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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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Mina D’Onofrio sich ein: »Ach was, Entführung, Entführung! Sie ist volljährig, das weißt du doch selbst, oder?! Du kannst nichts gegen sie unternehmen, darfst sie nicht einmal anrühren! Ich habe ein halbes Jurastudium absolviert, wissen Sie, Maresciallo? Ich wäre jetzt Strafrechtlerin, wenn dieser Wahnsinnige mich nicht mit der ersten Schwangerschaft und der Hochzeit ans Haus gefesselt hätte. Aber ich habe es satt. Kommen Sie, Maresciallo, ich bringe Sie zur Tür, hier vergeuden Sie nur Ihre Zeit.«
    Mit einer katzenhaft fließenden Bewegung stand sie auf. Santomauro folgte ihr mit angehaltenem Atem, während sie eine letzte Warnung an den im Sofa zusammengesunkenen Überrest ihres Mannes aussprach:
    »Hör zu, aus Rücksicht auf dich sage ich dem Maresciallo nichts weiter, aber ich habe mit meinem Anwalt gesprochen, und wenn du noch einen einzigen blauen Fleck bei mir oderden Mädchen hinterlässt, bist du dran! Es ist aus, mein Lieber, ich will, dass du bis heute Abend das Haus verlassen hast!«
    Am Auto holte sie so tief Luft, dass das dünne T-Shirt sich über ihrem üppigen Busen spannte. Sie lächelte ihm zu, wobei sich um ihre vollen Lippen feine Fältchen bildeten.
    »Ich bin froh, dass es aus ist. Ich hatte es schon so lange vor, aber er tat mir leid. Bebès Tod hat nun den Ausschlag gegeben, mir ist klargeworden, dass ich mein Leben und das der Mädchen nicht länger vergeuden darf. Er hat uns alle ruiniert mit seiner krankhaften Eifersucht.«
    »Sie haben noch etwas anderes angedeutet«, meinte Santomauro vorsichtig.
    »Er ist ein kranker Mann. Das habe ich schon festgestellt, als die Mädchen noch klein waren, aber ich war immer wachsam. Er hat alles auf seine Eifersucht geschoben, mit der er uns das Leben vergällt hat, er hatte niemals den Mut, weiterzugehen, aber er weiß, dass ich es weiß und dass ich ihn in der Hand habe.«
    »Warum sind Sie bei ihm geblieben?« Santomauro fragte aus ehrlicher Neugier.
    »Warum?« Mina lächelte unfroh. »Weil ich ihn geliebt habe, auch wenn ich mir dann anderweitig meine Ablenkung suchte. Was soll ich sagen, aus Faulheit, weil ich ein ruhiges Leben wollte, keine Ahnung. Aber jetzt bin ich fertig mit ihm. Ich habe die ganze Nacht darüber nachgedacht, und als ich gesehen habe, dass Gaia mit De Giorgio weg ist, wurde mir klar, dass auch für uns der Zeitpunkt gekommen ist. Armes Mädchen, ich war keine besonders gute Mutter, weder für sie noch für die anderen, aber ich war zu jung.«
    Sie seufzte wieder tief auf, und Santomauro musste den Blick von ihr abwenden. Sie war eine wirklich schöne Frau, nach der man sich auf der Straße umdrehte, dachte er. Schade nur ihre Nägel, zu bunt und auffällig, pantherartig.
    »Könnten Sie mir einen Gefallen tun, Santomauro?«
    »Was immer Sie wollen«, meinte er lächelnd.
    »Schicken Sie mir morgen oder übermorgen, es hat keineEile, wenn mein Mann weg ist, Ihren Kollegen vorbei, den, der aussieht wie aus der Martini-Werbung? Ich glaube er heißt Gnarra.«
    »Ja, natürlich, aber mit welcher Begründung?«, erwiderte Santomauro verwundert und auch ein wenig genervt. Pedro erzielte selbst aus der Distanz Volltreffer.
    »Keine Ahnung, Ihnen wird schon was einfallen. Ach, sagen Sie ihm einfach, es seien noch zusätzliche Untersuchungen zu dem Diebstahl meiner Perücken notwendig.«
    »Welcher Perücken?« Santomauro horchte interessiert auf.
     
    Der offizielle Höhepunkt des Festes war die Prozession am Nachmittag, wenn die Heilige in einem Triumphzug durch die Straßen getragen wurde, Gassen und Gässchen inklusive. Der Zug endete mit einem ersten, kleineren Feuerwerk, an das sich das feierliche Hochamt anschloss.
    Viele jedoch hielten das Feuerwerk am Ende des Abends erst für den wahren Clou, wenn sich die Kunstfertigkeit des Pyrotechnikers erwies und man sah, ob Geld genug für den Sieg ausgegeben worden war. Und schließlich gab es noch die religiösen Eiferer, denen die unmittelbar vor der Prozession stattfindende Auktion als bedeutendster Teil des Festes galt.
    Beim »Incanto del Santo«, der Auktion, rangen die Gläubigen aller sozialen Schichten mit frommen Spenden um die Ehre, aus ihren Reihen die Gruppe stellen zu dürfen, die die schwere Statue auf ihren Schultern durchs Dorf tragen würde.
    Mit anderen Worten: Alle männlichen Dorfbewohner zwischen fünfzehn und fünfundneunzig schlossen sich in der Kirche ein und lieferten sich unter Aufsicht des Pfarrers ein wildes und verbissenes Wettbieten um besagte

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