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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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des Westtors, dem ersten Teil der Stadt, den sie erreichen. Die Briten gehen weiter und bevorzugen das Viertel am südlichen Tor. Von dort aus führt die Straße zu einer einheimischen Siedlung, auf einer Landspitze an der Küste.«
    »Genau, was ich erwartet hatte. Es gibt zwei Arbeitstrupps mit zwei verschiedenen Vorarbeitern. Die beiden mögen sich nicht«, erklärte ich ihm.
    »Die Männer auch nicht.«
    »Gibt es Raufereien?«
    »Fast jeden Abend. Von Zeit zu Zeit führen sie regelrechte Straßenkämpfe durch und werfen Steine gegen Fensterläden, um die Einheimischen zu ärgern. Ansonsten organisieren sie Einzelschlägereien. Und Messerstechereien. Genau das ist mit dem Gallier passiert, nach dem ich mich erkundigen sollte.«
    »Dubnus?«
    »Er hat sich mit einer Bande Briten angelegt. Beleidigungen flogen hin und her, und als die Briten sich zerstreuten, lag er tot am Boden. Er war zu der Zeit allein, also wissen seine Kumpel nicht, an wem sie sich rächen sollen, glauben aber, es waren die Ziegelbrenner.«
    »Ist die Geschichte allgemein bekannt?«
    »Nein, aber ich habe sie aus einer ziemlich allgemeinen Quelle«, meinte Justinus anzüglich. »Ich habe sie im Vertrauen von der jungen Dame erfahren, die ich erwähnte. Ihr Name«, sagte er, »ist Virginia.«
    Ich warf ihm einen Blick zu. »Klingt wie ein Blümchen, das sich zu kultivieren lohnt. Aber was ist mit deinem kämpferischen Freund?«
    »Ach der.« Er grinste. »Der Maler und ich können sie uns teilen.«
    »Er ist Maler ? Tja, wenn es sich um den neuen Gehilfen handelt, dann habe ich bereits nach ihm gesucht, und es heißt, dass er mit mir reden will. Hyspale würde ebenfalls nicht Nein sagen. Sie hält ihn für einen niedlichen Zeitgenossen.«
    Justinus verzog das Gesicht. »Hyspale ist unsere Freigelassene. Es geht nicht an, dass sie mit dem Schweineborsten-Jungen herumknutscht.«
    »Also du darfst mit diesem Burschen saufen und raufen, aber von deinen Frauensleuten hat er gefälligst die Pfoten zu lassen? Erspar mir deine Hochnäsigkeit. Von mir aus kann er sie haben, wenn seine Frau es zulässt«, gab ich mit Nachdruck zurück. »Und deinem Saufkumpan kannst du ausrichten, er sei auf der Baustelle als ›der Klugscheißer aus Stabiae‹ bekannt.« Ich hielt inne. »Aber sag ihm nicht, dass du mich kennst.«
    Justinus hatte genug vom Essen. Er bröselte herum und sah aus, als würde er überlegen, wann wohl das nächste Trinkgelage und die nächste Schlägerei passierten. »Ich kann also weitermachen? So viel Spaß zu haben nimmt mich ziemlich mit.«
    »Aber du wirst es tapfer und ohne Murren ertragen?« Ich erhob mich und gab ihm ein sehr kleines Taschengeld. »Deine Ehrenmedaille wird bereits geprägt. Danke für dein Leiden.«
    »Es ist eine schwere Aufgabe, Falco. Heute Abend werde ich mich in meine Lieblingsspelunke begeben, wo, wenn die Gerüchte stimmen, eine wirklich interessante Frau aus Rom auftreten wird, um die Jungs zu unterhalten.«
    Ich war auf meinem Pony schon den halben Weg zurückgeritten, als mich die Bemerkung über die römische Unterhaltungskünstlerin zu bedrücken begann.

XXVIII
     
     
    Ich war ziemlich niedergeschlagen.
    »Einer meiner Gehilfen will den Lebemann spielen, der andere will einfach überhaupt nicht spielen«, jammerte ich. Helena zeigte ihre übliche Art des Mitgefühls – einen herzlosen Gesichtsausdruck und den Kopf in einer Schriftrolle mit Poesie vergraben. »Und hier bin ich, versuche Ordnung in dieses riesige chaotische Projekt zu bringen, aber ich bin ein Ein-Mann-Arenaorchester.«
    »Was haben sie getan?«, murmelte sie, obwohl deutlich zu erkennen war, dass ihre Schriftrolle sie viel mehr interessierte als ich.
    »Sie haben gar nichts getan, darum geht es ja, Liebling. Aelianus fläzt den ganzen Tag mit hochgelegten Füßen im Wald rum, und Justinus säuft sich jede Nacht in der Stadt die Hucke voll.«
    Helena schaute auf. Sie schwieg. Ihre Art des Schweigens deutete darauf hin, dass ich ihre Brüder auf Abwege führte. Sie war die Älteste, und sie mochte ihre Brüder. Helena hatte die Angewohnheit, Taugenichtse gewissenhaft zu lieben, weshalb sie ja auch auf mich reingefallen war.
    »Wenn ein Ritter zu sein das bedeutet«, sagte ich zu ihr, »würde ich lieber halb verhungert ganz oben in einer heruntergekommenen Mietskaserne leben. Angestellte « – ich spuckte das Wort aus – »Angestellte taugen nichts für einen Privatermittler. Wir brauchen Licht und Luft. Wir brauchen Raum zum Denken.

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