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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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größte jemals erlebte administrative Fehlschlag zu werden.

IX
     
     
    Glück ist ein wunderbarer Luxus. Was wäre ein besserer Beweis dafür gewesen, dass manche unter einem Glücksstern geboren sind, als die Karriere (und das weiträumige, komfortable Haus) des Großen Königs?
    »Cogidumnus«, probierte Justinus vorsichtig.
    »Togidubnus«, verbesserte ich ihn. Das war ein Provinzler von so absoluter Bedeutungslosigkeit, dass die meisten römischen Kommentatoren ihn nicht mal bei seinem korrekten Namen nannten. »Lernt den Namen bitte, damit wir den Mann nicht beleidigen. Der Kaiser mag zwar unser eigentlicher Klient sein, aber Togi ist der Endabnehmer. Togi zufrieden zu stellen ist der einzige Zweck unserer aufreibenden Reise. Vespasian will, dass das Haus ohne Zwischenfälle errichtet wird, damit Togi glücklich bleibt.«
    »Dann solltest du besser aufhören, ihn Togi zu nennen«, warnte Helena, »oder du versprichst dich irgendwann und beleidigst ihn in der Öffentlichkeit.«
    »Würdenträger zu beleidigen ist mein Stil.«
    »Aber von deinen Gehilfen verlangst du, gut geölte Diplomaten zu sein.«
    »Klar doch. Ich bin der mit den rauen Kanten – ihr habt ein Paar schleimige Kriecher zu sein«, warf ich den beiden entgegen.
    Wir hingen in einem Mansio im tristeren Teil Galliens fest und hatten daher Zeit für dieses Tutorial. Hyspale war angewiesen worden, mit der Maulerei über ihr Unbehagen aufzuhören (sie war begabt dafür, sich selbst unglücklich zu machen) und auf die Kinder aufzupassen. So konnte Helena damit glänzen, für mich die Hintergrundinformationen zusammengetragen zu haben. Zum Glück waren ihre Brüder (ja, beide) daran gewöhnt, dass ihnen ihre große Schwester Lektionen erteilte. Ich selbst würde mich nie ganz entspannen, wenn sie Dinge zu erklären begann. Helena Justina konnte mich stets mit dem Ausmaß ihrer Quellen und dem Detailreichtum, den sie beisteuerten, überraschen.
    Wir hatten hier nach Tagen ermüdender Reise Halt gemacht. Die Kinder schienen damit besser zurechtzukommen als wir anderen, obwohl Helena und ich mit dem irritierenden Missfallen der Ausländer fertig werden mussten. Während die Gallier darüber staunten, wie streng wir mit unseren Töchtern waren, fanden wir, dass sie ihre eigenen unkontrollierbaren Rotzgören viel zu sehr verwöhnten. Einige von denen hatten Flöhe. Unsere, die wegen ihrer hübschen Locken mit Entzückensschreien in Küchen gezerrt wurden, würden auch bald Flöhe haben. Nux ging ihren römischen energisch zu Leibe. Mich juckte es schon seit Lugdunum, aber falls sich die Viecher an meinem Leib befanden, hatte ich sie bisher nicht finden können. Was daran lag, dass ich selten meine Kleider für eine Suche auszog. Mansios besaßen Bäder, aber wenn man sich zum Waschen in der Schlange anstellte, versäumte man das Abendessen. Danach war das Wasser kalt. Ein zusätzlicher Spaß, nach all den Schlaglöchern in den Straßen und dem grässlichen Wetter.
    Wir saßen alle um einen großen Tisch in der schmuddeligen Diele, die in dem Mansio als Gemeinschaftsessraum durchging, meine Schwester zusammengekrümmt ein Stück von uns entfernt. Maias Erfahrungen mit den Seeleuten, die uns an der italienischen Küste entlang nach Norden geschippert hatten, waren für sie alarmierend genug gewesen; sie hatte sich geweigert, allein nach Ostia zurückzukehren. Sie war noch nie weiter als zwanzig Meilen von Rom entfernt gewesen. Als wir Gallien erreichten, hatte sie keine rechte Vorstellung davon, wie viele trostlose Meilen noch vor uns lagen. Sie dachte immer noch, wir würden in ein paar Wochen heimfahren. Wir konnten von Glück sagen, wenn wir in der Zeit überhaupt Britannien erreichten.
    Helena hatte in ihrem Gepäck »versteckt« einen Brief von Marius »gefunden«, in dem er erklärte, es seien ihre Kinder gewesen, die beschlossen hätten, ihre Mutter in Sicherheit zu schicken. Maia glaubte, Petronius Longus müsse ihnen geholfen haben und es sei ein Trick, ihr die Kinder zu stehlen, nachdem seine eigenen nun bei Silvia waren. Sie saß während der gesamten Reise herum und plante, wie sie ihn am besten mit Krötenblut vergiften konnte. Wir hatten aufgehört, sie in unsere Gespräche einzubeziehen.
    »Unser Onkel Gaius hat einige Informationen über das Gebiet und das Projekt geschickt«, erklärte Helena lebhaft. »Ihr beiden Jungs habt ihn nie kennen gelernt. Ihr müsst euch vorstellen, dass es die Erläuterungen eines adretten, enthusiastischen,

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