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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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zuvor dann waren öffentliche Bekanntmachungen aufgetaucht, wobei Santomauro bezweifelte, dass Pioppica Sopra es schaffen konnte, innerhalb von drei Tagen eine haltbare Gegenoffensive auf die Beine zu stellen. So kündigte sich für San Cozio ein Debakel an, das an jenes vor zwei Jahren heranreichen könnte, als Santa Atenaide mit einer Landung von kostümierten Sarazenen gefeiert worden war, die die ganze Nacht mit den Dorfbewohnern sangen und tanzten. Das Feuerwerk des heiligen Cozio, das in jenem Jahr wirklich seinesgleichen suchte, verpuffte quasi unbemerkt.
    Santomauro fuhr unter den dunklen Lichterarkaden aus dem Dorf hinaus.
    Als er ankam, saßen sie im Patio. Genauer gesagt, Aloshi lag mehr, als dass sie saß in einem bequemen Sessel aus Segeltuch, die Augen halb geschlossen und ein seliges Lächeln auf dem perfekten Gesicht. Ingenieur Buonocore kniete zu ihren Füßen.
    Von hinten gesehen fürchtete Santomauro kurz, Zeuge eines geheimen Fußfetischismus zu werden, weil der Mann tief über die Frau gebeugt und unter langsamen Bewegungen vor sich hin murmelte. Dann erkannte er, dass er ihr nur die Fußnägel lackierte. Neben ihm auf der Erde standen beziehungsweise lagen eine Reihe verschiedenfarbiger Flakons, eine Flasche mit Nagellackentferner und Wattebäusche. Der Ingenieur widmete sich der Sache mit derselben Hingabe und Sorgfalt, die er sonst sicherlich auf seine Arbeit verwandte, und dokumentierte den Fortschritt von Nagel zu Nagel mit kurzen erfreuten Kommentaren.
    Der Maresciallo wollte nicht stören, und zum zweiten Mal an diesem merkwürdigen Tag schlich er sich auf Zehenspitzen davon.
     
    Bebè umzubringen war unvermeidlich gewesen. Sie hatte sich zu viele Gedanken gemacht, hatte etwas geahnt.
    Und doch war es weitaus schmerzlicher gewesen als bei dem Schwarzen. Bebè war so lebenshungrig. Vielleicht hatte sie noch gelebt, als die Kette sie ins Wasser gerissen hatte, hoffentlich hatte sie nicht zu lange gelitten.
     
    Santomauro nahm das Telefonat an. D’Onofrio schien verwirrt, er nuschelte, und der Maresciallo fühlte sich verpflichtet, der Sache persönlich nachzugehen. Später sollte er sich mehrmals fragen, ob alles anders gekommen wäre, wenn nicht er, sondern jemand anders ans Telefon gegangen wäre.
    Auf dem Weg nach Sigmalea begegnete er einer Gruppe junger Mädchen, die zu Fuß den Berg hinaufgingen. Allesamt blond, gutgelaunt und einigermaßen hübsch winkten sie ihm kichernd zu. Polinnen an ihrem freien Tag, wahrscheinlich auf dem Weg zum Fest, dachte er und lächelte in sich hinein. Wenn Pedro an seiner Stelle gewesen wäre, hätte er augenblicklich den Rückwärtsgang eingelegt und ihnen angeboten, sie überall hinzufahren, wo sie wollten. Dafür wäre er dann mit einigen eilig notierten Handynummern belohnt worden, von denen mindestens zwei zu etwas geführt hätten.
    Doch er war nicht Gnarra. Die Mädchen blieben hinter der Kurve zurück, und Santomauro musste an den Streit zwischen Polinnen und Ukrainerinnen denken, an die untote Polin und an die gewissenhafte Inaugenscheinnahme der Corpora Delicti durch Pedro. Ihm fiel wieder Manfredis puritanische Empörung ein und die ansteckende Heiterkeit, die bei Pietros Erzählung des Missverständnisses aufgekommen war. Keine Frage, in einem anderen Leben wüsste er schon, als welcher der beiden er wiedergeboren werden wollte.
    Er parkte den Wagen und stieg aus, während in seinem Hirnunbemerkt ein weiteres winziges Puzzlestückchen an seinen Platz rückte.
    Sie saßen im Haus, Mann und Frau, nebeneinander auf ihrem Sofa und doch Meilen voneinander entfernt. D’Onofrio schien dem Herzinfarkt nahe, Mina nur vage gelangweilt.
    »Sie ist weg, Maresciallo, ihr Bett ist unberührt, sie hat sich nicht einmal hingelegt, nachdem wir gestern aus Acciaroli zurückkamen! Zuerst wollte ich ganz ruhig bleiben, sie ist ja noch jung und wir waren alle ziemlich mitgenommen, aber dann hat sie vorhin angerufen. Sie sagt, sie sei in Rom, mit diesem unglückseligen Subjekt, und dass sie nicht wieder zurückkäme. Wenn ich den erwische, den mache ich kalt, und sie kann was erleben, das sie ihr Lebtag nicht vergisst.«
    Er hatte sich langsam in Rage geredet und schien nun vor Wut fast zu platzen. Um sich zu beruhigen, wischte er sich den Schweiß aus dem geröteten Gesicht.
    »Maresciallo, Sie müssen sie für mich finden, ich erstatte Anzeige wegen Kindesentführung. Finden Sie sie, den Rest erledige ich.«
    Bevor Santomauro etwas erwidern konnte, mischte

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