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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Ehre, indem sie der Heiligen immer neue Bündel von Banknoten in den Mantel schoben. Man braucht kaum zu erwähnen, dass die Parteien stets dieselben waren: hier das Bürgertum, Wohlhabende und niederer Adel, dort die Handwerker und Bauern, das gemeine Volk also, im seit Generationen sich wiederholenden gnadenlosen Kampf zwischen Schwarzen und Roten. Und wie immer,wenn Gott und Ehre im Spiel sind, kam es manchmal auch zu Exzessen. Denkwürdig war die Auktion im Jahre 1983, als Carmelo Pilerci, genannt o’ Musicante, sich an der Statue festkrallte, die schon auf den Schultern der Sieger lag, und mit dem Schrei »Niemand rührt die Heilige an!« über eine Stunde lang die Prozession blockierte.
    An diesem Tag fiel die Entscheidung am späten Nachmittag um Viertel nach sechs, und Santa Atenaide wurde auf den Armen der Dorfprominenz (welche die Heilige für gewöhnlich in zwei von drei Jahren für sich errang) durch das Kirchenportal getragen. Auf der zu beiden Seiten von Urlaubern und Einheimischen gesäumten Straße trat die Heilige ihren beschwerlichen und trägen Marsch an, der alle paar Meter stockte, damit die Frauen der umliegenden Häuser mit einer Stecknadel ihre Gabe an den rotgrünen Mantel heften konnten.
    Die schwitzenden Träger nutzten die kurze Pause, um sich unter den Hebebalken gegenseitig abzulösen und einfältig in Kameras und Fotoapparate zu grienen, mit denen die Verwandten jedes Jahr unverdrossen dieselbe Szene ablichteten. So rollte die Prozession im Schneckentempo durch Straßen und Gassen, bis die heilige Atenaide sich am Ende schließlich wieder auf die Kirche zu bewegte, hinter den Musikern, dem Pfarrer und den kleinen Erstkommunikantinnen, den älteren Mädchen mit einem Schrein voller traditioneller Votivgaben, den Diakonen und sonstigem Klerus und gefolgt vom Bürgermeister, vom Gemeinderat, der Bruderschaft und einer beständig wachsenden Gemeindeschar.
     
    Vielleicht sollte sie doch nicht zum Fest gehen, dachte Regina und änderte damit zum wiederholten Mal ihre Meinung. Nach dem, was Bebè zugestoßen war, gehörte sich das wohl nicht. Unentschlossen betrachtete sie das weich fallende, weit ausgeschnittene schwarze Kleid, das sie anziehen wollte. Sollte sie gehen oder nicht? Sie wollte nicht hochmütig erscheinen, aber andererseits musste man auch an die arme Bebè denken.
    Und an Elena, ja, Elena gab’s ja auch noch. Ganz abgesehendavon, dass dies vielleicht ihr letztes Atenaide-Fest überhaupt sein würde.
    Tränen des Zorns brannten ihr unter den Lidern. Sie würde eine Lösung finden, sie würde sich nicht einfach so vernichten lassen. Sie konnte zur Löwin werden, wenn nötig. Aber jetzt, das Fest? Sie würde Olimpia anrufen, die wusste immer, was sich schickte und was nicht.
     
    Das ungute Gefühl, das an ihm nagte, seit er die D’Onofrios verlassen hatte, wollte einfach nicht verschwinden, und dieser eigenartige Tag, der mit Gustavos Befreiung begonnen hatte, schien niemals enden zu wollen.
    Niedergeschlagen betrachtete Santomauro die Akten, die sich auf dem Schreibtisch türmten. Dieser Fall hatte seinen Arbeitsalltag komplett durcheinandergeworfen, und nicht nur den.
    Jeden Abend nahm er das Bild von der Frau in den Algen mit nach Hause, jede Nacht träumte er von ihr, um allmorgendlich mit ihr aufzuwachen. Iolandas Gesicht hatte er dafür schon lange nicht mehr im Traum gesehen, das war immerhin ein Fortschritt, dafür besuchte ihn jetzt Elena Mazzoleni in der Nacht, manchmal auch Samir oder Regina, oder auch Aloshi.
    Ob auch Bebè kommen würde, mit den blonden, algendurchwirkten Haaren und den blinden Augen, die ihn anklagend ansahen? Ob auch Valentina zurückkehren würde, seine Valentina, nicht die potentielle Mörderin oder Komplizin, sondern die, die so viele Tage in seinem Kopf gelebt hatte, sich in seine Nervenbahnen und Erinnerungen geschlichen hatte, so dass er bisweilen geglaubt hatte, ihr schon einmal begegnet zu sein, vielleicht in einem anderen Leben?
     
    Jeder Winkel des Dorfes war mit Verkaufsständen zugestellt. Vor den Hauseingängen, auf den Bürgersteigen und Straßen, überall boten Asiaten und Afrikaner ihre Waren feil.
    Es gab die typischen Chinastände mit den billigen Hemden und T-Shirts, die Ethnostände mit geschnitzten Elefanten und Giraffen, Halsketten und Armbändern aus Knochenimitat.Tische mit aller Art Krimskrams, vom Handy in Pokémonform bis hin zu Fußkettchen, und auf dem Boden alles mögliche Plastikspielzeug, Gewehre, Puppen,

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