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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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all den anderen Annehmlichkeiten, die ich gar nicht näher beschreiben möchte, Sie können sich das ja vorstellen.«
    Geduckt auf ihren Matten kauernd, nickten die beiden Carabinieri und schluckten den rohen Fisch hinunter. Sicher, das konnten sie sich vorstellen.
    »Deshalb habe ich mir dieses Mal vorgenommen, schlauer zu sein und Aloshi möglichst von den Lastern der westlichen Frauen fernzuhalten, zumal mir allmählich die Religionen ausgehen«, und wieder kicherte er. Man musste ihn einfach sympathisch finden, auch wenn seine Auffassung von Liebe und Heirat in Santomauros Augen niederträchtig war. Seine Züge und sein Körper waren von elfengleicher Anmut und seine Art einfach gewinnend. Der Maresciallo bezweifelte nicht, dass die Frauen ihn wegen seines Charmes geheiratet hatten und nicht wegen des Geldes, das aus jedem Winkel der Villa sprach, die ohne Zweifel zu Ehren seiner Gattin Nummer vier ganz in japanischem Stil gehalten war.
    »Was Ihre letzte Ehe betrifft …«, begann Santomauro.
    »Sie meinen Presida? Das war eine traurige Geschichte. Ich versuche immer, mich von meinen Frauen im Guten zu trennen. Indira lebt mit meiner Mutter in Rom, stellen Sie sich das vor. Ich habe ihr eine Arbeit als Dolmetscherin verschafft. Saia wollte lieber nach Hause zurückkehren, doch wir telefonieren miteinander, und manchmal kommt sie nach Italien. Ein zivilisiertes, herzliches Verhältnis. Aber mit Presida … Und alles wegen dieser Mazzoleni. Eine Stichelei hier, eine Andeutung dort, und schließlich begriff Presida, die ja keineswegs dumm war, dass sie Nummer drei darstellte. Sie hat mich sofort verlassen, sie war sehr stolz, und kehrte mit dem ersten Flieger nach Colombo zurück. Halb so schlimm, wir hatten sowieso schon angefangen zu streiten, sie wollte arbeiten und den Führerschein machen, aber so ein abruptes Ende tat mir dann doch leid, das habe ich Elena nicht verziehen, also die hatte ich echt auf dem Kieker.« Plötzlich musterte er sie misstrauisch. »Ach so, deswegen sind Sie hier? Netter Versuch, aber Ihnen ist hoffentlich klar, dass ich niemalsfür eine Frau töten würde. Dafür gibt es einfach zu viele davon auf der Welt!«
    Santomauro stimmte ihm zu und wandte sich couragiert wieder seinem Sushi zu.
     
    In der Nacht, tief in der Nacht erlebte Pioppica Sotto einen magischen Moment. Wenn die zwei Bars ihre Tischchen hereingeholt und abgeschlossen hatten und die Menschen endlich müde von all dem Eis, den Erfrischungsgetränken und den Limoncelli nach Hause gegangen waren, wenn die Jüngeren sich in Richtung der über die Küste verteilten Diskotheken aufgemacht hatten, wo sie sich bis in die frühen Morgenstunden schweißgebadet in einer Art Alkoholtrance auf der Tanzfläche verrenken würden, wenn auch die Liebespärchen es müde waren, in aller Öffentlichkeit zu turteln, und nach Hause gingen, um im Privaten damit fortzufahren, wenn die streunenden Katzen beschlossen, dass nun auch für sie Schlafenszeit war – dann und erst dann fand Pioppica wieder zur Ruhe.
    Das war der Moment, den Regina am meisten liebte.
    Sie stand am Geländer ihrer Terrasse auf dem hohen Felsen, der sich über dem Ort erhob, lauschte auf die Stille um sie herum und sah, wie die Dunkelheit vom Meer aufstieg. Unter einigen Schwierigkeiten war es ihr gelungen, zwei der nächststehenden Laternen abschalten zu lassen, die mit ihrem aufdringlichen Licht den Zauber der Nacht störten, außerdem arbeitete sie in Gedanken schon an der Abschaltung einer dritten. An anderen Stellen der Rocca hätte sie alle Ruhe und Finsternis der Welt haben können, doch Regina wollte nicht auf den Hang starren, sondern das Meer sehen, die Lichter in der Ferne. Ihre Freunde waren gegangen, und hinter ihr, im Haus und auf der Terrasse, schienen die Tische mit den vollen Aschenbechern und den Bidding Boxes samt den säuberlich einsortierten Karten auf den nächsten Tag zu warten.
    Sie rauchte eine Zigarette, dann noch eine und noch eine. Manchmal trank sie etwas, aber nicht immer, oft genügte es, einfach dort zu sitzen und aufs Meer zu schauen. Dann kehrtendie Erinnerungen zurück, mit einer buhlenden Sanftheit, ohne jeden bitteren Beigeschmack von Reue, sondern allein mit der klaren Akzeptanz dessen, was gewesen war. Sie war wieder ein Kind, auf derselben Terrasse, als ihre Mutter und deren Mutter noch lebten und alles möglich schien. Sie sah sich wieder vor sich, jung und unbesiegbar, wenn sie zum Tanzen gehen wollte oder ans Meer für ein

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