Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
Freunde des Propheten mussten jahrelang Hunger und Not leiden. Nun
hatte Mohammed aber in Mekka einige Pilger von auswärts kennengelernt, aus
einer Oasenstadt, die schon lange mit Mekka verfeindet war. In dieser Stadt
lebten viele Juden, sodass die dortigen Araber die Lehre vom einzigen Gott
kannten. Ihnen gefiel Mohammeds Predigt gut.
Dass aber Mohammed unter diesen feindlichen Stämmen predigte und sich
mit ihnen mehr und mehr anfreundete, erbitterte die vornehmen Bewohner von
Mekka, die Wächter der Kaaba, am meisten. Sie beschlossen, ihn als Hochverräter
zu ermorden. Mohammed schickte alle seine Anhänger aus Mekka fort nach der ihm
befreundeten Wüstenstadt, und als schließlich die bestellten Mörder wirklich
bei ihm eindrangen, floh er durch ein Hinterfenster seines Hauses am 16. Juli
des Jahres 622 nach dieser Stadt. Diese Flucht heißt auf arabisch »Hedschra«,
und die Anhänger des Mohammed zählten ihre Jahre immer seit damals, wie die
Griechen nach Olympiaden und die Römer nach der Gründung Roms oder die Christen
nach Christi Geburt.
In dieser Stadt, die man ihm zu Ehren später Medina, die
Prophetenstadt, nannte, wurde Mohammed feierlich empfangen. Alles lief ihm
entgegen, jeder wollte ihn beherbergen. Um niemanden zu kränken, sagte
Mohammed, wolle er dort wohnen, wohin sein Kamel von selbst gehen würde. So tat
er es auch. In Medina nun lehrte Mohammed seine Anhänger, die ihm gerne
zuhörten. Er erzählte ihnen, wie Gott sich den Juden in Abraham und Moses
offenbart hatte, wie er durch den Mund Christi die Menschen gelehrt habe, und
wie er nun ihn, Mohammed, ausersehen habe, sein Prophet zu sein.
Er lehrte sie, nur Gott, der auf Arabisch Allah heißt, zu fürchten
und sonst nichts und niemanden. Es hat keinen Sinn, sich zu ängstigen oder zu
freuen, denn unser künftiges Schicksal hat Gott schon vorherbestimmt und in
einem großen Buche aufgeschrieben. Was kommen muss, kommt sowieso, die Stunde
des Todes ist uns schon von Anfang an bestimmt. In Gottes Willen müssen wir uns
ergeben. Ergebung heißt »Islam«, und so nannte Mohammed seine Lehre Islam. Er
erklärte, dass seine Anhänger für diese Lehre kämpfen und siegen müssten und
dass es keine Sünde sei, einen Ungläubigen, der ihn nicht als Prophet
anerkennen wolle, umzubringen. Dass der tapfere Krieger, der für diesen
Glauben, für Allah und den Propheten im Kampfe falle, sofort ins Paradies, der
Ungläubige oder Feige aber in die Hölle komme. Das Paradies schilderte Mohammed
seinen Anhängern in seinen Predigten, Visionen und Offenbarungen, die zusammen
der »Koran« heißen, besonders herrlich.
»Auf schwellenden Kissen lehnen dort die Gläubigen einander
gegenüber, unsterbliche Knaben machen als Mundschenke die Runde mit Humpen und
Eimern des besten Weines, und niemand bekommt Kopfweh oder wird betrunken
davon; herrliche Früchte gibt es und Geflügelfleisch, wie man sich es wünscht,
großäugige Mädchen, schön wie Perlen, warten auf. Unter dornenlosen Lotosblumen
oder blühenden Bananen in weitem Schatten und an strömenden Gewässern lagern
sich die Seligen, und Trauben hängen über ihnen, und immer wieder kreisen die
silbernen Becher. Sie tragen Kleider von grüner Seide und Brokat, die mit
silbernen Spangen geschmückt sind.«
Du kannst dir vorstellen, dass ein solches Paradies für das arme
Volk in der heißen Wüste schon eine Versprechung war, für die es sich lohnte,
zu kämpfen und zu sterben.
So zogen die Medinesen gegen Mekka, um ihren Propheten zu rächen und
Karawanen zu plündern. Einmal siegten sie und machten herrliche Beute, dann
verloren sie wieder alles. Die Bewohner von Mekka zogen vor Medina, um es zu
belagern, mussten aber nach zehn Tagen umkehren. Und dann machte Mohammed, von
1500 Bewaffneten begleitet, eine Pilgerfahrt nach Mekka. So, als mächtigen
Propheten, hatte man in Mekka den armen, verlachten Mohammed noch nicht
gesehen. Viele traten zu ihm über. Und bald eroberte Mohammed mit einem Heer
ganz Mekka, schonte aber die Einwohner und warf nur die Götzenbilder aus dem Heiligtum
hinaus. Er war ein mächtiger Mann geworden, von allen Seiten kamen Botschaften
aus den Zeltlagern und Oasen, um ihm zu huldigen. Kurz vor seinem Tode predigte
er noch vor 40 000 Pilgern und schärfte ihnen zum letzten Male alle seine
Satzungen ein: dass es keinen Gott gebe außer Allah, dass er, Mohammed, sein
Prophet sei, dass man die Ungläubigen unterwerfen müsse. Er ermahnte sie auch,
fünfmal am Tag zu beten,
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