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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Krieg, aber dann machten sie
plötzlich kehrt und überfielen seine Truppen. Schließlich verhängte Karl ein
schreckliches Strafgericht über sie und ließ mehr als 4000 Sachsen hinrichten.
Daraufhin ließen sich die anderen wirklich taufen, aber es wird lange gedauert
haben, bis sie die Religion der Liebe geliebt haben.
    Karl der Große jedoch war jetzt wirklich mächtig. Und ich habe dir
schon gesagt, dass er nicht nur erobern konnte, sondern auch herrschen und für
sein Volk sorgen. Schulen waren ihm besonders wichtig, und er selbst hat sein
Leben lang gelernt. Er sprach Latein so gut wie Deutsch und verstand
Griechisch. Er sprach überhaupt gern und viel, mit einer hellen, klaren Stimme.
Mit allen Wissenschaften und Künsten des Altertums beschäftigte er sich und
nahm bei gelehrten Mönchen aus England und Italien Unterricht in Redekunst und
Sternkunde. Man erzählt aber, dass ihm das Schreiben schwerfiel, da seine Hand
mehr gewohnt war, das Schwert zu halten, als mit der Feder schön geschwungene
Buchstaben hintereinanderzusetzen.
    Sehr gern ritt er auf die Jagd oder ging schwimmen. Gewöhnlich war
er ganz einfach angezogen. Er trug ein Leinenhemd, einen Kittel mit bunten
Seidenstreifen und lange Hosen mit Gamaschen, im Winter ein Pelzwams, darüber
einen blauen Mantel. Immer hatte er ein Schwert mit einem goldenen oder
silbernen Griff umgegürtet. Nur bei Festlichkeiten trug er ein golddurchwirktes
Kleid, edelsteinbesetzte Schuhe, eine große, goldene Spange am Mantel und eine
Krone von Gold und Edelsteinen. Stell dir ihn nur vor, wenn der gewaltige,
hochgewachsene Mann, so angetan, in seinem Lieblingspalast in Aachen Gesandte
empfing! Die kamen von überall her: aus seinem Reich in Frankreich, Italien und
Deutschland, aus den Ländern der Slawen und aus Österreich.
    Von überall ließ er sich genau berichten und bestimmte, was im
ganzen Land zu geschehen habe. Er ernannte Richter und ließ die Gesetze
sammeln, er bestimmte aber auch, wer Bischof sein sollte, und setzte sogar die
Preise für Lebensmittel fest. Am wichtigsten aber war ihm die Einigkeit unter
den Deutschen. Er wollte nicht nur über einige Stammesherzogtümer herrschen, er
wollte ein festes Reich daraus machen. Wenn das einem Herzog nicht gefiel, wie
zum Beispiel dem Bayern Tassilo, setzte er ihn ab. Du musst bedenken, dass
damals zum ersten Mal ein gemeinsames deutsches Wort für die Sprache aller
germanischen Stämme gebraucht wurde, dass man nicht mehr immer nur von
Fränkisch, Bayrisch, Alemannisch, Sächsisch sprach, sondern damals zuerst von
»thiudisk«, das heißt: Deutsch.
    Weil Karl sich für alles Deutsche interessierte, ließ er auch die
alten Heldenlieder aufschreiben, die wahrscheinlich in den Kämpfen der
Völkerwanderung entstanden sind. Sie handelten von Theoderich, den man später
Dietrich von Bern nannte, von Attila oder Etzel, dem König der Hunnen, von
Siegfried, der den Drachen erschlug und der von Hagen heimtückisch erstochen
wurde. Aber die Lieder dieser Zeit sind fast ganz verloren gegangen, wir kennen
die Sagen nur aus Aufzeichnungen, die beinahe 400 Jahre später gemacht wurden.
    Karl der Große fühlte sich aber nicht nur als deutscher König und
als Herr des Frankenreiches. Er fühlte sich als Schirmherr aller Christen. Und
so empfand es auch der Papst in Rom, den er mehrmals gegen die Langobarden in
Italien in Schutz genommen hatte. Als Karl einmal am Weihnachtsabend des Jahres
800 in der größten Kirche Roms, in der Kirche des Heiligen Petrus, betete, trat
der Papst plötzlich auf ihn zu und setzte ihm eine Krone auf. Dann fielen er
und alles Volk vor ihm auf die Knie, und alle huldigten Karl als dem neuen
römischen Kaiser, den Gott eingesetzt habe, den Frieden des Reiches zu wahren.
Karl der Große soll darüber sehr erschrocken sein, er hatte vielleicht nicht
geahnt, was man mit ihm vorhatte. Aber nun trug er die Krone, und nun war er
der erste deutsche Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, wie man es später
nannte.
    Karls Reich sollte ja die Macht und Größe des alten Römerreiches
wiedererstehen lassen, nur sollten diesmal statt der heidnischen Römer die
christlichen Germanen die Herrscher sein. Sie sollten die Führer der
Christenheit werden, das war der Plan und das Ziel Karls des Großen und ist
lange das Ziel der deutschen Kaiser geblieben. Aber nur unter Karls Herrschaft
war es fast erfüllt. Es kamen Gesandtschaften aus aller Welt an seinen Hof, um
ihm zu huldigen. Nicht nur der mächtige

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