im Hafen, und wenn es hochkommt, darf man hin und wieder ein paar Piraten erschrecken.“
    „Aber du könntest Karriere machen. Hast du es nicht satt,
immer nur auf dickbäuchigen Eimern durch die Gegend zu schlingern? Wie wäre es
zur Abwechslung mal mit einem schnittigen Kriegsschiff? Was meinst du,
Alexander?“ Philiskos stieß Alexander den Ellbogen in die Rippen, und der
beteuerte, dass auch er Kriegsschiffe eindrucksvoller fand als Kauffahrer.
„Siehst du! Und du wärest in Therme oder Amphipolis stationiert, und wir
könnten uns häufiger sehen.“
    Onesikritos lachte. „Vielleicht in ein paar Jahren. Bis
dahin möchte ich noch etwas sehen von der Welt. Wer weiß, vielleicht fahre ich
ja irgendwann bis zu den Säulen des Herakles und bekomme den Okeanos zu sehen.“

14
    „Bist du nicht Alexander, Philipps Junge? Du bist groß geworden.
Komm, setz dich ein bisschen zu mir!“
    Der Fremde hatte es sich in einem Pavillon im Garten gemütlich
gemacht. Er lag auf einer Kline, eine zweite stand leer daneben, bei einem
Tischchen mit einer Weinkanne und zwei silbernen Trinkschalen. Auf einem Teller
türmten sich Feigen, Oliven und Kuchen. Der Mann auf der Kline kam Alexander
bekannt vor. Er war sicher, ihn schon gesehen zu haben, aber er erinnerte sich
nicht, wann oder wo, oder auch nur, wer er war. Neugierig setzte sich Alexander
auf die leere Kline.
    „Wie alt bist du jetzt?“, fragte der Fremde und steckte sich
eine Olive in den Mund. Er war schon ziemlich alt und hatte einen grauen Bart.
Ein dünner Haarkranz umgab eine rosig spiegelnde Glatze. Dazu passten die
knollenförmige Nase, rote Backen und gutmütig funkelnde Augen.
    „Zehn.“
    „So alt schon? Wie die Zeit vergeht! Ich erinnere mich an
dich, als du noch ganz klein warst.“
    „So? Ich kann mich überhaupt nicht an dich erinnern.“
    „Das ist schade. Ich bin Demaratos, ein alter Freund deines
Vaters.“ Der Mann kicherte

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