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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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versuchten, das Reich nun nach den
Grundsätzen des Karl Marx zu regieren. Das Ausland mischte sich ein. Und in den
furchtbaren Kämpfen, die nun ausbrachen, kamen weitere Millionen Menschen um.
Die Nachfolger Lenins regierten noch lange in Russland.
    Es nützte aber nicht viel, dass die Deutschen von der Ostfront
einige Truppen zurücknehmen konnten, denn gleichzeitig kamen im Westen frische,
unverbrauchte Soldaten gegen Deutschland ins Gefecht. Es waren die Amerikaner,
die sich nun auch einmischten. Trotzdem hielten sich die Deutschen und Österreicher
noch mehr als ein Jahr gegen die riesige Übermacht und hätten in einem letzten
verzweifelten Aufraffen ihrer ganzen Kraft im Westen beinahe gesiegt.
Schließlich waren sie erschöpft. Als nun im Jahre 1918 der Präsident von
Amerika, Wilson, verkündete, er wolle einen gerechten Frieden, nach dem jedes
Volk selbst bestimmen solle, was mit ihm zu geschehen habe, gaben manche
Truppen aus den Heeren der Mittelmächte den Kampf auf. So waren sie gezwungen,
einen Waffenstillstand zu schließen. Die überlebenden Männer kehrten von der
Front heim zu ihren hungernden Familien.
    Nun kam es in diesen erschöpften Ländern zur Revolution. Der Kaiser
von Deutschland und der Kaiser von Österreich dankten ab, die einzelnen
Völkerschaften des österreichischen Kaisertums, die Tschechen und Slowaken, die
Ungarn, die Polen, die Südslawen, machten sich selbstständig und gründeten
eigene Staaten. Als nun die Abgesandten der Deutschen, Österreicher und Ungarn
nach Paris kamen, um dort in den alten Königsschlössern Versailles, St. Germain
und Trianon über den Frieden, wie ihn Wilson verkündet hatte, zu verhandeln,
erfuhren sie, sie hätten da nichts zu verhandeln. Deutschland sei überhaupt
schuld am Krieg, und so müsse es bestraft werden. Man nahm Deutschland nicht
nur alle Kolonien und die Landstriche weg, die es 1870 von Frankreich erobert hatte,
man zwang es nicht nur, ganz unvorstellbar hohe Summen jährlich an die Sieger
zu zahlen, man zwang es sogar, feierlich zu unterschreiben, dass es allein am
Kriege schuld sei. Den Österreichern und den Ungarn ging es nicht besser. So
wurden Wilsons Versprechungen gehalten (siehe jedoch meine Erklärung im
Nachwort).
    Im Krieg waren elf Millionen Menschen umgekommen und ganze weite
Gegenden in einer Weise verwüstet worden, wie man das nie gekannt hatte. Nun
herrschten schreckliches Elend und Verzweiflung auf der Welt.
    Die Menschen hatten es sehr weit gebracht in ihrer
Beherrschung der Natur. Du kannst jetzt einen Apparat in deinem Zimmer
aufstellen und dich mit einem Australier auf der anderen Seite der Erde über
die gescheitesten oder dümmsten Dinge unterhalten. Du kannst im Radio Musik aus
einem Londoner Hotel hören oder einen Vortrag über das Gänsemästen aus
Portugal.
    Man baut Riesenhäuser, höher als die Pyramiden oder als die Peterskirche
in Rom, man baut Riesenflugzeuge, von denen jedes imstande ist, mehr Menschen
zu vernichten als die große Armada Philipps II. von Spanien. Man hat Mittel
gegen die furchtbarsten Krankheiten gefunden, und man weiß die wunderbarsten
Sachen. Man hat für alle möglichen Naturerscheinungen Formeln gefunden, die so
geheimnisvoll und so merkwürdig sind, dass nur ganz wenige Menschen sie
verstehen. Aber sie sind richtig: Die Sterne bewegen sich genau, wie diese Formeln
es voraussagen. Täglich weiß man ein kleines Stückchen mehr über die Natur und
auch über den Menschen selbst. Aber die Not ist noch immer ungeheuer. Viele,
viele Millionen Menschen können keine Arbeit finden auf unserer Erde und
jährlich verhungern viele Millionen. Alle hoffen wir auf eine bessere Zukunft,
sie muss doch kommen!
    Stell dir den Strom der Zeit vor, den wir jetzt hoch im
Flugzeug entlanggeflogen sind. Ganz hinten im Dunst ahnst du vielleicht noch
die Berghöhlen der Mammutjäger und die Steppen, auf denen das erste Getreide
wuchs. Die fernen Punkte dort sind die Pyramiden und der Turm zu Babel. In
diesem Tiefland trieben einmal die Juden ihre Herden. Über dieses Meer fuhren
die Phönizier. Was dort glänzt wie ein weißer Stern zwischen den Meeren, das
ist die Akropolis, das Wahrzeichen griechischer Kunst. Und dort auf der anderen
Seite der Welt erstreckt sich der dunkle Wald mit den indischen Büßern, in dem
Buddha die Erleuchtung empfing. Weiter vorne sind die Grenzwälle der Chinesen
und jenseits die rauchenden Trümmer von Karthago. In diesen großen
Steintrichtern ließen die Römer

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