Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser
gegen Oase, Stadt gegen Stadt, Stamm gegen Stamm. In
Arabien schaut es vielfach heute noch so aus. Und vor Jahrtausenden hat es
sicher auch nicht anders ausgeschaut. Und doch hat sich in dem merkwürdigen
Wüstenland mit seinen wenigen, streitbaren Menschen vielleicht das
Merkwürdigste ereignet, von dem ich überhaupt zu erzählen habe.
Das war so: In der Zeit, als die Mönche in Deutschland die einfachen
Bauern berieten und als die Könige der Merowinger über die Franken herrschten,
also um das Jahr 600 nach Christus, sprach kein Mensch von den Arabern. Sie
trieben ihre Rosse in der Wüste umher, hausten in Zelten und kämpften
gegeneinander. Sie hatten einen einfachen Glauben, über den sie nicht viel
nachdachten. Wie die alten Babylonier beteten sie die Gestirne an und vor allem
einen Stein, von dem sie glaubten, er sei vom Himmel gefallen. Dieser Stein lag
in einem Heiligtum, das man Kaaba nannte, in der Oasenstadt Mekka, und die
Araber pilgerten oft durch die Wüste dorthin, um ihn anzubeten.
In Mekka nun lebte in dieser Zeit ein Mann namens Mohammed, Sohn des
Abdallah. Sein Vater war vornehm, aber nicht reich gewesen und gehörte zu den
Familien, die das Heiligtum der Kaaba in Mekka zu bewachen hatten. Er starb
sehr früh und hinterließ seinem Sohn Mohammed nur fünf Kamele. Das war nicht
viel. So konnte Mohammed nicht lange, wie die Kinder der anderen Vornehmen, in
den Zeltlagern in der Wüste leben, sondern musste als Ziegenhirt in den Dienst
reicher Leute treten. Später kam er dann zu einer wohlhabenden Frau, die viel
älter war als er, und machte in ihrem Dienst als Kameltreiber große Reisen mit
Handelskarawanen. Er heiratete seine Brotherrin und lebte in glücklicher Ehe.
Sie hatten sechs Kinder. Auch seinen jungen Vetter Ali nahm er als Kind an.
In Mekka war Mohammed, der kräftige, lebhafte Mann mit dem schwarzen
Haar und Bart, mit der großen Adlernase und dem schweren, wiegenden Gang, sehr
geachtet. Man nannte ihn »den Gerechten«. Er hatte schon früh Interesse für
Glaubenssachen und unterhielt sich gern nicht nur mit den arabischen Pilgern,
die nach Mekka zur Kaaba kamen, sondern auch mit Christen aus dem nahen
Abessinien und mit Juden, von denen es in den arabischen Oasenstädten recht
viele gab. Aus den Erzählungen der Juden und Christen hatte ihm eines
besonderen Eindruck gemacht, von dem beide sprachen: die Lehre vom einzigen,
unsichtbaren, allmächtigen Gott.
Gerne ließ er sich aber auch des Abends am Brunnen von Abraham und
Josef erzählen, von Christus und Maria. Und eines Tages, während einer Reise,
hatte er plötzlich eine Vision. Weißt du, was das ist? Das ist ein Traum, bei
dem man nicht schläft. Es kam Mohammed vor, als sähe er den Erzengel Gabriel vor
sich hintreten, und er hörte dessen Stimme, die ihn andonnerte. »Lies!«, rief
der Engel. »Ich kann nicht lesen«, stöhnte Mohammed. »Lies!«, rief der Engel
ein zweites und drittes Mal und befahl ihm, im Namen des Herrn, seines Gottes,
zu beten. Ganz erschüttert von dieser Vision, ging Mohammed heim. Er wusste
nicht, was ihm geschehen war.
Drei Jahre lang ging er nachdenklich umher und grübelte über sein
Erlebnis. Endlich, nach drei Jahren, hatte er eine neue Vision. Er sah den
Erzengel Gabriel wieder vor sich, umstrahlt von himmlischer Glorie. Zitternd
und außer sich lief er heim und legte sich verstört auf das Ruhebett. Seine
Frau deckte ihn mit dem Mantel zu. Während er so dalag, hörte er wieder die
Stimme: »Steh auf und warne«, befahl sie, »und verherrliche deinen Herrn.« Das
war für Mohammed die Botschaft von Gott, die ihm befahl, die Menschen vor der
Hölle zu warnen und ihnen die Größe des einzigen, unsichtbaren Gottes zu
verkünden. Von nun an fühlte sich Mohammed als der Prophet, als das Sprachrohr,
durch dessen Mund Gott den Menschen seinen Willen kundgab. Er predigte in Mekka
die Lehre vom einzigen allmächtigen Gott, dem höchsten Richter, der ihn,
Mohammed, zum Sendboten bestimmt hatte. Aber die meisten Leute lachten ihn aus.
Nur seine Frau und einige Familienmitglieder und Freunde glaubten ihm.
Die Priester des Heiligtums von Mekka aber, die Vornehmen, die es zu
bewachen hatten, sahen natürlich in Mohammed nicht nur einen Narren, sondern
einen gefährlichen Feind. So verboten sie schließlich, dass jemand in Mekka mit
der Familie Mohammeds verkehre und mit seinen Anhängern Handel treibe. Dieses
Verbot hingen sie in der Kaaba aus. Das war ein schrecklicher Schlag, und die
Familie und
Weitere Kostenlose Bücher