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Eine Leiche im Badehaus

Titel: Eine Leiche im Badehaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lindsey Davis
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irgendein Gauner dir beim Würfeln all deine Klamotten abgenommen hat.« Helena wäre entsetzt. Na ja, zumindest seine süße Frau Claudia. »Soll ich dich zu deiner Sicherheit hier abziehen, oder leistest du gute Arbeit?«
    »Ich hab hier den größten Spaß, Falco.«
    »Ach ja? Wer hat dir das Ding verpasst?«
    Vorsichtig berührte Justinus sein Auge. Ich fand einen bronzenen Handspiegel unter seinen Sachen und zeigte ihm den Schaden. Er zuckte zusammen, mehr wegen seines entstellten Aussehens als der Schmerzen.
    »Ja«, sagte ich ruhig, »du bist jetzt ein großer Junge. Sieht aus, als hättest du mit ein paar älteren Jungs gespielt, von denen deine Mama nichts halten würde.«
    Mein Gehilfe war nicht im Geringsten aus der Fassung gebracht. »Er war sogar jünger.«
    »Nur sinnlos betrunken, oder konnte er deinen Akzent nicht leiden?«
    »Kleine Meinungsverschiedenheit wegen einer jungen Dame.«
    »Du bist ein verheirateter Mann, Quintus!«
    »Er auch, so viel ich mitgekriegt habe … Ich hab sie nach Informationen ausgequetscht, während er ihr nur die Titten quetschen wollte.«
    »Die Ehe hat dich sehr ordinär gemacht.«
    »Die Ehe hat mich …« Er hielt inne, kurz davor, ein furchtbar trauriges Geständnis zu machen. Ich ging darüber hinweg.
    Während ich ihn auf die Beine zog und in die Küche schleppte, hielt ich ihn am Reden, damit er nicht wieder einschlief. »Du hast also Erfahrungen mit deinem Angreifer ausgetauscht? Und dann seid ihr bei einer herzergreifenden Versöhnung und Krügen voll englischem Bier Blutsbrüder geworden?«
    »Nein, Falco, wir sind zwei heimwehkranke Römer, die hier gestrandet sind. Als das undankbare Mädelchen mit jemand anderem abrauschte, fanden er und ich eine ruhige Weinschenke, wo wir uns einen sehr anständigen Roten aus der Campania teilten, dazu eine äußerst zivilisierte Käseplatte.« Justinus besaß die Gabe, eine unglaubliche Geschichte zu erzählen, als wäre es die Wahrheit.
    »Aber sicher.« Ich schob ihn auf eine Bank am Tisch. Jemand hatte Zwiebeln geschnitten. Justinus wurde grün und legte den Kopf in die Hände, woraufhin ich rasch die Schüssel entfernte. »Wirklich zivilisiert«, wiederholte er schwach.
    »Mir gefällt der Klang davon nicht.« Ich stellte ihm Brot vor die Nase. »Iss, du Knallkopp. Und behalt’s bei dir. Ich will nicht hinter dir aufwischen müssen.«
    »Was ich wirklich gern hätte, wär ein netter traditioneller Haferbrei.«
    »Ich bin nicht deine dich innig liebende Großmutter. Ich hab keine Zeit, dich zu verhätscheln, Quintus. Stopf dir das Brot rein, und dann erzähl mir, was du rausgefunden hast.«
     
    »Das Nachtleben«, verkündete mein verrufener Gehilfe durch einen Mund voll altbackener Brotkruste, »ist hier so gut wie nicht vorhanden. Das bisschen, was es gibt – tja, das hab ich gefunden.«
    »Das sehe ich.«
    »Neidisch, Falco? Als die Legionäre vor dreißig Jahren hier waren, müssen sie den Einheimischen rasch beigebracht haben, was harte Burschen in Form eines Bordells und ein paar schäbigen Spelunken brauchen. Man kriegt importierten Wein in mehreren Farben, dem der Transport nicht bekommen ist, und vertrocknete Wellhornschnecken als Appetitanreger. In sehr kleinen Schälchen. Puffmütter und Schankkellner der zweiten Generation führen diese Schuppen – alle, würde ich sagen, zur Hälfte oder einem Viertel mit römischem Blut. Die Zweite Augusta – das war deine Legion, oder? – muss in ihren Stammbäumen gut vertreten sein.«
    »Schau mich nicht so an, ich war in Isca stationiert.«
    »Und außerdem warst du ein schüchterner Junge, nicht wahr, Falco?«
    Das war zutreffender, als er wissen konnte. »Unschuld ist verbreiteter, als die meisten Jungs zugeben wollen.«
    »Ich glaube, daran erinnere ich mich selbst … Falco, die Canabae-Wirte sprechen mit einem verfälschten Esquilin-Näseln und ziehen dir so schnell das Geld aus der Tasche wie jeder Cauponabesitzer auf der Via Sacra.«
    Ich merkte sofort, worauf er hinauswollte. »Mehr Geld kriegst du nicht.«
    »Auch nicht für Auslagen?«, versuchte er mich zu beschwatzen.
    »Nein.«
    Er schmollte, fuhr dann aber mit seinem Bericht fort. »Männer von der Palastbaustelle kommen fast jeden Abend in die Stadt. Sie gehen zu Fuß hin und zurück.«
    »Das ist etwa eine Meile. Leicht zu schaffen, wenn man nüchtern ist, und nicht unmöglich in betrunkenem Zustand.«
    »Sobald sie ankommen, teilen sie sich auf. Die Fremdarbeiter trinken in der einen Gegend, nahe

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