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Eine lange dunkle Nacht

Eine lange dunkle Nacht

Titel: Eine lange dunkle Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christopher Pike
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Wir sind Teil Gottes, und deswegen brauchen wir keine Angst haben.« Er sah sie an und lächelte sanft. »Entspanne dich Teresa, und erzähle mir, was passiert ist. Ich werde nicht über dich richten, niemand wird über dich richten. Ich bitte dich nicht darum zu beichten, ich bitte dich lediglich mit deiner Selbstverleugnung aufzuhören.«
    Teresa geriet ins Schwitzen. »Aber ich habe Ihnen alles gesagt, was ich weiß. Ich habe die beiden nicht erstochen, so etwas würde ich nie tun. Sie müssen mir glauben.«
    »Was hast du als nächstes getan?«
    »Ich bin weggerannt! Ich bin in mein Auto gestiegen, habe zu Hause ein paar Sachen geholt und bin dann losgefahren! Was wollen Sie von mir hören?« Sie brach in Tränen aus. »Ich kann Ihnen nichts beichten, an das ich mich nicht erinnere! «
    Der Priester horchte auf. »Du kannst dich nicht an alles erinnern?«
    »Genau! Ich weiß nicht mehr, was ich mit dem Messer gemacht habe! «
    Der Priester beugte sich vor. »Ich werde dir helfen, dich zu erinnern. Darin liegt dein Problem. Also, du hast beiden in Bills Haus schlafen gesehen, hast das Messer aus der Tasche gezogen und... «
    »Seien Sie still!« Teresa weinte, sprang von ihrem Stuhl auf. »Ich muß gehen. Tut mir leid, ich kann mir das nicht antun. Das habe ich nicht verdient. Ich habe nichts Falsches getan, außer mich mißbrauchen lassen. Das ist mein einziges Verbrechen, Vater.«
    Der Priester sah sie mit trauriger Miene an. »Es ist ein Verbrechen, mißbraucht zu werden«, sagte er.
    »Sie haben verdammt recht, das ist es.«
    Teresa stürmte aus dem Zimmer. Poppy saß draußen auf einer Bank. Sie hätte tief im Gebet sein können – so sah es jedenfalls aus –, doch sobald sie Teresa erblickte, sprang sie auf und rannte ihr hinterher. Teresa hetzte durch die Gänge zum Ausgang und stürmte zu ihrem Wagen. Sie mußte sofort weg von hier, und zwar so schnell wie möglich. Es war dasselbe Gefühl, das sie gestern abend in der Wohnung ihrer Eltern überkommen hatte.
    »Was ist passiert?« keuchte Poppy, die versuchte, Teresa einzuholen.
    »Ich habe erfahren, daß die Straße weiter vorne abgesperrt ist«, rief Teresa, als sie ihren Wagen erreichte. »Macht aber nichts. Wir können auf die andere Seite durchbrechen.«
    Poppy blieb wie angewurzelt vor ihr stehen. »Das glauben sie alle.«

    13. Kapitel
     
     
    Sie fuhren mit Höchstgeschwindigkeit nach Norden, außer ihnen war niemand auf der Straße. Es regnete wieder. Poppy saß schweigend auf dem Rücksitz, während Free hektisch auf dem Beifahrersitz hin und her rutschte. Er trug jetzt einen schwarzen Anzug und einen roten Hut. Seine Stofftasche lag zusammengefaltet auf seinem Schoß. Sie sah aus, als wäre sie leer. Er sprach von einem Laden ganz in der Nähe, bei dem sie unbedingt anhalten müßten.
    »Es gibt dort großartiges Essen«, sagte er. »Man kriegt alles, was man will. Die Bedienung ist exzellent, das Weinsortiment unglaublich. Man muß auch nicht lange warten. Den Laden kennen nicht viele Leute.«
    »Klingt gut«, murmelte Teresa abwesend. Noch immer hatte sie den traurigen Gesichtsausdruck des Priesters vor Augen. Zugegeben, er war ein netter Mann, aber er hatte ihr nichts wirklich Wichtiges zu sagen gehabt. Weshalb hatte Poppy unbedingt gewollt, daß sie ihn kennenlernte, fragte sich Teresa. Er hatte völlig daneben gelegen, als e meinte, sie würde sich selbst belügen. Sie hatte nichts Falsches getan – wieso sollte sie sich also belügen? Und überhaupt, was wußte ein Priester schon über Beziehungen? Priester lebten schließlich im Zölibat.
    Der. Himmel wurde heller.
    Bald würde die Sonne aufgehen.
    »Es ist gleich da vorne«, fuhr Free fort. »Ich bin schon mal dort gewesen. Es gibt nichts, das sie nicht haben.« Er schlug aufs Armaturenbrett. »Zum Teufel, sie verschenken sogar Geld. Es ist einer dieser Vollbedienungsläden, weißt du?«
    »Wie nett«, sagte Teresa. Zu Poppy gewandt: »Bist du auch schon dort gewesen?«
    »Einmal«, antwortete Poppy. »Um Zigaretten zu kaufen.«
    Teresa lachte, obwohl ihr nicht nach Lachen zumute war. Sie war kurz davor, sich zu übergeben, und mußte trotz des Regens mit heruntergekurbeltem Fenster fahren. »Kannst dir ja wieder eine Packung holen«, sagte sie.
    »Keine Lust«, sagte Poppy. »Ich versuche aufzuhören.«
    »Hier ist es!« schrie Free aufgeregt. »Bieg hier ab. Wow, ich fasse's nicht. Wir haben's geschafft. Ich dachte schon, wir würden nie von der verdammten Kirche

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