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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

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Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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sondern besetzte Sachsen, das ihm auch feindlich gesinnt war,
und kämpfte nun sieben Jahre lang in einem erbitterten Krieg, bei dem nur die
Engländer ihn unterstützten. In seiner Tüchtigkeit brachte er es aber so weit,
dass er den Krieg gegen diese große Übermacht nicht verlor und dass man ihm
Schlesien lassen musste.
    Seit 1765 herrschte Maria Theresia in Österreich nicht mehr allein.
Ihr Sohn Josef regierte zugleich mit ihr als Kaiser (Josef II.) und wurde nach
ihrem Tod Herrscher in Österreich. Er war ein noch eifrigerer Kämpfer für die
Gedanken der Aufklärung als Friedrich und auch als seine Mutter. Duldung,
Vernunft, Menschlichkeit waren wirklich das Einzige, worum es ihm ging. Er
schaffte die Todesstrafe ab. Auch die Leibeigenschaft der Bauern. Er erlaubte
den Protestanten in Österreich, wieder Gottesdienst zu halten, und nahm sogar
der katholischen Kirche einiges von ihrem Grundbesitz und ihren Reichtümern
weg, obwohl er ein guter Katholik war. Er war krank und hatte das Gefühl, dass
er nicht lange werde herrschen können. So tat er das alles mit solchem Eifer,
mit solcher Ungeduld und Eile, dass es seinen Untertanen zu schnell und
unerwartet und viel zu viel auf einmal war. Viele bewunderten ihn, aber das
Volk liebte ihn weniger als seine bedächtigere und frommere Mutter.
    In der gleichen Zeit, als in Österreich und Deutschland die Gedanken
der Aufklärung gesiegt hatten, weigerten sich in Amerika die Bürger vieler
englischer Kolonien, englische Untertanen zu bleiben und Steuern nach England
zu zahlen. Ihr Führer in dem Kampf um die Unabhängigkeit war Benjamin Franklin,
ein einfacher Bürger, der sich viel mit der Naturwissenschaft beschäftigt und
dabei den Blitzableiter erfunden hat. Er war ein ungewöhnlich rechtlich
denkender, aber auch nüchterner, einfacher Mann. Unter seiner Führung und unter
der eines anderen Amerikaners, George Washington, bildeten die englischen
Siedlungen und Handelsstädte in Amerika einen Staatenbund und trieben nach
langen Kämpfen die englischen Truppen aus dem Land. Nun wollten sie ganz nach
den Grundsätzen der neuen Gedankenrichtung leben und erklärten 1776 die
heiligen Menschenrechte der Freiheit und Gleichheit zu den Grundgesetzen ihres
neuen Staates. Aber auf ihren Pflanzungen ließen sie auch weiterhin schwarze
Sklaven arbeiten.

Umwälzung mit Gewalt
    In allen Ländern hat man die Ideen der Aufklärung
für richtig und gut gehalten und danach regiert. Sogar die Kaiserin von
Russland, Katharina die Große, war in ständigem Briefwechsel mit den
französischen Predigern der Aufklärung. Nur die Könige von Frankreich haben
getan, als wüssten sie von nichts und als ginge das Ganze sie gar nichts an.
Ludwig XV. und Ludwig XVI., die Nachfolger des großen
Sonnenkönigs, waren unfähige Menschen, die nur die Äußerlichkeiten ihres großen
Vorgängers nachmachten, also den Pomp und den Prunk, den riesigen Aufwand an
Geld für Feste und Opernaufführungen, für immer neue Schlösser und riesige
Parks mit gestutzten Hecken, für Schwärme von in Seide und Spitzen gekleideten
Dienern und Hofbeamten. Wo das Geld dazu herkam, war ihnen gleichgültig.
Schwindler wurden Finanzminister und erpressten und ergaunerten ungeheure
Geldsummen. Die Bauern mussten sich zu Tode rackern, die Bürger gewaltige
Steuern zahlen, während die Adeligen das Geld dann bei Hof unter mehr oder
weniger geistvollen Gesprächen verprassten und verspielten.
    Kam aber der adelige Grundherr einmal aus dem Königsschloss nach Hause
auf sein Gut, so war das das größte Unglück für die Bauern. Denn nun hetzte er
mit seinem Gefolge auf der Jagd hinter Hasen und Füchsen drein und zertrampelte
mit seinen Pferden die mühsam geackerten Felder seiner Bauern. Aber wehe dem
Bauern, wenn er sich beklagte! Es war ein Glück, wenn ihm dann der Herr nur
höchstpersönlich mit der Reitpeitsche ins Gesicht schlug. Denn der adelige
Gutsherr war zugleich der Richter über seine Bauern und konnte sie strafen, wie
es ihm einfiel. Wenn solch ein Herr beim König beliebt war, dann schenkte
dieser ihm einen Zettel, wo nichts daraufstand als: »Herr … ist ins Gefängnis
zu werfen.« Unterschrift: König Ludwig XV. Den Namen durfte der Adelige selbst
eintragen und konnte so jeden, der ihm aus irgendeinem Grund nicht passte,
einfach verschwinden lassen.
    Bei Hof waren diese Herren aber zierlich und geputzt, gepudert und
parfümiert und raschelten vor lauter Seide und Spitzen. Der steife Prunk aus
der

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