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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Streitfalls in Afrika oder
Asien, sondern wegen eines Landes, das als einziges großes Reich in Europa
überhaupt keine Kolonien besaß: Österreich. Österreich, das uralte Kaiserreich
mit seinem Völkergemisch, hatte keinen Ehrgeiz, sich Länder in fernen
Weltteilen zu erobern. Aber Menschen, die die Waren seiner Fabriken kauften,
brauchte es auch. So versuchte es, wie seit den Türkenkriegen, immer neue Länder
im Osten zu erwerben, die sich vor Kurzem von der Türkei losgelöst hatten und
die selbst noch keine Fabriken besaßen. Die neu befreiten kleinen
Völkerschaften des Ostens aber, die Serben zum Beispiel, fürchteten sich vor
dem großen Kaiserreich und wollten nicht zulassen, dass es sich noch weiter
ausbreitete. Als der österreichische Thronfolger im Frühjahr 1914 in ein
solches neu erworbenes Gebiet, nach Bosnien, reiste, wurde er dort in der
Hauptstadt Sarajevo von einem Serben ermordet.
    Österreichische Heerführer und Politiker meinten damals, der Krieg
mit Serbien sei früher oder später unvermeidlich, man solle Serbien gleich als
Rache für den furchtbaren Mord demütigen. Russland mischte sich ein, da es
fürchtete, Österreich könnte zu nahe heranrücken, Deutschland, das mit
Österreich verbündet war, stellte sich auf Österreichs Seite, und nun, da
Deutschland in den Krieg zog, brachen all die alten Feindschaften auf. Die
Deutschen wollten ihren gefährlichsten Gegner, Frankreich, gleich vernichten
und zogen mit ihren Heeren durch das friedliche Belgien gegen Paris. England
fürchtete einen Sieg der Deutschen, der Deutschland zum mächtigsten Land
gemacht hätte, und griff nun auch ein. Bald stand die ganze Welt gegen
Deutschland und Österreich im Felde. Diese beiden Länder lagen nun in der Mitte
zwischen den Heeren der »Entente« (also ihrer verbündeten Feinde, denn Entente
heißt »Bündnis«). Darum sprach man von Deutschland und Österreich als den
»Mittelmächten«.
    Die riesigen Heere Russlands rückten heran, wurden aber nach einigen
Monaten zum Stehen gebracht. Einen ähnlichen Krieg hat es auf der Welt noch nie
gegeben. Millionen und Millionen Menschen marschierten gegeneinander. Auch Afrikaner
und Inder mussten mitkämpfen. Die deutschen Heere wurden kurz vor Paris, am
Fluß Marne, aufgehalten, und nun kam es nur noch selten zu richtigen Schlachten
im alten Sinn, sondern die Riesenheere verschanzten sich, gruben sich in die
Erde ein und lagerten auf endlosen Strecken einander gegenüber. Man schoss dann
plötzlich tagelang aus Tausenden Kanonen auf die Schützengräben der Feinde und
stürmte durch Stacheldrahtverhaue und aufgewühlte Schanzen durch das
verbrannte, verwüstete Land, das mit Toten übersät war. 1915 erklärte auch
Italien Österreich den Krieg, obwohl es ursprünglich mit ihm verbündet gewesen
war. Nun kämpfte man im Gletschereis der Tiroler Berge, und die berühmten
Kriegstaten von Hannibals Alpenübergang sind Kinderspiele gegen das, was damals
die einfachen Soldaten an Mut und Ausdauer leisten mussten.

    Man kämpfte mit Flugzeugen in der Luft, man warf Bomben auf
friedliche Städte, man versenkte friedliche Schiffe und kämpfte zur See und
auch unter Wasser, wie es einst Leonardo da Vinci vorausgesehen hatte. Man
erfand zu allen furchtbaren Waffen, die täglich Tausende mordeten oder zu
Krüppeln verstümmelten, eine neue und die allerentsetzlichste: Man vergiftete
die Luft durch giftige Gase. Wer sie einatmete, starb unter grauenhaften
Schmerzen. Diese Gase ließ man entweder durch den Wind gegen die feindlichen
Soldaten wehen, oder man verschoss Gasgranaten, die bei der Explosion ihr Gift
verströmten. Man baute Panzerwagen, Tanks, die langsam und sicher über Gräben
und Mauern fuhren und alles niederwalzten und zerquetschten.
    In Deutschland und Österreich herrschte eine entsetzliche Not.
Längst gab es nicht genug zu essen, keine Kleider, keine Kohlen, kein Licht.
Die Frauen mussten sich stundenlang in der Kälte anstellen für ein Stückchen
Brot oder einige halbverfaulte Kartoffeln. Einmal konnten die Mittelmächte
Hoffnung schöpfen. In Russland war 1917 eine Revolution ausgebrochen. Der Zar
hatte abgedankt, aber die bürgerliche Regierung, die nun kam, wollte den Krieg
weiterführen. Doch das Volk wollte nicht mehr. So kam es zu einem zweiten
großen Umsturz, bei dem die Arbeiter der Fabrikstädte unter ihrem Führer Lenin
die Macht gewannen. Sie verteilten das Ackerland unter die Bauern, nahmen den
Reichen und Adeligen ihren Besitz weg und

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