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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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sie plötzlich wie wild mit den Füßen stampfte, herumwirbelte und über den wenigen ihr zur Verfügung stehenden Platz schoss, wurden die Laute des Erstaunens zu verwunderter Stille. Männer drängten sich rückwärts, um ihr Platz zu machen. Sie kam und ging innerhalb des frei gemachten Raums und schmeichelte jeder Gruppe mit momentaner Aufmerksamkeit. Die Musik wurde schneller. Jetzt wurde deutlich, dass Perella in Wahrheit aufreizend gekleidet war – wir konnten ihre weißen Lederhosen und das Brustband unter den Schleiern aus purer koanischer Seide aufschimmern sehen. Was sie mit ihrem gelenkigen Körper machte, war wichtiger als der Körper selbst. Was sie durch ihren Tanz ausdrückte – und die Autorität, mit der sie das tat –, war das, worauf es ankam.
    Sie kam näher. Die Menge am Eingang teilte sich für sie. Die lächelnden Musiker erhoben sich leichtfüßig und verfolgten ihre Spur durch den Raum, damit keiner von ihnen sie aus den Augen verlor oder sie verunsichert alleine ließ. Ihr Haar löste sich, zweifellos ein absichtlicher Teil ihres Auftritts, und sie schüttelte es mit einer tief gebeugten Kopfbewegung frei. Das war keine schlanke und trügerische Schönheit aus Carthago Nova mit einem zerzausten Wust öliger Locken, sondern eine reife Frau. Sie hätte eine Großmutter sein können. Sie war sich ihrer Reife bewusst und forderte uns heraus, das ebenfalls wahrzunehmen. Sie war die Königin des Raums, weil sie intensiver gelebt hatte als die meisten von uns. Wenn ihre Gelenke knackten, würde niemand das mitbekommen. Und im Gegensatz zu den geschmacklosen Angeboten, die jüngere Künstlerinnen ihrem Publikum machten, gab Perella uns – weil sie nichts anderes zu geben hatte – den erotischen, ekstatischen, erhebenden, fantasievollen Glanz von Hoffnung und Möglichkeiten.
    Die Musiker strebten auf einen Höhepunkt zu, ihre Instrumente kurz vor dem Zerbrechen. Perella wirbelte zu einem erschöpften Halt herum, direkt vor mir. Applaus brandete um uns auf. Stimmengewirr erhob sich. Männer riefen fiebrig nach Getränken, um rasch vergessen zu können, wie bewegt sie waren. Beglückwünschendes Lächeln umgab die Tänzerin, doch man ließ sie respektvoll in Ruhe.
    Sie erkannte, wer ich war. Vielleicht war sie auch absichtlich hier stehen geblieben. »Falco!«
    Helena kippelte gefährlich auf dem Rand der Bank. Ich konnte nicht runterspringen und mir die Tänzerin schnappen, weil ich Helena festhalten musste. Ein Römer lässt nicht zu, dass die gut erzogene Mutter seiner Kinder kopfüber auf einen abstoßenden Kaschemmenboden knallt. Vermutlich verließ sich Helena genau darauf und klammerte sich absichtlich an mir fest. »Perella.«
    »Ich habe eine Nachricht für deine Schwester«, sagte sie.
    »Versuch bloß nicht irgendwas! Meine Schwester zu verfolgen ist ein Fehler, Perella …«
    »Ich bin nicht hinter deiner Schwester her.«
    »Ich hab dich bei ihrem Haus gesehen.«
    »Anacrites hat mich da hingeschickt. Er erkannte, dass er zu weit gegangen war. Er hat mich geschickt, um sich zu entschuldigen.«
    »Entschuldigen!«
    »Ziemlich dämlich«, gab sie zu. »Das kam von ihm, nicht von mir.«
    »Und was machst du hier?«, fragte ich vorwurfsvoll.
    »Verdiene mir mein Geld für die Rückreise. Du kennst die doch, immer geizig mit den Spesen.«
    »Du folgst meiner Schwester immer noch.«
    »Deine verdammte Schwester ist mir piepegal …«
    Ein Luftzug traf uns. Der Lärm ließ kurz etwas nach, während die Männer ihre Nasen in die Weinbecher steckten. Die Menge an der Außentür war beiseite getreten, um jemanden hereinzulassen. Es war jemand, deren Verhalten Männer immer veranlasste, für sie beiseite zu treten. Meine Schwester kam herein.
    Eine Frau schrie.
     
    Helena sprang von der Bank wie ein Tausendfüßler, der von einem Spatenrand fliegt. Sie kämpfte sich durch die Menge bis zu dem von einem Vorhang abgeteilten Nebenraum. Er schaute dunkel aus, aber man konnte fuchtelnde Gliedmaßen sehen. Ein mieses Loch zum Deflorieren einer dummen Pute.
    Helena erreichte das Paar als Erste. Sie schlüpfte zwischen den Trinkern hindurch, wo meine breiten Schultern hängen blieben. Während ich diejenigen abwehrte, deren Becher ich aus dem Weg gestoßen hatte, stürzte sich Helena auf Blandus, der gerade versuchte die schreiende Hyspale zu vergewaltigen. Ich sah, wie Helena den Ledervorhang runterriss, und hörte, wie sie Blandus anbrüllte. Ich brüllte auch. Hinter mir bemerkte ich, dass ihre

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