Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
Vom Netzwerk:
doch ganz genau, daß wir unter Umständen Unterstützung brauchen.«
    Bolitho trat an das Heckfenster. Die Fock des spanischen Schiffes bauschte sich in dem unsteten Wind. Es war eine seltsame Beute: bis an die Decksplanken voll Munition, Pferden, Maultierfutter und genug Zelte, um eine ganze Armee unterzubringen. Ein Rätsel. Sie hieß
Segura
;

und sobald sie klar von Land waren, hatte er ihren Kapitän holen lassen, einen untersetzten, hinterhältig dreinblickenden Mann, der offensichtlich verblüfft war, als Bolitho ihm den Brief vorhielt, den Javals Leute auf dem gekaperten Schoner gefunden hatten.
    Der Spanier hatte in holprigem Englisch immer wieder versichert, daß er seinen endgültigen Bestimmungsort nicht kenne. Und in der Tat hatte sich in seiner Kajüte kein Gegenbeweis gefunden; falls er nicht beim ersten Anzeichen von Gefahr seine Segelorder über Bord geworfen hatte, dann tappte er ebenso im dunkeln wie Bolitho. Er machte auch nicht den Eindruck eines geschickten Lügners, sondern gab zu, daß er Auftrag gehabt hatte, seine Ladung zu einem Treffpunkt im Golf von Valencia zu bringen, wo er ein Geleit und vielleicht noch andere Transporter hatte treffen sollen, die unter Chartervertrag für die Kriegsflotte fuhren. Er sei ein armer Seemann, der keine Lust habe, in den Krieg verwickelt zu werden. Nach dem spanischen Kommandeur, von dem er seine Ladung übernommen hatte, unterstand sein Schiff den Franzosen. Es gab, so sagte der Kapitän, viele Schiffe überall im Mittelmeer, welche die Franzosen zur Versorgung ihrer neuerrichteten Außenposten gechartert hatten.
    Sollte Bolitho diese überraschende Neuigkeit unbeachtet lassen? Wenn die Franzosen wirklich irgendwo einen solchen Treffpunkt festgelegt hatten, dann war es besser, das Geschwader neu zu formieren, bevor er zu neuen Aktionen in feindliche Gewässer aufbrach.
    Aber Farquhar war nicht da. Der Wind änderte sich nur wenig, so daß eigentlich nichts den Rest des Geschwaders hätte daran hindern sollen, mit dem Flaggschiff Kontakt aufzunehmen.
    »Vielleicht hat Captain Farquhar Feindberührung gehabt«, sagte er.
    »Vielleicht«, entgegnete Herrick zweifelnd. »Aber die Tatsache bleibt bestehen, Sir, daß die
Harebel
l

nicht zurückgekommen ist, weder mit noch ohne Prise, und daß wir allein sind. Isoliert sogar.« Bolitho nickte. »Stimmt. Am besten bleiben wir auf dem gegenwärtigen Kurs. Farquhar hat sich vielleicht aus triftigen Gründen entschlossen, erst kurz vor unserem endgültigen Bestimmungsort mit uns zusammenzutreffen.« Er fuhr mit dem Finger auf der Karte über das
Golf
e

d
u

Lyo
n

bezeichnete Gebiet. »Die Franzosen stochern da in einem Ameisennest herum, Thomas. Sie haben offenbar mehr vor als eine Invasion Englands.« Er fuhr mit dem Finger weiter zur afrikanischen Küste. »Wahrscheinlich wird es eher
hier
sein.«
    Ihm fiel der Detonationsblitz auf den Wällen ein, als Leroux’ Leute mit der glühenden Kugel den feindlichen Pulvervorrat getroffen hatten. Wie hatte dieser Augenblick seine Männer verwandelt!
    Da hatte keiner mehr gezögert. Eben noch hatte der Angriff völlig hoffnungslos ausgesehen, und in der nächsten Sekunde stürmten sie vor und rissen alle mit.
    Die Nachricht von der Attacke mußte inzwischen an höherer Stelle angelangt sein. Sogar in Frankreich, trotz der Entfernung. Und dort mußte man sich jetzt ernsthaft fragen, wozu dieses britische Geschwader eigentlich im Mittelmeer herumkroch.
    Bolitho schritt wieder nach achtern und starrte auf das spanische Schiff. Leutnant Fitz-Clarence war Prisenkommandant und genoß ohne Zweifel die unerwartete Beförderung sehr.
    »Wenn die
Harebel
l

nicht heute oder morgen zurückkommt, müssen wir sie aufgeben, fürchte ich«, sagte Herrick und rieb sich das Kinn. »Das bedeutet, wir haben keine ›Augen‹ mehr. Dieser verdammte Javal«, rief er wütend, »ich wette, er ist hinter irgendeiner fetten Prise her, um sich die Taschen zu füllen!«
    Nachdenklich sah Bolitho ihn an. »Dem sei, wie ihm wolle. Oder vielleicht ist auch das ganze Geschwader vernichtet?« Lächelnd legte er Herrick die Hand auf den Arm. »Das war nur ein Scherz, Thomas. Aber glauben Sie nicht, daß mir wohl bei der Geschichte ist!«
    Er wandte sich um, denn es klopfte. Es war Pascoe; in der sauberen Uniform sah er beinahe fremd aus.
    »Sie haben befohlen, Sir?«
    »Ja.« Bolitho deutete auf einen Stuhl. »Hast du inzwischen ein bißchen Zeit gehabt, um über dein Abenteuer nachzudenken?« Die

Weitere Kostenlose Bücher