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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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erzeugten, auch verkauft werden
konnten. Und wenn das nicht im eigenen Lande ging, musste es eben im Ausland
versucht werden. Nicht in Europa. Da standen ja fast überall Fabriken. Man
musste in Länder gehen, die selbst keine hatten, wo es noch Menschen ohne
Kleider und Schuhe gab.
    Also zum Beispiel nach Afrika. So begann plötzlich ein richtiger Wettlauf
aller Völker nach den wilden Gegenden, und die wildesten waren ihnen gerade am meisten
recht. Man brauchte sie nicht nur, um dort seine Waren verkaufen zu können, man
brauchte sie auch, weil es dort oft so viele Dinge gab, die im eigenen Land fehlten,
wie Baumwolle für die Tuchfabrikanten oder Petroleum für die Benzinerzeugung. Je
mehr solcher »Rohstoffe« aber aus den Kolonien nach Europa gebracht werden konnten,
desto mehr konnten die Fabriken wieder erzeugen und desto eifriger suchten sie wieder
nach Gegenden, in denen man ihre massenhaften Erzeugnisse noch kaufen wollte. Wer
im eigenen Land keine Arbeit mehr fand, der konnte jetzt in diese fremden Landstriche
auswandern. Kurz, es wurde wirklich für die europäischen Völker wichtig, Kolonien
zu besitzen. Um den Willen der dort einheimischen Bevölkerung kümmerte man sich
dabei gar nicht. Du kannst dir denken, dass sie manchmal schrecklich schlecht behandelt
wurden, wenn sie es sich einfallen ließen, mit Pfeil und Bogen auf die
einmarschierenden Truppen zu schießen.
    Bei dieser Verteilung der Erde waren die Engländer natürlich am besten
dran. Sie hatten ja schon seit einigen Hundert Jahren Besitzungen in Indien, Australien
und Nordamerika und auch Kolonien in Afrika, wo sie vor allem großen Einfluss in
Ägypten besaßen. Auch die Franzosen hatten sich früher nach eigenen Besitzungen
umgesehen. So gehörte ihnen ein großer Teil Hinterindiens und manche Teile Afrikas,
von denen allerdings die Wüste Sahara eher groß als begehrenswert war. Die Russen
hatten keine Kolonien jenseits der Meere, aber ein eigenes riesiges Reich und noch
wenige Fabriken. Sie wollten sich quer über ganz Asien ausbreiten bis zum jenseitigen
Meer, um von dort aus Handel zu treiben. Aber dort standen plötzlich die guten Schüler
der Europäer, die Japaner, und sagten: Halt! In einem furchtbaren Krieg zwischen
Russland und Japan, der im Jahre 1905 ausbrach, verlor das gewaltige Zarenreich
gegen das kleine, neue Japan und musste sich ein Stück zurückziehen. Die Japaner
aber bauten nun selbst immer neue Fabriken und wollten selbst fremde Länder, um
dorthin zu verkaufen und um die vielen Menschen, die es auf ihrem kleinen
Inselreich gab, irgendwo unterzubringen.
    Als Letzte kamen natürlich die neuen Staaten bei der Verteilung an
die Reihe: Italien und Deutschland. Die hatten in ihrer Zersplitterung vorher
keine Gelegenheit gehabt, Landgebiete jenseits der Meere zu erobern. Nun
wollten sie nachholen, was sie durch Jahrhunderte versäumt hatten. Italien
bekam nach vielen Kämpfen einige schmale Streifen Land in Afrika. Deutschland
war mächtiger und hatte mehr Fabriken. Es wollte mehr. Tatsächlich gelang es
Bismarck auch, einige größere Länderstrecken hauptsächlich in Afrika und Inseln
im Stillen Ozean für Deutschland zu erwerben.
    Nun liegt es aber im Wesen der ganzen Sache, dass kein Land da je
genug haben kann. Je mehr Kolonien, desto mehr Fabriken baut es, und je mehr
Fabriken es baut, je besser sie werden, je mehr sie erzeugen können, desto mehr
Kolonien würde es wieder brauchen. Das ist nicht Machtgier oder Herrschsucht.
Es würde sie wirklich brauchen. Nun war aber die Welt schon verteilt. Um sich
neue Kolonien zu verschaffen oder auch nur, um sich die alten nicht von
mächtigeren Nachbarn wegnehmen zu lassen, musste man kämpfen oder wenigstens
drohen, dass man kämpfen wolle. So rüstete jeder Staat gewaltige Armeen und
Flotten auf und sagte jeden Augenblick: »Traut euch, mich anzugreifen!« Die
anderen Länder, die jahrhundertelang mächtig gewesen waren, hielten das für ihr
gutes Recht. Aber dass nun das neue Deutsche Reich mit seinen ausgezeichneten
Fabriken bei diesem Spiel mitspielte, eine große Kriegsflotte baute und versuchte,
in Asien und Afrika immer mehr Einfluss zu bekommen, das nahm man ihm furchtbar
übel. Man erwartete schon lange einen schrecklichen Zusammenstoß, und deswegen
stellten die Staaten immer größere Heere auf und bauten immer größere
Panzerschiffe.
    Schließlich brach aber der Krieg nicht dort aus, wo man es durch all
die Jahre erwartet hatte, also wegen irgendeines

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