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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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lebenslangen Verwaltungsbeamten sind, der ungeheure Kenntnisse über seine Provinz besitzt und darauf besteht, euch alles zu erzählen …«
    Gaius Flavius Hilaris war mit ihrer Tante verheiratet, einer stillen, intelligenten Frau namens Aelia Camilla. Er befand sich momentan am Ende eines langen Einsatzes als Finanzprokurator in Britannien. Soweit wir wussten, hatte er nicht vor, nach Rom zurückzukehren. Er stammte aus der Provinz, war in Dalmatien geboren, also war Rom für ihn nie die Heimat gewesen. Er arbeitete wie ein Tier und war absolut gradlinig. Helena und ich mochten ihn sehr.
    »Stellt euch Britannien als eine Art Dreieck vor.« Helena hielt einen Brief in der Hand, den sie so verinnerlicht hatte, dass sie kaum draufschauen musste. »Unser Ziel liegt in der Mitte der langen Südküste. Anderswo sind hohe Kreidefelsen, doch diese Gegend hat eine sanfte Küstenlinie mit sicheren Ankerbuchten. Es gibt ein paar Flüsse und Marschen, aber auch Wälder zum Jagen und genug Ackerland für Siedler. Die Stämme sind hier friedlich von ihren Hügelfestungen herabgekommen. Noviomagus Regnensis – der Neue Markt der Königlichen – ist eine kleine Stadt nach modernem Vorbild.«
    »Worin unterscheidet sie sich von anderen Stammessitzen?«, fragte Aelianus.
    »Durch Togidubnus.«
    »Und was ist an ihm so Besonderes?«
    »Nicht viel«, sagte ich.
    Helena warf mir einen spaßhaft strafenden Blick zu. »Hineingeboren in die richtige Familie und einflussreiche Freunde.« Mit ihrem ernsthaften Auftreten und dem leichtherzigen Ton gelang es ihr, schlichte Fakten satirisch klingen zu lassen.
    »Würde er mich seinen Freunden vorstellen?«, fragte Justinus grinsend.
    »Niemand, der auch nur ein bisschen Geschmack hat, würde dich in die Nähe seiner Freunde lassen«, schnaubte Aelianus.
    »Hat Togi einen guten Geschmack?«
    »Nein, bloß tolle Kumpel und viel Geld«, erwiderte ich.
    »Sein Geschmack könnte exquisit sein«, murmelte Helena.
    »Oder er bezahlt vielleicht nur Ratgeber, die ihm sagen, was Klasse hat. Er ist in der Lage, sich an alle möglichen Spezialisten zu wenden …«
    »Die unverschämte Honorare fordern und wissen, wie man das Geld verplempert«, grummelte ich. »Und dann bringt Togi unseren bekanntermaßen geizigen Kaiser dazu, die Rechnung zu bezahlen. Kein Wunder, dass Vespasian mich vor Ort haben will. Ich wette, die Rechnungen für diesen hübschen Pavillon müssen auf Armeslänge mit Schmiedezangen angefasst und überprüft werden.«
    Helena Justina war ein hartnäckiges Mädchen. Nur mit einem leichten Klimpern ihrer Armreifen, um mich zu tadeln, stellte sie die Ordnung wieder her. In dieser Gruppe erschöpfter Reisender griffen zu viele gereizte Vorurteile um sich. »Togidubnus stellt den Übergang vom barbarischen Britannien zu einer neuen römischen Provinz dar. Einst, vor dreißig Jahren, hatte sein Stamm, die Atrebaten, einen alten König namens Verica, der von seinen Rivalen unter Druck gesetzt wurde – den wilden Catuvellaunern, die plündernd durch das südliche Binnenland zogen.«
    »Kämpferische Burschen.« An vorderster Front der großen Rebellion, als ich dort gewesen war. »Voller Hass und Zorn. Boudicca war nicht ihre Königin, aber sie galoppierten ihr mit großem Elan hinterher. Die Catuvellauner wären einem Mistkäfer in die Schlacht gefolgt, wenn er sie zum Acker- und Weideland eines anderen Stammes geführt hätte – und besser noch, zum Enthaupten römischer Köpfe.«
    Helena wedelte mit dem Arm, um mich zum Schweigen zu bringen. »Ein ausgedehntes System von Erdverschanzungen schützt das Gebiet um Noviomagus vor Überfällen mit Streitwagen«, fuhr sie fort. »Aber während der Regierungszeit von Claudius gab es trotzdem ziemlichen Ärger. Verica bat die Römer um Hilfe. Und zu dem Zeitpunkt lernte Togidubnus, der vielleicht schon als Nachfolger des Königs auserwählt war, einen jungen römischen Kommandeur namens Titus Flavius Vespasianus auf seinem ersten Posten kennen.«
    »Die Invasion ist also dort gelandet?« Justinus war noch nicht mal geboren, als die Einzelheiten über Claudius’ verrücktes britannisches Unternehmen nach Rom zurückfluteten. Ich konnte mich selbst kaum an die Aufregung erinnern.
    »Ein Hauptvorstoß geschah an der Ostküste«, sagte ich. »Viele Stämme, die gegen uns waren, gruppierten sich um ihr Heiligtum, ein Ort namens Camulodunum nördlich des Tamesis. Allerdings ist es keine Frage, dass unsere Übernahme durch die Atrebaten erleichtert

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