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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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salzigen Meeresbuchten blieben. Die Römer belohnten Togidubnus für seine Unterstützung mit dem Geschenk zusätzlichen Stammeslandes. Er nannte es »das Königreich«, als würden andere britannische Stämme und ihre Könige nicht zählen.
    Zu der Zeit musste er sich eine neue Stammeshauptstadt gesucht haben. Er hatte sie auch bauen müssen – aber er baute schrecklich gerne. Da er selbst romanisiert war, hatte er es wahrscheinlich als selbstverständlich empfunden, die Nachschubbasis der Legionäre als Ausgangspunkt zu wählen. Also lag hier der »Neue Marktplatz des Königreichs«, zum Teil umschlossen von der Schleife eines kleinen Flusses, ein wenig landeinwärts. Vielleicht hatte die Aufgabe der alten Siedlung (irgendwo an der Küste?) die Affinität des Königs zu der neuen Lebensart symbolisiert, die sich durch Britanniens Status als Teil des Römischen Reiches einbürgern würde. Vielleicht war die alte Siedlung einfach nur ins Meer gefallen.
    Noviomagus bewies, wie dünn die Romanisierung war. Ich wusste, dass es Städte gab, die sich aus Militärfestungen entwickelt hatten, oft mit Legionärsveteranen als Hauptbasis der Einwohnerschaft. Königin Boudicca hatte einige dieser Städte niedergebrannt, aber sie waren inzwischen wieder aufgebaut worden. Sie waren äußerst provinziell, wenn auch solide und florierend. Im Gegensatz dazu verfügte Noviomagus Regnensis kaum über anständige Steinbauten oder eine nennenswerte Bevölkerung. Obwohl es das Hauptquartier des loyalsten britischen Stammesführers war, ging es hier nach wie vor hinterwäldlerisch zu. Die meisten Bauten in den engen Gassen bestanden immer noch aus Lehmflechtwerk, und nur ein paar Hausbewohner und Geschäfte hatten sich bisher hier niedergelassen.
    Hauptstraßen führten von Venta, Calleva und Londinium hierher. Im Stadtzentrum trafen sie auf den Karrenweg, der von den Markthändlern benutzt wurde. Um die Kreuzung lag ein großes, mit Kies aufgeschüttetes Gelände, das sich als Forum ausgab. Anzeichen dafür, dass es demokratischen Zwecken oder auch nur dem Austausch von Klatsch und Tratsch diente, gab es nicht. Einige Stände zum Verkauf pensionsreifer Kohlrüben und farbloser Frühlingszwiebeln waren vorhanden. Es gab zwei dunkle kleine Tempel, ein armseliges Badehaus, ein verblichenes Hinweisschild für das vor der Stadt liegende Amphitheater und eine kurze Reihe von Läden für Broschen und Spangen aus einheimischem Emaille.
    Togidubnus besaß ein Haus hier, genau wie Helenas Onkel Flavius Hilaris. Seines verfügte über Heißluftröhren und ein sehr kleines Schwarzweißmosaik. In seiner fast permanenten Abwesenheit wurde das Haus von zwei lahmarschigen Sklaven geführt, die heute offenbar auf dem Markt waren. Wie entzückend. Kohlrübensuppe war die Feinschmeckerspezialität, die sie Camillus Justinus, ihrem geehrten römischen Gast, kredenzen würden. Mama würde sagen, wenn wir dieser Provinz nichts anderes gegeben hätten, würden die Menschen uns wenigstens für die Kohlrüben danken.
    Justinus lag noch im Bett und schlief den Schlaf der Gerechten. Ich zerrte den Nichtsnutz heraus, goss kaltes Wasser in eine Waschschüssel, reichte ihm einen Kamm und fand eine verknitterte Übertunika auf dem Boden unter seinem Bett. Er hatte sich rasiert – allerdings nicht mehr, seit ich ihn zum letzten Mal gesehen hatte. Das war nach meiner Rechnung vor zwei Tagen gewesen. Er sah ungepflegt aus, doch für die Aufgabe, die ich ihm zugewiesen hatte, ganz passabel.
    Jemand hatte offenbar seine Tarnung durchschaut – Justinus hatte ein blaues Auge.
    »Ich sehe, du nimmst deine Aufgabe ernst. Liegst den ganzen Morgen mit einem fürchterlichen Kater im Bett und lässt dir Veilchen verpassen.«
    Er stöhnte.
    »Oh, sehr gut, Quintus. Du hast die Kunst gemeistert, halb tot zu klingen. Willst du deinen Gürtel haben, oder kannst du so was Festes um den Bauch noch nicht ertragen?«
    Mit einem gewaltigen Gähnen nahm Justinus den Gürtel und wand ihn halbherzig um sich. Die Schnalle zu befestigen, war zu kompliziert. Ich tat es für ihn, als wäre er ein verträumter Dreijähriger. Der Gürtel war ein prächtiges Exemplar aus gepunztem britannischem Leder mit einer Schnalle in Silber und Schwarz. Allerdings war an den ausgeleierten Dornlöchern zu erkennen, dass er nicht neu war.
    »Gebraucht gekauft?«
    »Gewonnen.« Er grinste. »Beim Soldatenspiel.«
    »Pass bloß auf. Ich möchte dich beim nächsten Mal nicht nackt hier sitzend vorfinden, weil

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