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Eine kurze Geschichte von fast allem

Eine kurze Geschichte von fast allem

Titel: Eine kurze Geschichte von fast allem Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Bryson
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Wasser in die andere Richtung strömte, als würde man ein Kinderplanschbecken auf einer Seite anheben. Schon 1984 lag der gesamte Mittelteil des Parks – rund 100 Quadratkilometer – um ungefähr einen Meter höher als 1924, als man den Park offiziell vermessen hatte. Im Jahr 1985 sank dann die Mitte des Parks wiederum 20 Zentimeter ab. Derzeit scheint sie erneut aufzusteigen.
    Den Geologen war klar, dass der Vorgang nur eine Ursache haben konnte: eine unruhige Magmakammer. Unter dem Yellowstone-Nationalpark befand sich kein alter, sondern ein sehr aktiver Supervulkan. Ungefähr zur gleichen Zeit fand man auch heraus, dass der Kreislauf der Yellowstone-Eruptionen durchschnittlich alle 600.000 Jahre zu einem großen Ausbruch führt. Der letzte liegt interessanterweise 630000 Jahre zurück. Yellowstone, so scheint es, ist überfällig.
    »Sie merken es vielleicht nicht, aber Sie stehen hier auf dem größten aktiven Vulkan der Welt« 6 , erklärt mir Paul Doss, Geologe beim Yellowstone-Nationalpark, nachdem er von seiner riesigen Harley Davidson gestiegen ist und mir die Hand geschüttelt hat. Wir haben uns am frühen Morgen eines angenehmen Junitages beim Verwaltungszentrum des Parks in Mammoth Hot Springs getroffen. Doss, gebürtig aus Indiana, ist ein liebenswürdiger, sanfter, sehr nachdenklicher Mann. Mit dem grauen Bart und den zu einem langen Pferdeschwanz zusammengebundenen Haaren sieht er überhaupt nicht so aus, wie man sich einen Nationalparkmitarbeiter vorstellt. Ein Saphir-Piercing schmückt ein Ohr, und unter der adretten Uniform der Parkverwaltung zeichnet sich ein kleines Bäuchlein ab. Man würde ihn eher für einen Bluesmusiker als für einen Angestellten des öffentlichen Dienstes halten. Blues spielt er tatsächlich (auf der Mundharmonika), aber sein Beruf und seine große Liebe ist die Geologie. »Dafür bin ich hier am besten Ort der Welt«, sagt er, als wir uns in einem robusten, mitgenommenen Wagen mit Allradantrieb in Richtung des Geysirs »Old Faithful« auf den Weg machen. Ich darf Doss einen Tag lang bei der normalen Arbeit eines Nationalparkgeologen zusehen. Heute besteht seine erste Aufgabe darin, vor einer neuen Gruppe von Fremdenführern einen Einführungsvortrag zu halten.
    Es braucht wohl nicht besonders erwähnt zu werden, dass der Yellowstone-Nationalpark von atemberaubender Schönheit ist: gedrungene, majestätische Berge, Wiesen voller Bisons, murmelnde Wasserläufe, ein himmelblauer See, unzählige wilde Tiere. »Besser kann man es nicht haben, wenn man Geologe ist«, sagt Doss. »Oben bei Beartooth Gap gibt es Gestein, das ist fast drei Milliarden Jahre alt – drei Viertel des Alters der Erde. Und dann haben wir hier die Mineralquellen« – dabei zeigt er auf die heißen Schwefelquellen, denen Mammoth seinen Namen verdankt. »An denen kann man sehen, wie Gestein geboren wird. Und dazwischen liegt alles, was man sich nur vorstellen kann. Ich habe nie eine Stelle kennen gelernt, wo die Geologie offenkundiger ist – oder schöner.«
    »Es gefällt Ihnen also?«, frage ich.
    »O nein, ich liebe es von ganzem Herzen«, erwidert er mit tiefster Überzeugung. »Ich meine, ich habe es wirklich lieb. Der Winter ist hart, und die Bezahlung ist nicht gerade toll, aber wenn alles stimmt, ist es einfach …«
    Er unterbricht sich und zeigt nach Westen. In der Ferne ist gerade eine Lücke der Bergkette ins Blickfeld gerückt. Wie er mir erklärt, wurden diese Berge früher als Gallatins bezeichnet. »Die Lücke hat einen Durchmesser von 100 oder vielleicht auch 110 Kilometern. Lange wusste niemand, warum sie dort ist, aber dann erkannte Bob Christiansen, dass es die Berge einfach weggerissen haben muss.Wenn Berge auf einer Strecke von 100 Kilometern verschwinden, dann weiß man, dass das einen ziemlich heftigen Grund haben muss. Sechs Jahre hat Christiansen gebraucht, um das alles herauszufinden.«
    Ich will wissen, was damals die Ursache für den großen Ausbruch war.
    »Keine Ahnung. Das weiß niemand. Vulkane sind seltsam. Eigentlich verstehen wir sie überhaupt nicht. Der Vesuv in Italien war 300 Jahre aktiv, bis zu einem Ausbruch im Jahr 1944, und seither schweigt er einfach. Er ist ganz ruhig. Manche Vulkanforscher glauben, dass er sich ganz heftig neu auflädt, und das ist natürlich ein bisschen beunruhigend, denn in seiner Nähe leben zwei Millionen Menschen. Aber genau weiß es niemand.«
    »Und welche Vorwarnzeit hätten Sie, wenn es im Yellowstone-Park losgeht?«
    Er zuckt

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