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Eine letzte Breitseite

Eine letzte Breitseite

Titel: Eine letzte Breitseite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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Unbeweglichkeit verdammt und mußte seine Kräfte für Aufgaben sparen, die über die Schiffsführung hinausgingen.
    Die jungen Leute sahen ihn an, und Pascoe fragte: »Darf ich mit Mr. Luce an Deck?«
    »Natürlich.« Er blickte den beiden nach. Nichts hatte sich geändert.
    Er hatte soeben den Bericht über die Landeaktion beendet, als Herrick wieder in die Kajüte kam, lächelnd und offensichtlich erleichtert.
    »Die
Harebel
l
hat signalisiert, Sir: zwei Segel in Nordwest. Wenn ich Captain Farquhar unrecht getan habe, dann ist jetzt bald der Moment gekommen, es zuzugeben.«
    Rasch trat Bolitho zur Karte; unwillkürlich dachte er wieder an den Wechsel des Windes, das Gefühl von Sand und Staub auf der Wange, als er dem Marine-Infanteristen aus Cornwall zugehört hatte, der bedrückt von der unpassierbaren Schlucht berichtete.
    »Geben Sie noch nichts zu, Thomas. Nicht einmal Farquhar hätte so schnell segeln können, daß er jetzt aus Nordwest kommt!« Er griff nach seinem Hut. »Inch muß die Brigg zwar aus den Augen verloren haben, aber, bei Gott, jetzt hat er uns größere Fische zugeführt!«
    Zweifel und Spannung im Gesicht, eilte Herrick hinter Bolitho her. Es war sehr hell auf dem Achterdeck; die Sonne stand fast senkrecht über dem Großmast. Bolitho nickte Veitch zu, der die Wache hatte, ging dann an die Luvseite und starrte über das Vo rderkastell hinaus zur glitzernden, dunstigen Kimm.
    »Signal an
Harebell
!« rief Herrick. »›Rekognoszieren. In Lee bleiben.‹«
    In buntem Durcheinander schleiften die Signalflaggen über das Deck, bis sie endlich zu Luces Zufriedenheit richtig angesteckt waren und sich an der Rah entfalteten.
    »
Harebel
l

hat bestätigt, Sir!«
    Säuerlich bemerkte Herrick: »Gehört sich auch so. Francis Inch war noch immer zu schnell mit den jungen Pferden.« Trotz seiner Nervosität grinste er. »Dieser Tollkopf!«
    Langsam vergingen die Minuten, und die Matrosen, die kurz vorher nur an ihr Mittagessen gedacht hatten, so armselig es auch sein mochte, standen gruppenweise an den Wanten und auf den Laufbrücken und starrten der winzigen, weit entfernten Schaluppe entgegen.
    Luce war in die Luvwanten aufgeentert und balancierte mit seinem Glas die Schiffsbewegungen aus.
    Unten stand Pascoe und sah zu ihm hoch, die Augen im grellen Sonnenlicht zusammengekniffen, Hände in den Hüften. Vielleicht erinnert er sich an seine Zeit als Signal-Midshipman, dachte Bolitho.
    Grubb bemerkte sarkastisch: »Wenn wir
noch

zwei Prisen machen, werden uns die Offiziere aber verdammt knapp!«
    Luces Ruf ließ das Gemurmel an Deck schlagartig verstummen.
    »Von Harebell, Sir: ›Feind in Sicht‹!«
    Langsam ging Bolitho zum Kajütniedergang und stützte sich auf das Geländer. Im Geiste sah er sie bereits entlang der Küste auf sich zukommen. So hatte er sie schon längst gesehen, bevor die Schaluppe sie gemeldet hatte; vielleicht schon, als Luce in die Kajüte gekommen war.
    »Signalisieren Sie Inch, er soll zur
Segura

aufschließen«, sagte er und hielt inne, als er ihre Gesichter sah, in denen sich Skepsis und Erregung mischten. »Wenn er näherkommt, können Sie ihm signalisieren, er soll die Prise in Lee lassen. Wenn’s irgend geht, wollen wir sie nicht verlieren.«
    »Und wir, Sir?« fragte Herrick.
    Wieder rief Luce eine Meldung: »Von
Harebell,

Sir: ›Zwei Linienschiffe!‹«
    »Wir, Thomas?«
    Herrick kam näher, damit ihn die umstehenden Offiziere nicht hören konnten. »Nehmen wir es mit beiden auf?«
    Bolitho deutete zur Kimm. »Sehen Sie sonstwo noch ein Schiff, Thomas?«
    Gilchrist kam mit seinem merkwürdighüpfenden Gang eilig nach achtern und sah Herrick direkt ins Gesicht. »Ihre Befehle, Sir?«
    Gelassen sagte Bolitho: »Klar Schiff zum Gefecht! Zehn Minuten haben Sie Zeit!«
    Gilchrist stelzte hinweg und winkte mit seinen langen Armen heftig dem Trommeljungen der Marine-Infanterie.
    Bolitho wandte sich wieder Herrick zu. »Und lassen Sie die Bramsegel setzen, Thomas. Der Feind soll sehen, daß wir scharf auf den Kampf sind.« Er hielt ihn beim Arm zurück. »Unbeschadet unserer insgeheimen Gefühle, ja?«
    Er ging zur Kampanjeleiter und stieg hinauf. In seinem Rücken erklang das Stakkato der Trommeln und unmittelbar darauf das Getrappel eilender Füße: die Mannschaft der
Lysande
r

folgte dem Alarmruf.
    Bolitho lehnte sich an die Reling und beschattete die Augen, um den sich verändernden Umriß der Schaluppe besser sehen zu können: sie wendete gerade und kämpfte sich

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