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Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser

Titel: Eine kurze Weltgeschichte fuer junge Leser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ernst H. Gombrich
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Kampf hätte viel länger gedauert und viel schwerere Opfer
gekostet, wenn es nicht damals in Europa einige Herrscher gegeben hätte, die in
diesem Kampf in der vordersten Reihe für die Ideen der Aufklärung kämpften.
Einer der ersten war der Preußenkönig Friedrich der Große.
    Du weißt, dass das ererbte Kaisertum der Habsburger damals fast nur
mehr ein ehrwürdiger Titel war. Wirklich herrschten die Habsburger nur über
Österreich, Ungarn und Böhmen, in Deutschland aber herrschten die einzelnen
Landesfürsten von Bayern, Sachsen und vielen anderen großen und kleinen
Staaten. Besonders die protestantischen Länder im Norden kümmerten sich seit
dem Dreißigjährigen Krieg kaum mehr um den katholischen Kaiser in Wien. Der
mächtigste unter diesen protestantischen Fürstenstaaten in Deutschland war
Preußen, das seit seinem großen Herrscher Friedrich Wilhelm I., der von 1640
bis 1688 regierte, den Schweden immer mehr Land in Norddeutschland weggenommen
hatte. 1701 hatten sich die preußischen Fürsten sogar zu Königen gemacht. Es war
ein strenger Kriegerstaat, dessen Adelige keine größere Ehre kannten, als
Offiziere in der ausgezeichneten Armee des Königs zu sein.
    Über Preußen herrschte nun seit 1740 als dritter König Friedrich
II., aus der Familie der Hohenzollern. Man nennt ihn Friedrich den Großen. Und
wirklich war er einer der gebildetsten Menschen seiner Zeit. Er war befreundet
mit vielen der französischen Bürger, die in ihren Schriften die Gedanken der
Aufklärung predigten, und er selbst schrieb auch viele solche Schriften in
französischer Sprache. Denn obwohl er König von Preußen war, verachtete er die
deutsche Sprache und deutsche Sitten, die durch das Unglück des Dreißigjährigen
Krieges wirklich heruntergekommen waren. Aber er fühlte sich verpflichtet,
seinen deutschen Staat zum Musterstaat zu machen und den Wert der Gedanken
seiner französischen Freunde zu beweisen. Er fühlte sich, wie er oft gesagt
hat, als erster Diener, ja als erster Bedienter seines Staates, nicht als sein
Besitzer. Als solcher Diener kümmerte er sich um jede Kleinigkeit und versuchte
überall, die neuen Gedanken durchzusetzen. Eine seiner ersten Taten war, die
entsetzliche Folter abzuschaffen. Auch die schweren Dienste der Bauern für ihre
Grundherren erleichterte er. Er sorgte immer dafür, dass alle Menschen in
seinem Staat, die ärmsten wie die mächtigsten, von den Gerichten genau gleich
behandelt wurden. Das war damals gar nicht selbstverständlich.
    Vor allem aber wollte er Preußen zum mächtigsten Staat Deutschlands
machen und die Macht der Kaiser aus Österreich ganz ausschalten. Er glaubte,
dass das nicht schwer sein würde. Denn in Österreich regierte seit 1740 eine
Frau, die Kaiserin Maria Theresia. Als sie mit nur 23 Jahren an die Regierung
kam, meinte Friedrich, dass das eine gute Gelegenheit sei, dem Kaisertum ein
Land wegzunehmen, fiel mit seinem guten Heer in der Provinz Schlesien ein und
eroberte sie. Seit damals kämpfte er fast sein Leben lang gegen die deutsche
Herrscherin von Österreich. Seine Truppen wurden ihm das Wichtigste. Er drillte
sie unnachsichtig und machte sie zum besten Heer der Welt.
    Maria Theresia aber war eine größere Gegnerin, als er am Anfang
gemeint hatte. Zwar war sie gar nicht kriegerisch, sie war eine besonders
fromme Frau und eine richtige Familienmutter. Sie hatte 16 Kinder. Obwohl
Friedrich ihr Gegner war, hat sie ihn doch in vielem zum Vorbild genommen und
seine Verbesserungen auch in Österreich eingeführt. Auch sie schaffte die
Folter ab, erleichterte das Leben der Bauern und sorgte vor allem für guten
Unterricht in ihrem Lande. Sie fühlte sich wirklich als Mutter ihres ganzen
Landes und hatte nicht den falschen Ehrgeiz, alles selbst besser wissen zu
wollen. Die tüchtigsten Leute machte sie zu ihren Ratgebern, und unter diesen
fanden sich solche, die dem großen Friedrich auch in den langen Kriegen
gewachsen waren. Nicht nur auf dem Schlachtfeld. Maria Theresia verstand es
auch, durch ihre Gesandten alle Höfe Europas für sich zu gewinnen. Sogar
Frankreich, das doch seit Jahrhunderten bei jeder Gelegenheit gegen das
deutsche Kaisertum gekämpft hatte, wurde gewonnen, und Maria Theresia gab dem
Thronfolger von Frankreich ihre Tochter Marie Antoinette als Pfand der neuen
Freundschaft zur Frau.
    Nun hatte Friedrich ringsherum Feinde: Österreich, Frankreich,
Schweden und das mächtige, riesige Russland. Er wartete nicht auf ihre
Kriegserklärung,

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