Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
Eis hat sich im Sommer auf die
höchsten Berge zurückgezogen, und die Menschen, die schon genauso waren wie
wir, haben in der Wärme gelernt, Steppengräser anzupflanzen, ihre Körner zu
reiben und daraus einen Brei zu machen, den man am Feuer backen kann. Das war
das Brot.
Bald haben sie gelernt, sich Zelte zu bauen und die frei lebenden
Tiere zu zähmen. So sind sie mit ihren Herden herumgewandert, so ähnlich wie
heute zum Beispiel die Lappländer. Aber weil es damals in den Wäldern viele
wilde Tiere gab, Wölfe und Bären, sind manche Menschen, wie es sich für solche
Erfinder schickt, auf einen großartigen Gedanken gekommen: Sie haben sich
Häuser mitten ins Wasser gebaut, auf Pfählen, die in den Grund hineingerammt
waren. Man nennt sie Pfahlbauten. Ihre Steinwerkzeuge haben sie schon schön
zurechtgeschlagen und geschliffen. Sie haben in ihre Steinäxte mit einem
zweiten härteren Stein Löcher für den Stiel gebohrt. Was das für eine Arbeit
war! Sicher einen ganzen Winter lang. Und oft ist zum Schluss die Axt mitten
entzweigesprungen, dann musste man von vorne anfangen.
Dann haben sie erfunden, Lehm in Öfen zu Ton zu brennen, und bald haben
sie schöne Gefäße gemacht, mit Mustern darauf. Aber Tierbilder hat man damals, in
der jüngeren Steinzeit, nicht mehr gemacht. Und am Ende,
vielleicht vor 6000 Jahren, 4000 Jahre vor Christi Geburt, ist man auf eine neue,
bessere und bequemere Art gekommen, Werkzeuge zu machen: Man hat das Metall entdeckt.
Natürlich nicht alle Metalle auf einmal. Zuerst die grünen Steine, die zu Kupfer
werden, wenn man sie im Feuer schmilzt. Das Kupfer glänzt schön, und man kann daraus
Pfeilspitzen oder Äxte schmieden, aber es ist sehr weich und stumpft schneller ab
als ein harter Stein.
Die Menschen haben sich auch da zu helfen gewusst. Sie sind
draufgekommen, dass man nur ein zweites, sehr seltenes Metall dazumischen muss,
um das Kupfer härter zu machen. Dieses Metall ist das Zinn, und das Gemenge aus
Kupfer und Zinn heißt Bronze. Die Zeit, in der die Menschen ihre Helme und
Schwerter, ihre Äxte und Kessel, aber auch ihre Armringe und Halsketten aus
Bronze gemacht haben, nennt man natürlich Bronzezeit .
Jetzt schau dir die Leute noch an, wie sie in ihren Einbaumschiffen
zu den Pfahldörfern rudern, in Felle gekleidet. Sie bringen Getreide oder auch
Salz aus den Bergwerken. Sie trinken aus schönen Tonkrügen, und ihre Frauen und
Mädchen schmücken sich mit bunten Steinen und auch schon mit Gold. Glaubst du,
dass sich seither viel verändert hat? Es waren schon Menschen wie wir. Oft
schlecht zueinander, oft grausam und hinterlistig. Das sind wir leider auch.
Und auch damals wird es vorgekommen sein, dass eine Mutter sich für ihr Kind
aufgeopfert hat. Auch damals werden Freunde füreinander gestorben sein. Nicht
häufiger, aber auch nicht seltener als heute. Warum auch? Es ist ja auch erst
ungefähr 10 000 bis 3000 Jahre her! Wir haben seitdem noch nicht Zeit gehabt,
uns sehr zu verändern.
Aber manchmal, wenn wir sprechen oder Brot essen oder ein Werkzeug
verwenden oder uns am Feuer wärmen, sollten wir uns dankbar der Urmenschen
erinnern, der größten Erfinder, die es je gegeben hat.
Das Land am Nil
Hier – hab ich dir versprochen – wird die Geschichte
anfangen. Mit einem Damals .Also:
Vor 5100 Jahren, im Jahre 3100 vor Christus, so glauben wir heute, hat in Ägypten
ein König regiert, der Menes hieß. Wenn du Genaueres über den Weg nach Ägypten
wissen willst, müsstest du eigentlich eine Schwalbe fragen. Die fliegt ja jeden
Herbst, wenn es kalt wird, nach dem Süden. Über die Berge nach Italien, dann ein
kleines Stück über das Meer, und dann ist sie in Afrika, in jenem Teil Afrikas, der
Europa am nächsten liegt. Dort in der Nähe ist Ägypten.
In Afrika ist es heiß, und es regnet viele Monate lang nicht. Darum kann
dort in vielen Gegenden nur wenig wachsen. Das Land ist Wüste. Und so ist es
auch rechts und links von Ägypten. In Ägypten selbst regnet es auch nicht oft.
Aber dort brauchte man keinen Regen, dort fließt der Nil mitten durch. Zweimal
im Jahr, wenn es an seinen Quellen sehr regnete, überschwemmte er das ganze
Land. Dann musste man mit Schiffen zwischen den Häusern und Palmen herumfahren.
Und wenn sich das Wasser verlief, war die Erde wunderbar getränkt und gedüngt
mit saftigem Schlamm. Dort wuchs dann das Getreide in der heißen Sonne so
herrlich wie kaum sonst wo. Darum haben die Ägypter auch seit der ältesten Zeit
ihren Nil
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