Eine Krone für Alexander (German Edition)
Friedensvertrag, die Gesandten reisen ab. Kaum sind sie weg,
stehe ich schon an den Thermopylen. Kein Bewaffneter weit und breit. Wir marschieren
hindurch, und die Phoker sind geliefert. Aufruhr in Athen. Demosthenes schreit
in der Volksversammlung, sie sollen zu den Waffen greifen und sich mir
entgegenstellen, aber so blöd sind sie dann doch nicht.“
„Was passierte mit den Phokern?“
Philipp zuckte die Schultern. „Der Rat der Amphiktyonie
sprach das Urteil über sie. Zehn Jahre lang haben die Phoker ihre Nachbarn
terrorisiert. Wenn es nach einigen Ratsmitgliedern gegangen wäre, wären alle
phokischen Männer getötet und der Rest der Bevölkerung in die Sklaverei verkauft
worden. Ich hielt das für übertrieben, deshalb wurden nur die Städte zerstört
und die Einwohner in kleine Dörfer umgesiedelt. Aber jetzt kommt das Beste:
Rate mal, wer die Stimmen der Phoker im Synhedrion bekommen hat?“
„Hm“, meinte Alexander grinsend. „Ich würde sagen, du!“
„Allerdings! Jetzt habe ich ein Mitspracherecht bei allen
Angelegenheiten der Amphiktyonie und damit ganz Griechenlands. Und an den Thermopylen
stationierte ich eine Besatzung. Von nun an habe ich einen Fuß in der Tür zum
Süden.“
Demaratos kicherte wieder vor sich hin. „Am liebsten würde Demosthenes
dir den Friedensvertrag vor die Füße werfen. Aber Vertrag ist Vertrag. Deshalb
hetzt er nun seine Mitbürger gegen die Gesandtschaft auf, die ihn ausgehandelt
hat. Er sagt, sie seien Verräter.“
„Aber er war doch selbst ein Mitglied der Gesandtschaft“,
wandte Alexander ein.
„Eben, und er hat sich sogar ausdrücklich für den Frieden
ausgesprochen. Aber jetzt beschuldigt er Philokrates, Aischines und die übrigen
Gesandten, sie hätten sich von deinem Vater bestechen lassen.“
„So ein Unsinn!“, schimpfte Philipp. „Ich weiß zufällig
genau, dass ich niemanden deshalb bestochen habe. Wozu auch? Die Athener sind
ganz von allein auf meinen Trick hereingefallen – gerade, weil sie sich für so
schlau halten. Sie dachten, sie können mich mit dem Friedensvertrag vom Süden
fernhalten. In ihren Augen bin ich nur ein dummer Barbar. Aber ich habe ihnen
gezeigt, wer hier dumm ist. Kleine Jungen betrügt man mit gefälschten Würfeln,
erwachsene Männer mit Verträgen.“
Demaratos fragte ihn: „Weißt du schon, dass Demosthenes
inzwischen Klage gegen Aischines hat einreichen lassen? Durch einen Strohmann,
einen gewissen Timarchos.“
„Das ist schon nicht mehr aktuell. Inzwischen hat sich
herausgestellt, dass Timarchos in seiner Jugend auf den Strich gegangen ist,
und daraufhin war er ebenso erledigt wie der ganze Prozess. Trotzdem, was für
eine widerliche Wanze, dieser Demosthenes!“
„Aber er soll ein toller Redner sein“, meldete sich
Alexander wieder zu Wort.
Philipp schnaubte verächtlich. „Davon habe ich im Frühjahr
aber nichts bemerkt. Du weißt doch, was für eine klägliche Figur er abgegeben
hat. Du warst zwar nicht dabei, aber ich weiß, dass du die Königsjungen ausgequetscht
hast.“
„Vielleicht war er nur nervös. Philiskos sagt, dass er als
Redner kein Naturtalent ist. Er hat Sprechübungen gemacht und Atemübungen und
sich das Stottern abgewöhnt. Aber er hat es geschafft, und nun ist der der berühmteste
Redner in Athen.“
„Das klingt fast so, als ob du ihn bewunderst!“
„Ich bewundere, wie er es geschafft hat, trotz aller
Hindernisse ein großer Redner zu werden.“
„Tatsächlich.“ Philipp und stellte mit dumpfem Knall seinen
Becher auf den Tisch. „Da du so viel Bewunderung für ihn hegst, will ich dir
nicht vorenthalten, was er umgekehrt über dich denkt. Erinnerst du dich an den
Abend, an dem du zusammen mit Antipatros’ Jungen aufgetreten bist? Demosthenes
verbreitet, du hättest dich völlig lächerlich gemacht. Er behauptet, du seist
ein richtiges Muttersöhnchen.“
Kassandros!, fiel es Alexander siedend heiß ein.
Demosthenes musste ihn mit Kassandros verwechselt haben, anders konnte er sich
das nicht erklären.
Philipp grinste hämisch. Alexander schwieg betreten. Demaratos
sagte: „Ich habe aber gehört, dass Alexander an dem Abend sehr gut gespielt und
gesungen hat.“
„Was heißt das schon!“, erklärte Philipp abfällig. Er wandte
sich wieder an seinen Sohn. „Es sollte dir eher peinlich sein, so gut spielen
und singen zu können! Ein König lauscht den Vorträgen von Künstlern huldvoll,
er lässt sich nicht dazu herab, ihnen Konkurrenz zu machen! Der ganze
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