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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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das Antlitz nach Mekka gekehrt, keinen Wein zu trinken
und tapfer zu sein. Kurz darauf starb er, im Jahre 632.
    Im Koran steht geschrieben: »Bekämpfet die Ungläubigen, bis jeder
Widerstand gebrochen ist.« Und an einer anderen Stelle: »Tötet die
Götzendiener, wo immer ihr sie findet, nehmt sie gefangen, belagert sie, lauert
ihnen allerorten auf. Aber wenn sie sich bekehren, dann lasset sie in Frieden
ziehen.«
    Die Araber hielten sich an dieses Prophetenwort, und als in ihrer Wüste
alle bekehrt oder getötet waren, zogen sie unter Mohammeds Nachfolgern oder »Kalifen«
Abu Baker und Omar in die Nachbarländer. Die waren wie gelähmt von solch wildem
Glaubenseifer. Sechs Jahre nach Mohammeds Tod hatten die arabischen Kriegerscharen
schon in blutigen Schlachten Palästina und Persien erobert und unerhörte Beute gemacht.
Andere Heerestruppen zogen gegen Ägypten, das noch immer zum Oströmischen Reich
gehörte, aber damals schon ein müdes und verarmtes Land war, und eroberten es in
den vier folgenden Jahren. Auch die große Stadt Alexandria fiel in ihre Hände. Damals
soll man Omar gefragt haben, was man mit der herrlichen Bibliothek machen solle,
in der einst 700 000 Bücherrollen von griechischen Dichtern, Schriftstellern und
Philosophen aufbewahrt waren. Omar soll gesagt haben: »Wenn das in den Büchern geschrieben
ist, was auch im Koran steht, sind sie überflüssig, und steht etwas anderes drin,
sind sie schädlich.« Ob das wahr ist, wissen wir nicht, aber gewiss hat es immer
Leute gegeben, die so oder so ähnlich gedacht haben; und so ist uns diese wichtigste
und wertvollste Büchersammlung in all den Kämpfen und Wirren für immer verloren
gegangen.
    Gewaltig breitete sich nun das Arabische Reich aus. Es brannte
sozusagen von Mekka aus nach allen Seiten weiter, wie wenn dort durch Mohammed
ein glühender Funke auf die Landkarte geschleudert worden wäre. Von Persien aus
bis nach Indien hinein, von Ägypten über ganz Nordafrika loderte das Feuer.
Dabei waren die Araber gar nicht einig untereinander. Sie wählten nach Omars
Tod mehrere Kalifen oder Nachfolger und kämpften grausam und blutig
gegeneinander. Um 670 versuchten arabische Heere auch Konstantinopel, die alte
Hauptstadt des Oströmischen Reiches, zu erobern, aber die Einwohner wehrten
sich sieben Jahre lang verzweifelt und heldenmütig, bis die Belagerer wieder
abzogen. Dafür eroberten die Araber von Afrika aus die Insel Sizilien. Aber das
war noch nicht alles. Auch nach Spanien setzten sie über, wo, wie du dich
vielleicht erinnerst, seit der Völkerwanderung Westgoten herrschten. In einer
Schlacht, die sieben ganze Tage dauerte, siegte der Feldherr Tarik, und nun war
Spanien unter mohammedanischer Herrschaft.
    Von dort zogen sie nach Frankreich ins Reich der Franken, der
merowingischen Herrscher, und standen nun den christlich-germanischen
Bauernkriegern gegenüber. Der Führer der Franken war Karl Martell, das heißt:
Karl der Hammer, so tapfer wusste er zuzuschlagen. Und wirklich besiegte er die
Araber im Jahre 732, genau 100 Jahre nach dem Tod des Propheten. Hätte damals
Karl Martell bei Tours und Poitiers in Südfrankreich die Schlacht verloren, so
hätten die Araber sicher ganz Frankreich und Deutschland erobert und die
Klöster zerstört. Wir wären vielleicht alle Muslime, wie es heute noch die
Perser und viele Inder, die Araber Mesopotamiens und Palästinas, die Ägypter
und Nordafrikaner sind.
    Die Araber blieben nicht überall die wilden Wüstenkrieger, die sie
zu Mohammeds Zeiten waren. Ganz im Gegenteil. Sobald sich die erste Kampfeswut
ein bisschen gelegt hatte, begannen sie in allen eroberten Ländern von den
unterworfenen und bekehrten Völkern zu lernen. Durch die Perser lernten sie die
ganze Pracht des Ostens kennen, die Freude an schönen Teppichen und Stoffen, an
prunkvollen Bauten, herrlichen Gärten und kostbarem Gerät mit schönen Mustern.
    Da bei den Mohammedanern das Abbilden von Menschen oder Tieren
verboten war, um jedes Andenken an den Götzendienst zu tilgen, haben sie nun
ihre Paläste und Moscheen mit herrlichen, bunten, verschlungenen Linien
verziert, die man nach den Arabern Arabesken nennt. Mehr noch als von den
Persern lernten die Araber von den Griechen, die in den eroberten Städten des
Oströmischen Reiches wohnten. Bald verbrannten sie die Bücher nicht mehr,
sondern sammelten und lasen sie. Besonders die Schriften des berühmten Lehrers
Alexanders des Großen, Aristoteles, lasen sie gerne und

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