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Eine Leiche zu Ferragosto

Eine Leiche zu Ferragosto

Titel: Eine Leiche zu Ferragosto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Fiammetta Lama
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und geschätzte Schulschiffe für einen Großteil der lokalen Jugend gewesen, einheimisch oder zugereist. Die Signora musste also hart auf die fünfzig zusegeln, hatte sie vielleicht schon eine Weile hinter sich gelassen, aber man sah ihr an, dass sie fest entschlossen war, nicht so bald irgendwo anzulegen. Der Brigadiere, der Geschichten in Hülle und Fülle über den schnell handgreiflich werdenden, brutalen und auch geschäftlich nicht ganz koscher agierenden Ehemann gehört hatte, eine Art Ungeheuer, das vier hilflose, arme Frauen in seiner Gewalt hielt, empfand plötzlich einen Anflug von Mitleid mit ihm. Anwalt Armando D’Onofrio war vielleicht die Inkarnation eines frauenmordenden Blaubarts, doch seine private Hölle durchlitt er gänzlich hier auf Erden.
    Sie saßen in der Hollywoodschaukel auf der üblichen Panoramaterrasse und blickten auf das Stück Meer vor Sigmalea hinunter. Es war das letzte Haus vor dem Strand, von dem es nur ein Streifen minutiös geschnittenen englischen Rasens trennte. Die Signora hatte sich katzengleich neben ihn gekauert, und Gnarra, der nicht auf Schwierigkeiten aus war, spannte den linken Oberschenkel an, um jeden noch so beiläufigen Kontakt mit ihrem gebräunten Fuß und den orange lackierten Zehennägeln zu vermeiden.
    »Probieren Sie doch eins von meinen selbstgemachten Auberginen-Pralinés, sie sind köstlich. Ein Rezept aus Sorrent, ich stamme aus Meta, wissen Sie.«
    Nur widerstrebend gehorchte Gnarra, fand aber die undefinierbaren Bonbons zu seiner Überraschung sehr schmackhaft.
    »Mögen Sie die Farbe? Ich nicht. Gaia, Liebes! Bring mir doch bitte den Nagellackentferner, wenn es dir nichts ausmacht.«
    Eine magere, extrem blonde Halbwüchsige hatte ihren kurzen Auftritt, übergab das Gewünschte und verschwand wieder in der Villa. Der Brigadiere behielt einen Eindruck von spitzen Rippen, Knien und Ellbogen zurück sowie fast weißen, in sorgfältiger Unordnung hochgesteckten Haaren. Am tief nach innen gewölbten Bauch blitzte ein Piercing, am linken Ohr eine unüberschaubare Anzahl kleiner Ringe. Gaia D’Onofrio schien kein einfacher Typ zu sein und unterschied sich mittlerweile wohl erheblich von dem erblühenden Mädchen, welches das Herz des Architekten De Giorgio damals zum Klopfen gebracht hatte.
    »Hübsch, nicht wahr? Sie kommt ein wenig nach mir. Unsere Freunde machen gerne Witze darüber und sagen, wir sähen wie Schwestern aus.«
    Gnarra nickte notgedrungen, dann betrat er das Labyrinth der Unterhaltung mit der Umsicht eines Vollblutpferdes, das einem Hindernisrennen entgegengeht. Er wünschte nichts sehnlicher, als von hier zu verschwinden, möglichst noch bevor der Hausherr zurückkam, den er einem anderen überlassen wollte, am liebsten Manfredi.
    Die Signora hatte wahrscheinlich von dem grausigen Verbrechen gehört? Selbstverständlich, es war der Signora zu Ohren gekommen, und ihr Bedauern ließ sich nur mit der Bestürzung und der Sorge um die Unversehrtheit ihrer selbst und ihrer Töchter messen. Wie konnte man sich jetzt noch sicher fühlen ohne die beschützende und tröstende Nähe eines Uniformierten? Konnte der Brigadiere sie diesbezüglich beruhigen? Der Brigadiere konnte und tat es, indem er ihr versicherte, ihren Wunsch an die zuständigen Stellen weiterzuleiten, doch, um darauf zurückzukommen, wie waren die familiären Beziehungen der Familiezu der Verstorbenen? Hatte der bedauerliche Vorfall im Sommer vor zwei Jahren, durch den die Unschuld der jüngsten D’Onofrio-Tochter so bedroht worden war, auf irgendeine Weise die Freundschaft der beiden Damen beeinflusst? Aber neeein, woher denn? Die liebe Elena war eine teure Freundin, diskret und amüsant, an der schrecklichen Sache mit diesem Unmenschen De Giorgio hatte sie nicht den geringsten Anteil. Olimpia Casaburi hingegen, die sie damals erst auf alles aufmerksam gemacht hatte, zu ihr war die Beziehung, bei aller Dankbarkeit, ein wenig abgekühlt.
    »Mein Mann mag das Getratsche nicht, auch wenn den Boten keine Schuld trifft … Wünschen Sie vielleicht ein Mandarinenschnäpschen, oder lieber Orange oder Zitrone?«
    Nein, Gnarra wünschte keins der drei, und während er sich immer verkrampfter in sein Eckchen auf der Hollywoodschaukel drückte und die Signora sich den Nagellack zu entfernen begann, setzte er mühsam die Befragung fort.
    Mit Elena also alles normal? Aber sicher, außer dass sie sich diesen Sommer nicht hatte blicken lassen, nicht einmal bei ihren nachmittäglichen

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