Eine lange dunkle Nacht
blickend. »Oder du brauchst dich um deine Krankenversicherung nie wieder Sorgen zu machen.«
»Free!« schrie Teresa.
»Halt die Klappe, Baby«, schnaubte Free. »Wir rauben diesen Schuppen aus, und wenn der Typ weiß, wer ich bin, wissen's auch die Bullen. Und das darf nicht sein. Eher bring ich den Kerl um.«
»Aber warum tust du das bloß?« rief sie.
»Komm, schieb die Scheine rüber«, sagte Free dem Mann, der mit zitternden Händen die Kasse leerte und Geld neben die Doughnuts und das Bier legte. Zu ihr gewandt sagte Free: »Ich mache das, weil ich das Geld brauche. Ich liebe dich, und ich werde in den nächsten sechzig Jahren für dich sorgen müssen. Außerdem ist da noch dieses nette braune Pulver, das ich sehr zu schätzen gelernt habe und das sehr, sehr teuer ist.« Er verstummte, sein Kopf schoß zur Tür herum. »Nimm dein Messer, Baby. Wir kriegen Gesellschaft. Mach schon!«
Teresa zog das Messer aus der Tasche. Warum, wußte sie nicht. Sie würde niemanden damit verletzen. Sie hatte noch nie jemanden verletzt.
Eine junge Frau kam in den Laden. Zuerst glaubte Teresa, es sei Poppy. Sie waren ungefähr gleich groß und hatten dieselben langen schwarzen Haare. Aber diese Frau war ein paar Jahre älter. Sie trug die Tracht einer Krankenschwester. Als sie Free mit dem Revolver sah, riß sie vor Schreck die Augen weit auf.
»Stehenbleiben!« blaffte Free sie an. »Nimm deine Hände hoch, Schatz, und geh zu meiner Partnerin. Schön langsam. Keine Tricks, oder dein Freund kann sich eine andere suchen. Kümmere dich um sie, Baby.«
Teresa stand hilflos da. »Ich kann nicht.«
Free schubste sie auf die junge Frau zu. »Mach keine Zicken, Baby! Halt ihr das Messer an die Kehle und laß es da.«
Teresa stellte sich hinter die Frau und drückte ihr die Messerspitze an den Hals. Die Frau zitterte vor Angst, und Teresa war froh, daß sie ihr nicht in die Augen sehen mußte. Teresa kam es so vor, als wäre die Realität in eine Million Scherben zersplittert. Der pure Wahnsinn. Free war ein so toller Typ. Verdammt, sie hatte sogar mit ihm geschlafen. Und jetzt das. Ein kleiner Räuber, wie John. Wahrscheinlich auch heroinsüchtig – kein Wunder, daß die beiden Freunde gewesen waren.
Das kann alles nicht wirklich passieren.
In der Ferne erklangen Sirenen.
Nein, es war gar nicht so weit entfernt.
»Verdammter Mist!« fluchte Free. »Nicht schon wieder. Teresa, pack sie an den Haaren und laß sie auf keinen Fall los.« Er stopfte das Geld in die Taschen seines schwarzen Mantels, den Revolver unablässig auf den Mann gerichtet. Er schrie ihn an: »Los, los, geh zurück! Nimm die Hände hoch, und glotz mich nicht so an! «
»Jack«, stammelte Teresa. Sie hatte die Frau an den Haaren gepackt und drückte mit dem Messer sogar fester zu, aber ihr war schwarz vor Augen. Sie würde gleich ohnmächtig werden. Wie auf einem Karussell wirbelte der Laden um sie herum. Die Sirenen kreischten. Alles geschah so rasend schnell. Die Polizei war praktisch schon auf de Parkplatz!
»Gleich gibt's ein heißes Rennen«, rief Free; ein paar Scheine fielen ihm aus der Tasche. Er trat einen Schritt von dem Schwarzen zurück. »Wir dürfen keine Zeugen zurücklassen – wir müssen sie umlegen, Baby.«
»Nein!« schrie Teresa.
»Doch!« brüllte Free. Er genoß die Situation. »Wir legen sie um, fahren nach L. A. zurück und verjubeln die Kohle in all den abgefahrenen Läden.« Free nahm den Verkäufer ins Visier. »Verabschiede dich von Wahrheit, Gerechtigkeit und vom American Way of Live.«
»Nicht!« schrie Teresa.
Free schoß dem Mann ins Gesicht. Die Kugel schlug in der Nase ein und hinterließ zerfetztes, bluttriefendes Gewebe. Der Mann fiel krachend zu Boden. Free warf Arme in die Luft und wirbelte zu Teresa herum.
»Schneid ihr die Kehle durch!« rief er.
»Nein!«
»Du mußt ja sagen!« lachte Free. »Öffne ihre Halsschlagader! Ja! Laß sie bluten! Ja! Tue es! Gleich sind die Bullen da! «
»Bitte mich nicht darum, sie -«, begann Teresa, doch sie konnte den Satz, nicht zu Ende sprechen, weil die junge Frau plötzlich versuchte, sich loszureißen. Wahrscheinlich glaubte sie, ihre Chancen stünden schlechter, wenn sie einfach nur dastand, und insgeheim gab ihr Teresa recht. Die Frau schlug um sich und trat einen Schritt vor, und ohne es zu wollen schnitt Teresa ihr geringfügig in den Hals – dachte sie. Es war definitiv ein Unfall, doch der Schnitt war alles andere als geringfügig. Denn im Hals wimmelte
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