Eine lange dunkle Nacht
wegkommen.«
»Wie heißt die Straße noch gleich?« fragte Teresa und blinzelte angestrengt durch den strömenden Regen. Sie mußte den Straßennamen falsch abgelesen haben. Es konnte einfach nicht sein, daß...
»Bardos Lane«, sagte Free.
»Heißt so nicht der Club, in dem du auftreten sollst?« fragte Teresa ungläubig. Free lachte hysterisch.
»Yeah! « rief er. »Wir waren näher dran, als wir dachten. Ist das geil, wir haben's geschafft!«
»Aber hast du nicht gemeint, der Club sei in San Francisco?« sagte Teresa.
»Ich hab' mich geirrt«, sagte Free und rieb sich vor Freude die Hände. »Wir müssen nicht mehr weiterfahren. Wir können hier alle unsere Einkaufsgelüste befriedigen.
»Unsere Einkaufsgelüste?« fragte Teresa.
»Ja«, sagte Free. »Wir fahren zu einem Einkaufsladen. Ich liebe diese Läden. Und dieser ist mein Lieblingsladen. Oh, da ist er! Fahr links, Teresa. Nur du und ich werden reingehen. Wir brauchen Poppy nicht. Sie hat schlechte Laune und würde uns nur die Party versauen.«
»Willst du nicht mitkommen, Poppy?« fragte Teresa, sie vor dem Laden zum Stehen kam. Frees Enthusiasmus kam ihr komisch vor. Der Laden sah aus wie alle anderen Shops entlang dem Freeway. Er schien nichts Besonderes zu sein. Dennoch war sie erleichtert, weil sie endlich Aspirin und etwas für ihren Magen besorgen konnte. Von Junior Mints hatte sie genug für heute.
»Nein«, sagte Poppy.
»Dann steig wenigstens aus und vertrete dir die Beine«, sagte Teresa und machte die Tür auf. Free stand aber draußen im Regen. Er war einfach verrückt.
»Ich habe mir schon in der Kirche die: Beine vertreten entgegnete Poppy tonlos.
»Wie du willst«, sagte Teresa und stieg aus.
Free eilte mit ihr zur Ladentür, blieb aber unvermittelt unter dem Vordach stehen.
»Weißt du noch, ich habe dich gefragt, ob du mir einen Gefallen tun würdest, und du sagtest ja.«
»Stimmt.«
»Du hast gesagt, du würdest alles für mich tun.«
»Das werde ich auch. Ich habe dich sehr gern, Free.« Er beugte sich zu ihr herunter und gab ihr einen Kuß.
»Ich liebe dich, Baby. Ich frage dich das bloß, weil ich weiß, daß wir beide sehr lange zusammen sein werden und ich werde Geld brauchen, um für dich zu sorgen. Du mußt mir einfach helfen, weißt du. Poppy würde das nie tun. So ist sie eben. Verstehst du?«
Teresa kicherte. »Warte mal. Du verwirrst mich. Was für einen Gefallen soll ich dir tun? Sage es mir, und ich mache es.«
»Hast du dein Messer?«
»Mein Messer?«
»Das Steakmesser von deiner Mutter. Hast du nicht gesagt, es steckt hinten in deiner Hosentasche?«.
»Nein, ich weiß nicht, wovon du sprichst.« Sie lächelte. »Das einzige, was ich hinten in der Tasche habe, ist der Joker, den du mir reingesteckt hast, als du mir in den Hintern gekniffen hast.«
»Sieh nach«, befahl Free.
»Was?«
»Sieh in deiner Tasche nach, ob du dein Messer dabei hast. Wahrscheinlich mußt du es gleich benutzen.«
Teresa schob eine Hand in die Tasche, jedoch bloß um zu beweisen, daß sie kein Messer bei sich hatte. Wäre ja auch ein lächerlicher Gedanke. Sie lief nicht mit einem Messer in der Tasche herum; außerdem hätte sie wohl kaum stundenlang hinterm Steuer sitzen können, ohne etwas so Langes und Hartes in ihrer Potasche zu bemerken.
Ouch!
Etwas Spitzes hatte sie in den Daumen gepiekt. Hastig zog sie ihre Hand zurück – die linke – und sah, daß ihr Daumen blutete. Free hatte recht gehabt. Vorsichtig schob sie ihre rechte Hand in die Tasche und zog das Messer heraus. Es war dasselbe Messer, das sie zu Bills Haus mitgenommen hatte.
»Das kann doch nicht sein!« stieß sie ungläubig aus.
»Komm, wir gehen rein.«
»Aber ich blute!«
»Wir besorgen dir ein Pflaster.« Er packte sie am Arm »Komm, wir haben nicht viel Zeit. Die Sonne geht schon auf.«
Sie betraten den Laden. Hinter der Kasse stand großer, kahlköpfiger Mann mit kastanienbrauner Haar und weißem Ziegenbart. Er sah halb verhungert aus, ein Äthiopier, der eine Dürreperiode zuviel erlebt hatte, nickte ihnen zu, sagte aber kein Wort. Teresa schob das Messer in die Tasche der Jeans zurück. Free zog sie schnell durch den Laden und nahm Bier, Doughnuts, Milch eine Packung Junior Mints aus den Regalen. Sie wollte noch sagen, daß sie keine Süßigkeiten wollte, aber da hatte er Sachen längst neben der Kasse abgestellt und seinen Revolver auf den Afrikaner gerichtet.
»Gib mir alles, was du hast«, sagte Free ruhig, der Mann direkt in die Augen
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