Eine Leiche im Badehaus
Wir brauchen die Freiheit – und die Herausforderung – einsamer Arbeit.«
»Dann wirf sie doch raus«, sagte die liebende Schwester der beiden Camilli herzlos.
Als Aelianus uns an diesem Abend besuchte, immer noch schmollend und murrend über seine Situation, hielt ich ihm vor, er müsse gelassener und ausgeglichener werden, so wie ich. Ich fühlte mich viel besser, nachdem ich diese Heuchelei von mir gegeben hatte.
Er lag im Gras mit einem Becher auf seinem Bauch. Die ganze Camillus-Familie schien auf dieser Reise ein Alkoholproblem zu haben. Selbst Helena sprach dem Wein heute Abend kräftig zu, was aber daran lag, dass die kleine Favonia endlos schrie. Wir schickten Hyspale mit beiden Kindern in unser Zimmer und befahlen ihr, sie ruhig zu halten. Nux folgte zum Aufpassen. Danach war zu merken, dass Helena voller Anspannung war und Ärger von drinnen erwartete. Ich spitzte selbst die Ohren.
»Was ist denn hier los?«, höhnte Aelianus. »Alle knurren wie unglückliche Bären.«
»Falco hat Zahnschmerzen. Unsere Kinder sind gereizt. Das Kindermädchen bläst Trübsal wegen eines Freskenmalers. Maia grummelt allein in ihrem Zimmer rum. Ich«, behauptete Helena, »bin die reinste Gelassenheit.«
Da er ihr Bruder war, durfte Aelianus es sich leisten, ein rüdes Geräusch von sich zu geben.
Er bot an, einen Faden um meinen Zahn zu legen, ihn an eine Tür zu binden und sie zuzuknallen. Ich sagte, ich hätte meine Zweifel, dass die von Marcellinus im alten Haus eingebauten Türen das überleben würden. Dann gab Aelianus eine Horrorgeschichte zum Besten, die ihm Sextius über einen Zahnarzt in Gallien erzählt hatte, der Löcher bohrte und einem einen neuen Eisenzahn in den Gaumen rammte.
»Bah! Hör auf, hör auf! Ich kann Leichen ausbuddeln oder die Windel eines Säuglings wechseln, aber ich bin zu empfindsam, um mir Geschichten über Zahnklempner anzuhören. Ich mach mir Sorgen um meine Schwester«, lenkte ich ihn ab. Maia war allein nach drinnen verschwunden, was sie oft machte. Meistens wollte sie mit uns anderen nichts zu tun haben. »Wir haben sie vorübergehend vor Anacrites in Sicherheit gebracht, aber das ist keine endgültige Lösung. Eines Tages muss sie zurück nach Rom. Außerdem ist er ein Beamter des Palatin. Er wird erfahren, dass ich auf einer Mission in Britannien bin. Angenommen, er errät, dass Maia mit uns gereist ist, und schickt jemanden hinter ihr her?«
»In Provinzen wie diesen«, tröstete mich Aelianus, »fällt ein ausgebildeter Spion doch sofort auf.«
»Blödsinn. Ich bin selbst Profi, und ich falle nicht auf.«
»Meinst du.« Er kicherte. »Wenn jemand kommt, um Maia Favonia zu holen, sind wir ja da. Sie ist besser geschützt, als sie es in Rom sein würde.«
»Und auf die Dauer?«
»Ach, dir wird schon was einfallen, Falco.«
»Ich sehe nicht, was.«
»Kümmer dich darum, wenn es so weit ist.« Aelianus klang dieser Tage genau wie ich. Er hatte das Interesse an meinen Problemen verloren und setzte sich auf. »Also, ich möchte was tun, Falco. Und ich geh nicht zurück, um auf diese dämlichen Statuen aufzupassen. Sextius kann seinen Dreck selbst verhätscheln.«
»Du gehst auf der Stelle zurück.« Ich musste ein Machtwort sprechen, um mein Fußvolk bei der Stange zu halten. Außerdem hatte ich einen Plan. »Und ich komme mit.« Den ganzen Abend über hatte es das übliche Trampeln gegeben, als die Belegschaft in die Stadt marschierte. »Nach dem Lärm zu urteilen, sind sie alle losgezogen, um sich die wundersame Unterhaltungskünstlerin anzuschauen, die Justinus erwähnt hat. Nacktes Fleisch, schlechter Atem, Lederhöschen und ein zerschlissenes Tamburin. Während die Arbeiter versuchen ihr an die Wäsche zu gehen, haben wir freie Bahn. Du und ich werden uns ein paar dieser Transportkarren anschauen. Irgendwas geht da vor.«
»Oh, ich weiß, was es ist.« Aelianus erstaunte mich mit dieser Bemerkung, als er sich erhob. »Es hat was damit zu tun, dass sie heimlich Material von der Baustelle schmuggeln. Heute kam ein neuer Karren. Alle Fahrer schauten zu mir und sagten laut: ›Hier ist der gestohlene Marmor. Lasst Falco das nicht herausfinden.‹ Dabei gaben sie sich gegenseitig Rippenstöße.«
»Aulus, das hättest du mir schon vor Stunden sagen müssen. Du bist mir wirklich eine große Hilfe.«
Als ich hineingehen wollte, um Lampen, Stiefel und was Warmes zum Anziehen zu holen, fing die Kleine wieder kläglich zu weinen an. Helena sprang auf und verkündete
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