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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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angebetet, als wäre er selbst der liebe Gott. Willst du ein Lied
hören, das sie vor 4000 Jahren für ihn gesungen haben?
    »Preis dir, o Nil, der du herauskommst aus der Erde und
herbeikommst, um Ägypten Nahrung zu spenden. Der die Fluren bewässert und
geschaffen ist, um alles Vieh zu ernähren. Der die Wüste tränkt, die fern vom
Wasser ist. Der Gerste macht und Weizen schafft. Der die Speicher füllt und die
Scheunen weit macht, der den Armen etwas gibt. Für dich spielen wir auf der
Harfe, und für dich singen wir.«
    So haben die alten Ägypter gesungen. Und sie haben recht gehabt. Denn
durch den Nil ist das Land so reich geworden, dass es auch sehr mächtig war. Und
über alle Ägypter hat ein König geherrscht. Der erste König, der über das ganze
Land geherrscht hat, war eben König Menes. Weißt du noch, wann das war? 3100 Jahre
vor Christi Geburt. Erinnerst du dich vielleicht auch aus der biblischen Geschichte,
wie dort die Könige von Ägypten heißen? Pharaonen .Soein Pharao war ungeheuer mächtig.
Er hat in einem gewaltigen steinernen Palast gewohnt mit großen dicken Säulen und
vielen Höfen, und was er gesagt hat, das musste geschehen. Alle Leute im Land haben
für ihn arbeiten müssen, wenn er es wollte. Und manchmal wollte er.
    Ein Pharao, der nicht allzu lang nach dem König Menes gelebt hat, König
Cheops, 2500 Jahre vor Christus, hat zum Beispiel befohlen, dass alle seine Untertanen
an seinem Grab mitbauen sollten. Das sollte ein Bau werden wie ein Berg. Das wurde
er auch wirklich. Er steht noch heute. Es ist die berühmte Cheops-Pyramide. Vielleicht
hast du sie schon öfters abgebildet gesehen. Aber wie groß sie ist, kannst du dir
nicht vorstellen. Jede große Kirche hätte darin Platz. Man kann hinaufklettern über
die riesigen Blöcke, es ist wie eine Bergbesteigung. Und doch haben Menschen diese
ungeheuren Steinblöcke übereinandergewälzt und aufeinandergetürmt. Damals hat es
noch keine Maschinen gegeben. Höchstens Rollen und Hebel. Man musste alles mit der
Hand ziehen und schieben. Stell dir das vor, in der Hitze von Afrika! So haben vielleicht
100 000 Menschen durch 30 Jahre in den Monaten zwischen der Feldarbeit für den Pharao
geschuftet. Und wenn sie müde wurden, dann hat sie der Aufseher des Königs wohl
mit der Nilpferdpeitsche vorwärtsgetrieben. So haben sie die riesigen Lasten
geschleppt und gehoben, alles für des Königs Grab.
    Du wirst vielleicht fragen, was denn dem König eingefallen ist, sich
so ein Riesengrab bauen zu lassen. Das hängt mit der altägyptischen Religion
zusammen. Die Ägypter haben an viele Götter geglaubt, und Leute, die das tun,
nennt man Heiden. Manche von ihren Göttern, so haben sie geglaubt, haben früher
einmal auf der Erde als Könige geherrscht, zum Beispiel der Gott Osiris und
seine Gemahlin Isis. Auch die Sonne, so haben sie geglaubt, ist ein eigener
Gott: Amon. In der Unterwelt herrscht einer, der hat einen Schakalkopf und
heißt Anubis. Von jedem Pharao haben sie gemeint, dass er der Sohn des
Sonnengottes sei. Sonst hätten sie sich ja nicht so vor ihm gefürchtet und sich
so viel befehlen lassen. Sie haben riesige, majestätische Bilder aus Stein für
ihre Götter gemeißelt, so hoch wie fünfstöckige Häuser, und Tempel gebaut, so
groß wie ganze Städte. Vor den Tempeln standen hohe, spitze Steine, ganz aus
einem Stück Granit, man nennt sie Obelisken. Das ist Griechisch und heißt so
viel wie »Spießchen«. In manchen Städten kannst du noch heute solche Obelisken
sehen, die man aus Ägypten hergebracht hat.
    Für die ägyptische Religion waren auch manche Tiere heilig, wie zum
Beispiel die Katzen. Manche Götter hat man sich auch in Tiergestalt vorgestellt
und sie auch so abgebildet. Das Wesen mit einem Löwenkörper und einem
Menschenkopf, das wir »die Sphinx« nennen, war für die alten Ägypter ein
mächtiger Gott. Sein riesiges Bildwerk liegt bei den Pyramiden und ist so groß,
dass ein ganzer Tempel im Inneren Platz fände. So bewacht das Götterbild nun
schon seit mehr als 5000 Jahren die Gräber der Pharaonen, und der Wüstensand
deckt es von Zeit zu Zeit zu. Wer weiß, wie lange es da noch Wache halten wird?
    Das Wichtigste an der merkwürdigen Religion der Ägypter war aber der
Glaube, dass die Seele des Menschen den Körper zwar verlässt, wenn der Mensch
stirbt, dass sie aber den Körper doch auch irgendwie weiter braucht. Die
Ägypter haben gemeint, es kann der Seele doch unmöglich recht sein, wenn nach
dem Tod

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